Bunte Bilder mit blond gelockten Engeln verdecken die Sicht auf dicke Eisengitter. An der Wand hängt ein geschwungenes Holzkreuz. Ein grüner Trieb ist geblieben und symbolisiert Hoffnung im tristen Zeithainer Gefängnisalltag. Die Gefangenen selbst haben den neuen Andachtsraum im Rahmen der Kunsttherapie gestaltet, seit einigen Wochen wird er bereits rege genutzt.
Der evangelische Pfarrer Fritz Rainer Neumann veranstaltet hier Gesprächsrunden, hält Gottesdienste. Das Angebot wird gut angenommen, obwohl die wenigsten der derzeit 330Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) einer Kirche angehören, sagt er.
Kommentare während Predigt
Vielleicht sind die Gottesdienste deshalb nicht mit jenen in einer „normalen“ Kirche zu vergleichen. Nicht nur, dass Pfarrer Neumann immer einen dicken Schlüsselbund bei sich trägt, mit dem er sich auf dem Weg zum Andachtsraum langsam durch all die Eisentüren vorarbeitet.
Die Gefangenen fragen auch nach während einer Predigt, kommentieren Gottes Worte. „Es ist sehr lebendig. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen“, so der Pfarrer, der vorher in der Krankenhausseelsorge tätig war. Hier in Zeithain musste er zudem auch erst einmal mit den zum Teil großen sprachlichen Barrieren klar kommen. Es wird viel Russisch gesprochen in der JVA, in früheren Zeiten auch viel Arabisch.
JVA-Leiter Bernd Schiebel ist froh über den religiösen Beistand für die Gefangenen. Mit Pfarrer Neumann und dem katholischen Ordensbruder Pater Rupert – er verlässt jetzt aber die JVA, ein Nachfolger steht schon bereit – sei die Anstalt gut versorgt, beide wären sehr engagiert.
Lange Zeit gab es in der Zeithainer Anstalt eine solche intensive Beschäftigung mit der Kirche nicht, auch ein Raum für die Andacht fehlte. „Das war ein echtes Defizit, das wir jetzt behoben haben“, so Schiebel. Das Angebot trage zu einem entspannteren Vollzug bei.
Besuch bis vier Stunden
Die Gefangenen in Zeithain haben eine Strafe bis zu fünf Jahren zu verbüßen, stammen zum Großteil aus dem Raum Dresden, Chemnitz, Leipzig. In Zeithain sind sie in Einzel- oder Zweimannzellen untergebracht. Jeden Monat steht ihnen ein Besuch von bis zu vier Stunden zu.A. Becker