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Neue Rettungsleitstelle löst digitales Funkproblem nicht

Herr Ullrich, Sie haben sich mit dem Problem der Störung des Funkverkehrs schon öfter befasst. Warum schließen Sie eine mutwillige Störung des BOS-Funks, den unter anderem Polizei und Feuerwehr nutzen, aus? Diese digitalen Signale werden in einem Bruchteil einer Sekunde ausgestrahlt.

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Herr Ullrich, Sie haben sich mit dem Problem der Störung des Funkverkehrs schon öfter befasst. Warum schließen Sie eine mutwillige Störung des BOS-Funks, den unter anderem Polizei und Feuerwehr nutzen, aus?

Diese digitalen Signale werden in einem Bruchteil einer Sekunde ausgestrahlt. Wer sie stören will, müsste den ganzen Tag gezielt abwarten und sofort reagieren. Das ist eigentlich nicht möglich. Und wer flächendeckend stört, ist sofort ortbar. In Markersdorf ist eine fernbedienbare Abhörstation der Bundesnetzagentur. Die könnte man um Amtshilfe bei Störsendern bitten.

Sie bemängeln eine verbesserungswürdige Abstimmung der Frequenzen mit den Nachbarländern Polen und Tschechien. Was müsste Ihrer Meinung nach besser funktionieren?

Die Bundesnetzagentur vergibt die Frequenzen nach einem Plan. Sie legt fest, welcher Funkdienst unter welcher Frequenz senden darf – wie beispielsweise Zittauer Fuhrunternehmer oder Funkamateure. In Polen und Tschechien ist es ähnlich. Aber alle drei Länder koordinieren untereinander ihre Frequenzpläne nicht 100-prozentig.

Sie berichten, dass immer mehr Funknutzer, wie der Tagebau Turow, die Straßenbahn Liberec und andere die Frequenzen nutzen. Könnte man das nicht auch verhindern?

Wenn man sich grenzübergreifend untereinander abstimmt – ja. Die Grube Turow sendet zum Beispiel unter 151 Megahertz. Dort werden auch Handfunksprechgeräte und Funkgeräte bei den Baggerfahrern benutzt. Da gibt es Geräte mit 500 Meter bis drei Kilometer Reichweite. Aber bei Überreichweiten können solche Geräte schon mal bis zu 100 Kilometer senden. Fast jeden Monat gibt es Hochdruckwetterlagen. Die beeinflussen den Funkverkehr. Das Problem ist: Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass solche Geräte kurz senden und nur bestimmte Reichweiten haben. Sprechfunk wird über Relaisfunkstellen verbreitet. So ist er in allen Regionen flächendeckend nutzbar. Sonst könnte die Lückendorfer Feuerwehr nicht bis zur Rettungsleitstelle in Löbau senden.

Was sagen Sie: Löst sich das Problem mit dem Bau der Rettungsleitstelle in Hoyerswerda durch bessere Technik?

Nein. Dann wird es eher schlimmer. Aufgrund der Entfernungen werden noch mehr Relaisstationen gebraucht. Die sind notwendig. Denn beim Digitalfunk ist es grob gesagt wie beim Digitalfernsehen – entweder das Signal liegt an, und man hat ein Bild oder nicht. Deshalb braucht es die Relaisstationen als Verstärker. Aber die sind noch anfälliger auf andere Sender.

Das Gespräch führte Holger Gutte.