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Neue Schleifen für den Globus

Großröhrsdorf. Die Bandweberei Fa. Schurig erweitert ihre Produktion für 1,7 Millionen Euro.

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Von Reiner Hanke

Wie ein roter Faden ziehen sich derzeit Weihnachtsfarben durch die Produktion der Weberei F. A. Schurig in Großröhrsdorf. Es ist Hochsaison in der Produktion. Das macht die Grenzen besonders deutlich, an die der Betrieb an seinem traditionellen Standort in der Rödertalstadt stößt. Rund um die Uhr rattern die Maschinen. Aber das reicht kaum noch, um die Nachfrage zu befriedigen: „Wir haben Anfragen von Großkunden aus Deutschland und Frankreich, die mit den vorhandenen Maschinen und dem Personal nicht mehr realisierbar sind“, sagt Manager Frank Tietze. Deshalb hat hinter dem Firmengebäude an der Radeberger Straße der Bau eines neuen zweigeschossigen Produktionsgebäudes begonnen. Insgesamt sollen 1,7 Millionen Euro in den Bau und neue Technik fließen.

Ungebremste Schenklaune

Gerade die Deutschen sind derzeit in ungebremster Schenklaune und brauchen kilometerweise Band für stilvolle Verpackungen. Anja Gebhardt ist froh darüber. Seit diesem Jahr hält die Enkelin von Seniorchef Christian Tietze die Fäden im Familienunternehmen in der Hand und sagt: „Wir dürfen den Trend nicht verschlafen. Kunden, die wir jetzt bei Lieferengpässen vertrösten, sind schwer zurückzugewinnen“, fürchtet sie. Immerhin hängen über 100 Arbeitsplätze und bald noch einige mehr am Bandgeschäft. „Die Leute sollen mit uns eine Zukunft haben“, sagt Anja Gebhardt. Seniorchef Christian Tietze ergänzt: „Die Verantwortung ist riesig, Managementfehler würden sich katastrophal auswirken.“

Bisher hatten die Großröhrsdorfer eine feine Nase: Allein in den vergangenen zwei Jahren ist das Geschäft rasant gewachsen. 170 Millionen Meter Band produziert Schurig derzeit jährlich. Das sind 40 Millionen zusätzliche Band-Meter. Damit könnte die verpackungswütige Kundschaft den Globus glatt viermal umwickeln – wie ein Päckchen. Der Umsatz stieg zugleich von 5 auf 6,8 Millionen Euro.

Anja Gebhardt: „Wir müssen wirklich mit jedem Quadratmeter rechnen, so beengt ist unser Platz zurzeit.“ In der Färberei zum Beispiel drängt sich Maschine an Maschine, Stapel mit Silber- und Goldband machen die schmalen Gänge zu engen Schläuchen. Daneben laufen Geschenkbänder zu Dutzenden nebeneinander über Walzen und Spindeln.

Noch mauern die Bauleute mit speziellen Schallschutzziegeln am Rohbau. Die innerstädtische Lage sei durchaus problematisch für die Nachbarn und machen jede Investition wegen des Lärmschutzes teurer. Anja Gebhardt: „Wir haben uns aber entschieden, dem Standort treu zu bleiben und nehmen die Sorgen der Leute ernst.“ Ein Umzug komme nicht infrage.