Von Jörg Stock
Still liegen die Flure in Harthas Grundschule. Ferienruhe. Nur in einem Zimmer klappert die Computer-Tastatur. Durch die offene Tür sieht man eine blonde Frau am Bildschirm sitzen. Sie heißt Manuela Buchsbaum und hat gerade erst ihre Arbeit aufgenommen.
Die Freitalerin Manuela Buchsbaum, 48, ist die neue Leiterin der Grundschule „Bernhard Hantzsch“. Noch ist ihr Büro ziemlich kahl, bis auf eine voluminöse Grünpflanze. Ansonsten dominieren Papiere und Ordner, Schatten des neuen Schuljahrs. Nächsten Montag startet schon die Vorbereitungswoche für das Lehrerkollegium.
Harthas Grundschule hat unstete Jahre hinter sich. Seit 2007 wechselten die Schulleiter in rascher Folge. Wegen anhaltender Krankheit der letzten Chefin führte der Seifersdorfer Grundschulleiter Torsten Teubner das Haus kommissarisch. Jetzt hoffen alle auf langfristig stabile Verhältnisse. Das hat auch Manuela Buchsbaum gespürt, etwa bei den Begegnungen mit den Eltern. „Alle sind froh und haben mich sehr nett begrüßt“, sagt sie.
Lust auf mehr Verantwortung
Manuela Buchsbaum ist nicht von den Schulbehörden nach Hartha delegiert worden. Sie hat sich selbst beworben. An ihrer alten Schule, der Schule zur Lernförderung in Freital, hatte sie zwölf Jahre gearbeitet, zuletzt nebenher für das Fach Ethik studiert. Danach war es einfach Zeit für eine Neuorientierung, sagt sie. „Ich wollte mehr Verantwortung übernehmen.“
Manuela Buchsbaum ist schon 27Jahre Lehrerin. Sie stammt nicht aus einer Pädagogenfamilie. Ihr Vater arbeitete im Stahlwerk, ihre Mutter im Handel. Einer ihrer Lehrer brachte sie auf den Beruf. Nach der Ausbildung arbeitete Manuela Buchsbaum in Dresdner Grundschulen. Im Jahr 1998 wechselte sie dann an die Freitaler Förderschule.
Für die Arbeit dort musste Manuela Buchsbaum viel dazu lernen, sich weiter qualifizieren. Lernbehinderung hat verschiedene Spielarten, sagt sie. Etwa Lese-Rechtschreib-Schwäche, Hyperaktivität, Autismus, aber auch Schulverweigerung, durch dauerndes Stören im Unterricht oder durch Schwänzen. Die Anforderungen an die Pädagogen sind immens. Sie müssen versuchen, trotz aller Widrigkeiten jeden einzelnen Schüler so gut es geht zu fördern.
Wird sich da die Arbeit im eher beschaulichen Hartha nicht wie Urlaub anfühlen? Nein, so sieht das Frau Buchsbaum nicht. Sie wird neue Aufgaben übernehmen müssen, vor allem die Organisation des Lehrbetriebs. Etwa zwei Drittel der Arbeitszeit nimmt diese Arbeit wohl in Anspruch, schätzt sie ein. Nur gut ein Dutzend Schulstunden wird die Chefin selbst geben, Englisch und Ethik. Auf die freut sie sich umso mehr. Die Kinder kommen gern in diese Schule, das hat sie in den letzten Tagen des alten Schuljahres beobachtet. Die Lust am Lernen sei sehr groß, sagt sie.
Zwei Klassen mit Abc-Schützen
Bis in den Harthaer Schulfluren wieder Trubel herrscht, ist noch einiges zu erledigen. Vor allem wird ein zusätzliches Klassenzimmer gebraucht, denn die Schule nimmt dieses Jahr zwei Klassen mit Abc-Schützen auf.
Ausgleich zum Alltagsstress will Manuela Buchsbaum wie bisher im familieneigenen Gartengrundstück in Freital-Schweinsdorf finden. Gärtnern hilft beim Abschalten, sagt sie. Allerdings nur, wenn nicht gerade Rehe die Blumenpracht als Kompott verspeist haben.