Neue Schutzgebiete im Nationalpark

Durch das Weißbachtal an der sächsisch-tschechischen Grenze führt ein wunderschöner Wanderweg. Er ist markiert mit einem gelben Strich auf weißem Grund und verbindet die hintere Sächsische Schweiz um Hinterhermsdorf mit der hinteren Böhmischen Schweiz bei Brtniky (Zeidler). Das Gebiet unterliegt aber zugleich dem strengsten Schutz im Nationalpark. Denn es ist Teil der Kernzone oder Ersten Zone, wie es in Tschechien heißt. Hier dürfen Wanderer die markierten Wege nicht verlassen, sonst droht eine saftige Strafe. Noch. Läuft alles wie geplant, können sich Wanderer ab nächstem Jahr hier frei bewegen. Denn der Nationalpark Böhmische Schweiz plant den Schutzstatus dieses Gebietes herabzusetzen. Dies ist Teil einer Neuordnung aller Schutzzonen.

Davon soll es künftig vier geben: die Naturzone mit dem strengsten Schutz, eine naturnahe Zone, eine Zone konzentrierter Pflege und eine Kulturlandschaft-Zone mit dem niedrigsten Schutzstatus. „Die Neuordnung klärt, wo und in welcher Intensität in die Natur eingegriffen wird“, sagt Tomas Salov, Sprecher des Nationalparks Böhmische Schweiz.
Fakten schaffen bis Jahresende
Damit im Zusammenhang steht auch eine Neuordnung der erwähnten Ersten Zone, wo die menschlichen Eingriffe minimal sind und die Natur möglichst sich selbst überlassen wird. „Zu der Neuordnung verpflichtet uns das neue Gesetz zum Schutz der Natur und Landschaft“, erklärt Salov. Er räumt aber auch ein, dass speziell die Ersten Zonen der Besucherlenkung dienen. Während an beliebten Zielen wie dem Prebischtor oder in den Klammen an manchen Tagen der Naturschutz an seine Grenzen stößt, können sich Wanderer in manchen Gegenden vor allem der hinteren Böhmischen Schweiz nahezu allein bewegen. „In Zukunft werden die Ersten Zonen Ruhegebiete heißen“, kündigt Salov an. Ihre Ausdehnung schrumpft dabei auf deutlich unter ein Fünftel der Gesamtfläche, genauer auf 15,6 Prozent.
Neben dem erwähnten Gebiet im Weißbachtal fällt neu auch das Gebiet um den Koliste bei Jetrichovice (Dittersbach) aus dem strengen Schutz heraus. „Das hängt mit einer neuen Methodik zusammen, die für die Ruhegebiete eine möglichst kompakte Fläche vorgibt. Abgetrennte Inseln fallen damit also weg“, erklärt Salov. Auf diese Weise ist auch der markante Ruzovy vrch (Rosenberg) neu nicht mehr Teil des Ruhegebietes. Besteigen darf man ihn trotzdem nur auf dem markierten Weg. „Denn bei ihm handelt es sich um ein Nationales Naturreservat, was dem strengen Schutzstatus des Ruhegebietes entspricht. Wir beseitigen also nur eine Dopplung“, sagt Salov.

Im Gegenzug wird das Ruhegebiet westlich von Doubice (Daubitz) vergrößert. „Das wird Besucher minimal tangieren. Der Großteil von ihnen bewegt sich dort schon jetzt auf markierten Wegen“, sagt Salov. So entsteht ein großes, kompaktes Ruhegebiet, das zu großen Teilen an die Kernzone der Sächsischen Schweiz angrenzt. Das hat seinen Sinn, wie Tomas Salov betont: „Je größer das Ruhegebiet, umso besser die Bedingungen für einen ungestörten Verlauf natürlicher Prozesse.“
Die Neuordnung soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Während sie in der Böhmischen Schweiz vergleichsweise konfliktfrei verläuft, ist sie in den anderen drei Nationalparks umstritten. So ist die Erste Zone im Böhmerwald (Sumava) schon heute deutlich größer. Und im Riesengebirge soll das künftige Ruhegebiet um drei Prozent größer werden als die heutige Erste Zone. Damit soll vor allem der Bestand des Birkhuhns stabilisiert werden. Der Nationalpark Böhmische Schweiz ist der kleinste und zugleich jüngste in Tschechien. Neben Böhmerwald und Riesengebirge hat auch noch das Flussgebiet der Dyje (Thaya) in Südmähren den höchsten Schutzstatus.

Mehr lokale Themen: