Neuer Ebersbacher Bahnhof - in Mini

Ebersbach. Beim Durchsehen privater alter Unterlagen fand Ulrike Scholz einen originalen Gleisplan für den Bahnhof Ober-Mittel-Ebersbach. Nicht lange danach kam eine Postkarte von dem Ingenieur zum Vorschein, der diesen Plan entwickelt hatte. "Er bedankt sich darin bei meiner Urgroßmutter Emma Behla für die freundliche Aufnahme und das Quartier während seiner Vermessungsarbeiten für den Bahnhof", erzählt Ulrike Scholz. Sie war von der Idee eines Gleisanschlusses in Ebersbach, wie er Anfang des 20. Jahrhunderts mal geplant war, von klein auf fasziniert.
Heute weiß man noch viel über Bahnhof und Bahndamm. Letzterer gibt einer Straße den Namen und ist als Relikt noch zu erkennen. Der Heimat- und Mühlenverein stellte dort eine Info-Tafel auf. Oberschullehrer Michael Preußner veröffentlichte im Großenhainer Stadt- und Landkalender seinerzeit einen umfassenden Beitrag. Im Internet unter www.sachsenschiene.de kann man zudem das Werden und Vergehen der Pläne und Bauarbeiten zur Nord-Ost-Bahn studieren.
Bei ihren eigenen Nachforschungen kam Ulrike Scholz mit Lutz Otto aus Nünchritz in Kontakt. Otto ist nicht nur Angestellter bei der Deutschen Bahn, sondern auch Modellbahner. "So entstand die verrückte Idee, mit dem alten Bahnhofsplan das Ebersbacher Gelände als Modell wieder aufleben zu lassen", erzählt die Hobbyforscherin. Der Plan wurde daraufhin im Maßstab 1:120 vergrößert. Tischler Roland Drobisch fertigte einen Unterbau für das Diorama. Familie Tennert, die heute im ehemaligen Bahnhof und späteren BHG-Gebäude wohnt, gab ebenfalls Unterstützung durch alte Fotos und Erläuterung.
Die Einschränkungen durch Corona treiben das Projekt nun weiter voran. Die kleine Modellanlage wächst im TT-Maßstab. Ulrike Scholzes Aufruf nach Mitarbeit brachte positive Reaktionen. Rasch meldeten sich weitere Mitstreiter. Baumaterial wird angeboten. Und so wächst der kleine Nachbau aus der Zeit nach 1920 Schritt für Schritt. Erste Gleise sind verlegt, der Bahndamm ist genauso aufgebaut wie Schranken und Elektrik. Fingerfertigkeit wurde dabei mit Tricks erfahrener Bastler gelernt. Zwei Jungs (11) und eine Mutter sind gut zurechtgekommen, so die Ebersbacher.
"Nun werden Gestalter der Landschaft und des Hintergrundes und auch Texter für Infomaterial gebraucht", sagt Ulrike Scholz, die als Chefin im Werkzeugbau Behla arbeitet. Gerade wenn man derzeit gezwungen ist, zuhause zu wirken, hat der eine oder andere vielleicht noch Zeit, mitzumachen.
Inzwischen hat Lutz Otto den Grundaufbau der kleinen Anlage hergestellt. Bahndamm, Straße, Brücke und Bach sind in ersten Ansätzen gut zu erkennen. Zur Probe hat er ein gekauftes Bausatz-Gebäude als Platzhalter für den späteren richtigen Bahnhof eingesetzt. Der Nünchritzer wollte auch probieren, wie Haus und Bahndamm ineinandergesetzt werden können. "Beim Verlegen der Gleise kämpfte er um Millimeter, damit die genormten Bögen und Abstände auf die Anlage passen", berichtet Ulrike Scholz.
Sobald die Corona-Krise vorüber ist, seien die „Hausaufgaben“ bzw. Übungen der einzelnen Mitstreiter gemacht. "Dann können wir endlich gemeinsam an die Gestaltung gehen", freuen sich die Ebersbacherin. Schon haben die Erbauer erste Gedanken, was mit dem fertigen Diorama passieren soll. Zur Weihnachtszeit könnte es im Gemeinderaum beim Weihnachtsmarkt ausgestellt werden. Bei Klassentreffen könnten kleine Vorträge zur Geschichte gehalten werden. Da kann Ulrike Scholz selbst viel erzählen, denn ihr Vater Karl-Otto Behla hat mit seinem Werkzeug- und Formenbau einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte der Modelleisenbahn in der DDR geleistet.

Jetzt zur Osterzeit beschäftigt sich die Ebersbacherin noch mit einem weiteren Bastelhobby: "Seit Wochen gibt es bei mir nur noch Rührei, weil ich die Eierchen zu Dekozwecken auspuste", scherzt sie. Im Bastelschrank von ihr gibt es ganz viele verschiedene Farben, Nagellacke, Glitzersteinchen. "Und noch so manches Blinki Blinki." Daraus sind attraktive Ostergehänge geworden.
Liebe Leser, mit welchem Hobby vertreiben Sie sich die Zeit während der Corona-Einschränkungen? Schreiben Sie uns und mailen Sie vielleicht ein Foto an [email protected]
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