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Neue Eigentumswohnungen für die Südstadt

In der Frauenburgstraße wird derzeit ein Haus umgebaut. Die Nachfrage ist da. Das gilt aber nicht für ganz Görlitz.

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Von Ingo Kramer

Mario Kühn hat ein Händchen für Häuser mit Familiengeschichte. Am Lutherplatz hat er vor fünf Jahren zwei Häuser saniert. In dem einen ist der heute 46-Jährige einst aufgewachsen. Jetzt packt der Geschäftsführer der MK Bauträger GmbH die Frauenburgstraße 68 in der Südstadt an. „Mein Onkel wohnt direkt nebenan und hat mir das Haus schon früher einmal gezeigt“, erzählt er. Dann hat es Kühn der WBG abgekauft. Doch Lutherplatz und Frauenburgstraße haben noch etwas gemeinsam: Es entstehen Eigentumswohnungen. „Die sind gefragt“, sagt Kühn.

In der Frauenburgstraße war diesen Monat Baubeginn. Im Dezember und Januar sollen die zehn Wohnungen nach und nach fertig werden. Trotzdem sind schon jetzt sechs Wohnungen verkauft, davon sogar zwei ohne Balkon. Von den vier Wohnungen, die noch zu haben sind, erhalten zwei einen Balkon. Die Vorteile eines frühen Kaufes sind für Kühn klar: Die Käufer bestimmen die Ausstattung und damit den Preis mit. In der generell sehr gehobenen Grundausstattung mit Eichen-Echtholzparkett und Kaminanschluss kosten die Wohnungen 1 000 Euro pro Quadratmeter. Je nach Zusatzausstattung ist der Preis nach oben offen. „Auf Wunsch bauen wir auch goldene Wasserhähne ein“, sagt Kühn.

Die Wohnungen gehen gut weg, obwohl es kein besonderes Schmäckerchen gibt, keinen tollen Ausblick auf die ganze Stadt, keine Stuckdecken oder großen Räume mit zweiflügeligen Türen. „Das Haus ist von 1929, da ist es zu jung für so etwas“, sagt Kühn. Bisher gab es in dem Haus ausschließlich Zweiraum-Wohnungen. Jetzt ändert er die Grundrisse massiv, sodass Zwei- bis Vierraumwohnungen mit Größen zwischen 50 und 125 Quadratmetern entstehen. Als Vorzüge zählt er die ruhige, grüne Lage auf, die Grundrisse, den neuen Fahrstuhl, aber auch die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten und Bushaltestellen.

Dass es bei Eigentumswohnungen in Görlitz auf die Lage ankommt, sagen auch andere Vertreter aus der Branche. Der Görlitzer Planer Hagen Aye etwa baut dieses Jahr für einen Investor sechs Eigentumswohnungen am Steinweg. Nachdem die SZ vor einem Monat darüber berichtet hatte, hat Aye viele Anrufe bekommen. „Inzwischen gibt es für jede Wohnung Anfragen“, bestätigt der Planer. Verkauft ist aber noch nichts, denn Aye hat erst vor Kurzem den Bauantrag eingereicht und hat deshalb natürlich noch nicht alle Genehmigungen. „Eigentumswohnungen in Görlitz machen Sinn, aber nicht überall“, sagt er. Nachfrage gebe es für barrierefreie und altersgerechte Wohnungen in guter Lage mit Balkon oder Terrasse sowie Pkw-Stellplatz.

Allerdings hätten Eigentumswohnungen in Görlitz einen extrem miesen Ruf, weil es viele schlecht sanierte Wohnungen aus den 1990er Jahren gebe, die nach zehn Jahren zu niedrigsten Preisen auf den Markt gekommen sind. Auch Immobiliengutachter Thomas von Skrbensky kennt die Preise: „Eigentumswohnungen in Görlitz sind für meine Begriffe als Schnäppchen für jeden anzusehen, der sie selbst nutzen möchte.“ Hier seien auch vor Kurzem noch Wohnungen für Preise verkauft worden, die weit unter den Sanierungskosten liegen. Mittlerweile habe sich das Angebot stark verringert: „Für 500 bis 600 Euro pro Quadratmeter bekommt man aber noch immer gute Wohnungen.“

Auch der Görlitzer Makler Frank-Michael Marx hat derzeit zwei Eigentumswohnungen im Angebot. Er aber sieht das Thema in Görlitz eher schwierig: „Eigennutzer suchen eher nach Einfamilienhäusern und Kapitalanleger haben Angst vor Leerstand und investieren deshalb lieber in anderen Städten.“ Auf die Lage komme es bei den Eigennutzern durchaus an, bei Kapitalanlegern weniger. Auf seinen beiden Wohnungen sitzt Marx deshalb schon etwas länger.

In der Frauenburgstraße sind bisher alle Käufer Eigennutzer. Für Kühn spielt bei dem Haus noch ein weiteres Argument eine Rolle: „Die Wohnungen müssen energieeffizient sein.“ So dämmt er rundum alle Außenwände, außerdem die Kellerdecke und das Dach. Bei der Heizung setzt er auf eine Gas-Brennwerttherme. „Damit erfüllen wir die Auflagen für ein Energieeffizienzhaus“, sagt er.Auf ein Wort