Von Maik Brückner
Ich bin enttäuscht und innerlich wütend.“ Rena Mählmann kann es immer noch nicht fassen. Ein Jahr kämpfte sie für den Erhalt der Mittelschule Glashütte. Nun soll alles umsonst gewesen sein. Das will die Elternsprecherin der Mittelschule nicht hinnehmen. Kurzfristig hat sie Eltern und Schüler zu einem Treffen heute Abend in die Aula eingeladen. Gemeinsam wolle man beraten, wie die Schließung noch verhindert werden kann. Frau Mählmann denkt auch an die Teilnahme an einer Demonstration vor dem Kultusministerium.
In dem wurde der Brief verfasst, der Wut und Bestürzung in der Uhrenstadt auslöste. Obwohl sich in Glashütte 22 Schüler für das kommende Schuljahr angemeldet haben, darf die Schule keine fünfte Klasse bilden. Mehr noch: Zum 31. Juli 2006 soll die Schule für immer schließen. Für eine Ausnahmegenehmigung gebe es „keine Anhaltspunkte“, zitierte der amtierende Bürgermeister Andreas Loose (CDU) am Montagabend in der Stadtratssitzung aus dem Schreiben. Für Rena Mählmann ist das wie eine Ohrfeige. „Wir haben Lösungsvorschläge unterbreitet, in dem wir mit der Mittelschule Reinholdshain eine Fusion eingehen wollten und immer noch wollen“, sagt sie (siehe Kasten). Auch Loose ist enttäuscht. „Wir haben uns mächtig Gedanken gemacht“. Das Ministerium habe alles mit einem einzigen Satz abgetan. Auch die Lehrer wollten es nicht wahr haben. Robert Sender forderte im Namen seiner Kollegen Unterstützung ein. Gemeinsam mit den Räten legte er in der Stadtratssitzung Argumente für eine Ausnahmegenehmigung vor. Sollten Glashütter andere Schulen besuchen, verlängere sich die Anfahrt erheblich, sagte Sender. So bräuchte man von Börnchen nach Dipps hin und zurück zwei Stunden. Solche langen Fahrzeiten führten „zu zunehmendem Frust“.
Glashütte hingegen habe mit dem Bus- und Zuganschluss eine ideale Anbindung, so Sender. Darauf verwies auch Stadtrat Franz Brand (CDU). Er könne sich noch gut an die Tage erinnern, als die Müglitztalbahn wieder in Betrieb genommen wurde. Damals wurde auch auf ihre Bedeutung für den Schülerverkehr verwiesen. Sollte es im Müglitztal jetzt keine Mittelschule mehr geben, wäre das in dieser Hinsicht „eine verlorene Investition“ gewesen, sagte Brand. Ähnlich könnte man fast Chemiekabinett und Turnhalle einstufen, die beide noch ganz neu sind.
Sender zeigte aber auch sein Unverständnis gegenüber der Schulpolitik. Wird das Schulnetz wie angekündigt ausgedünnt, gebe es eine Ungleichbehandlung der Schüler im ländlichen Raum gegenüber denen in den Großstädten, glaubt er. Auch die Absenkung des Notendurchschnitts von 2,0 auf 2,5 für den Gang aufs Gymnasium kann er nicht nachvollziehen. „Das ist durchaus bewusst so gemacht worden“, so Sender. Allein der Glashütter Schule seien zehn Schüler verloren gegangen. Unklar sei auch, an welche Schulen diejenigen zurückkehren werden, die das Gymnasium nicht schaffen.
Sender kritisierte auch, dass man das Engagement bei der Integration von hyperaktiven Schülern nicht honorierte. Er fragte, was nun aus den Schülern und seinen Kollegen werden solle. Zudem könne er sich nicht vorstellen, dass ein Industriestandort wie Glashütte keine Mittelschule habe. Diese Ansicht teilten sowohl Brand als auch Stadtrat Uwe Ahrendt (CDU), Geschäftsführer der Uhrenfirma Nomos. Ahrendt sagte, dass nicht nur seine Firma inzwischen schriftlich begründet habe, weshalb man die Schule in der Stadt braucht.
Unterschiedlicher Ansicht waren die Stadträte, wie man weiter verfahren soll. Udo Herm (parteilos) mahnte mehr Druck aufs Ministerium an. Die Stadt müsse viel mehr in die Öffentlichkeit gehen. „Ich sehe nur darin eine Chance“, sagte er. Loose hingegen setzt auf Diplomatie. Er kündigte an, dass er sich heute mit Frau Mählmann, Lehrern und dem Schulleiter treffen will, um nochmals alle Argumente für die Schule zusammenzutragen.