Von Holger Matthies
Gibt es doch noch eine Chance für eine Postfiliale im Bautzener Allende-Viertel? Nach Auskunft der Deutschen Post AG könnte eine vom Unternehmen im April 2004 eingegangene Selbstverpflichtung eine Möglichkeit bieten, damit das Viertel wieder eine Filiale erhält. Abhängig ist das jedoch von der Einwohnerzahl des Wohngebietes.
Die alte Filiale in der Dr. Salvador-Allende-Straße war von der Post im September 2003 geschlossen worden – die Bewohner müssen seitdem in die „Sparmarkt-Kaufhalle“ in der Bertolt-Brecht-Straße, was für viel Unmut gesorgt hatte. Auf Initiative von Annegret Grothkopp aus der Erich-Weinert-Straße 18 waren nach der Schließung über 2 000 Unterschriften von Bürgern gesammelt und an die Regulierungsbehörde in Bonn gesandt worden. Das führte aber nicht zum Erfolg (SZ vom 10. März).
Die hat die Post erfüllt – mit der „Sparmarkt-Kaufhalle“ steht ein Ersatzpartner zur Verfügung, der in weniger als 2 000 Meter Fußweg zu erreichen ist, wie Falko Ritter von der Regulierungsbehörde in Bonn auf entsprechende Messungen verwies. Im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung hat sich das Unternehmen im April des vergangenen Jahres jedoch verpflichtet, über die vom Gesetzgeber festgelegten Vorgaben hinaus Filialen zu betreiben. Eine Rolle dabei spielt unter anderem die Einwohnerzahl in zusammenhängend bebauten Wohngebieten (siehe Kasten).
Dies bestätige Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt auf Nachfrage. „Es müssten im Allende-Viertel über 3 000 Leute wohnen, dann wäre eine wichtige Voraussetzung für einen Einwand erfüllt“, sagte Hogardt. „Allerdings müsste festgestellt werden, welcher Bereich als zusammenhängend bebaut betrachtet werden kann.“ Die Bewohner von Stadtteilen wie Nadelwitz oder Auritz, die ebenfalls die Post-Filiale in der Brecht-Straße nutzen, zählten nach Aussage des Sprechers in so einem Fall nicht mit zu diesem Bereich.
Die für die Stadt Bautzen zuständige Gebietsdirektion Erfurt habe die Situation vor Ort „sehr sorgfältig geprüft“ und festgestellt, dass eine Filiale dort wirtschaftlich nicht sinnvoll sei, teilte Hogardt mit. Sollte sich jedoch nachweisen lassen, dass im Allende-Viertel in Bautzen mindestens 3 000 Leute leben, könne der Postsprecher sich vorstellen, dass die Sache von Seiten der Post noch einmal überprüft wird. Die freiwillige Selbstverpflichtung gelte nach wie vor. Bleibt die Frage, wie und von wem sich die Einwohnerzahl des Viertels auf rechtlich zulässige und verwertbare Weise ermitteln lässt.