Von Tobias Winzer
Sieht so die Zukunft auf Dresdens Straßen aus? Wenn Professor Matthias Klingner den Elektro-BMW beschleunigt, zieht er an wie ein sehr leiser Sportwagen. Nimmt der Fahrer den Fuß vom Gas, sorgt die Bremsleistung des Motors dafür, dass Energie in die Batterie zurückfließt. „Was Elektromobile angeht, bin ich skeptisch“, sagt der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) im Dresdner Süden. „Aber dieses Auto ist schon ein deutlicher Fortschritt.“
Zu Forschungszwecken hat der Freistaat den Wissenschaftlern Anfang Juni zwei Elektroautos geschenkt – zum Stückpreis von 35 000 Euro. Weitere 14 bekommen die Stadtverwaltung, die Technische Universität und die Wirtschaftsförderung Sachsen. Es ist eines von sieben Dresdner Projekten zur Förderung der Elektromobilität, für die Bund, Freistaat und Wirtschaft rund zehn Millionen Euro nach Dresden überweisen.
Ziel 1: Elektromobile in Dresden bekannter machen
„Die Elektro-Autos sind eine Facette, um weg von den fossilen Brennstoffen zu kommen“, sagt Klingner. Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu bringen. In Dresden müssten es demnach rund 5.000 sein. Bislang sind aber gerade einmal knapp 200 registriert. Deswegen sollen die 16 neuen Elektro-Autos vor allem Werbung für sich selbst machen. Sie werden in den Fuhrparks eingesetzt und sollen möglichst viele Mitarbeiter sowie deren Familien und Freunde begeistern.
Ziel 2: Stationen für schnelles Nachladen entwickeln
Bislang gibt es in Dresden 18 Stromtankstellen, die meisten betrieben von den Stadtwerken Drewag. Einmal volltanken kostet hier etwa sechs Euro. „Es gibt aber noch viel zu wenige Ladestationen“, sagt Klingner. Er hofft, dass die Energieversorger nachziehen, wenn in der Stadt mehr E-Mobile unterwegs sind. Außerdem arbeiten die Forscher an neuen Ladesystemen.
Im Emsland entwickelt das Fraunhofer IVI zum Beispiel Induktionsschleifen, die in die Straße eingelassen sind. Damit können E-Mobile während der Fahrt nachgeladen werden. „In Dresden könnte man so etwas zum Beispiel an Kreuzungen einbauen“, so Klingner. Die Wartezeit an roten Ampeln wäre dadurch sinnvoll genutzt.
Ziel 3: Mehr Batterie-Power durch cleveres Fahren
Größtes Manko der E-Mobile ist die Batterieleistung. Selbst die besten Strom-Autos schaffen kaum mehr als hundert Kilometer Reichweite. Dies soll sich durch mehrere Forschungsprojekte ändern. Erstens arbeiten Wissenschaftler weltweit an leichteren und leistungsstärkeren Batterien, darunter auch das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden. Zweitens werden Bauteile der Fahrzeuge leichter gemacht, um Gewicht zu sparen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe lassen gerade einen ihrer Busse von TU-Forschern umbauen und zum Beispiel mit Leichtbau-Felgen ausstatten. Der Innovationsbus soll voraussichtlich ab Jahresende auf der Linie 64 rollen.
Drittens soll die Batterieleistung durch cleveres Fahren voll ausgereizt werden. Deswegen wird in die 16 E-Mobile, die der Freistaat jetzt finanziert hat, Messtechnik eingebaut. Irgendwann, so der Plan, könnte ein Computer dem Fahrer Tipps geben, wann es sinnvoll wäre, den Fuß vom Gas zu nehmen und Energie zu sparen.
Ziel 4: Handy-App für elektrische Fuhrparks programmieren
Autos in Firmen-Fuhrparks werden oft nur für kürzere Strecken genutzt und stehen zwischendurch lange ungenutzt herum – perfekte Voraussetzungen für die Batterien der E-Mobile. Die Fraunhofer-Forscher um Professor Klingner wollen deswegen eine Handy-App entwickeln, mit der elektrische Fuhrparks koordiniert werden können.
Den Mitarbeitern der Unternehmen soll zum Beispiel angezeigt werden, wann das nächste Elektrofahrzeug frei ist, wie hoch der Ladestand der Batterien ist und wo sich die nächsten Stromtankstellen im Stadtgebiet befinden. Das Handy-Programm soll nächstes Jahr fertig sein und zum Beispiel in App-Stores zum Herunterladen bereitstehen.