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Neue Regionalbank baut 200 Stellen ab

Freital/Kamenz/Pirna. Daran könnten sich heiratswillige, aber letztlich gescheiterte Großbanken eine Scheibe abschneiden: Ein Jahr nach den ersten Gesprächen und rund drei Monate nach Bekanntwerden der...

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Von Domokos Szabó

Freital/Kamenz/Pirna. Daran könnten sich heiratswillige, aber letztlich gescheiterte Großbanken eine Scheibe abschneiden: Ein Jahr nach den ersten Gesprächen und rund drei Monate nach Bekanntwerden der Pläne kündigten gestern die Sparkassen Freital-Pirna und Westlausitz ihre Verschmelzung zur Sparkasse Elbtal-Westlausitz an. Zuvor hatten die Kreistage in Pirna, Dippoldiswalde und Kamenz sowie der Stadtrat von Hoyerswerda ihren Segen gegeben.

Auf Platz zwei unter Sachsens Sparkassen

Das neue Geldinstitut entsteht Anfang April rückwirkend zum 1. Januar und nimmt mit einer Bilanzsumme von rund 4,7 Milliarden Euro Platz drei unter Sachsens Sparkassen ein, nach Leipzig und Dresden. Wie der designierte Vorstandsvorsitzende, Joachim Hoof, sagte, wird die Abwicklung des Privatkundengeschäfts in Freital, die des Kreditgeschäfts in Kamenz konzentriert. Sitz der neuen Bank mit über 280 000 Kunden und einem Kreditvolumen von rund einer Milliarde Euro ist Pirna. Während das Filialnetz nicht weiter ausgedünnt werden soll, kündigte Hoof einen 16-prozentigen Personalabbau an. In den kommenden Jahren fallen 200 bis 220 Stellen weg. „Betriebsbedingte Kündigungen schließen wir aus“, sagte Hoofs bisheriger Westlausitzer Kollege und künftiger Vize, Bernard Würfel. Vielmehr werden Altersteilzeit-Regelungen angestrebt und die natürliche Fluktuation genutzt. Von der Verschmelzung erhoffen sich beide Unternehmen einen Synergieeffekt von zehn Millionen Euro.

Hoof verwies auf den Strukturwandel in der Bankenlandschaft und auf verschärfte Rahmenbedingungen. Einerseits müssen die Banken wegen „Basel II“ ihr Eigenkapital erhöhen, andererseits fallen öffentlich-rechtliche Garantien weg. Damit können sich die Sparkassen nicht mehr so günstig wie bisher refinanzieren. Zu guter Letzt sind Deutschlands Sparkassen mit ihrer in internationalem Vergleich mageren Ertrags- und Rentabilitätssituation unzufrieden. Hoof ist zuversichtlich, die Eigenkapitalrentabilität des neuen Geldinstituts bis 2005 auf 15 Prozent steigern zu können. Gegenwärtig liegt sie bei beiden Banken unter zehn Prozent. Dabei will die Sparkasse ihre besondere Rolle für den Mittelstand weiterhin ausfüllen. „Wir sind und bleiben der Finanzierer der mittelständischen Unternehmen“, sagte Würfel.

Gut aufgestellt für

weitere Fusionsschlachten

Nach ihrer Flucht nach vorn sehen sich beide Sparkassen für anstehende Fusionsschlachten „sehr gut aufgestellt“. Der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband rechnet damit, dass von den 72 Sparkassen zwischen Rügen und Zittau in fünf Jahren nur noch 25 übrig bleiben werden. „An uns kommt jetzt in Sachsen keiner vorbei“, zeigte Hoof gestern Selbstbewusstsein. Obwohl die Sparkassen Dresden, Meißen, Bautzen und Niederschlesien als potenzielle Partner gelten, würden laut Hoof „keine Gespräche“ geführt. Doch das könnte sich rasch ändern. Denn wenn in der Leipziger Gegend eine weitere Sparkassenhochzeit über die Bühne geht, dürfte sich der Druck auf Dresden und die anderen erhöhen.

Nach Erträgen in Millionenhöhe in den Jahren zuvor schließt die Sparkasse Freital-Pirna 2002 mit einer „schwarzen Null“ ab. Schuld daran sei unter anderem das Hochwasser. Die Sparkasse Westlausitz baute ihren Vorsteuer-Ertrag von 5,2 auf 5,7 Millionen Euro aus.