Von Matthias Weigel
Für mächtig Krach im Gemeinderat sorgte am Mittwoch ein Antrag der offenen Bürgerliste. Die wollte den Beschluss für die Vergabe der Planung an die Architektin Kathrin Petzold wieder rückgängig machen. „Wir sehen darin einen Verstoß gegen den Beschluss, die Kita am wirtschaftlichsten Standort zu errichten“, sagte Lothar Israel. Denn bei der Entscheidung für die alte Schule und gegen das Schloss, habe die Kostenschätzung für die Schule 100000 Euro betragen. „Wir reden heute für die ursprüngliche Variante aber schon von 250000 Euro“, sagte Israel.
Keine neuen Argumente
Bürgermeister Michael Eisold (CDU) bat darum, den Beschluss zu erhalten. „Das führt doch nur zu weiteren Verzögerungen und verursacht zusätzliche Kosten“, sagte er. Auch bezweifelte er, dass es in der Diskussion neue schlagkräftige Argumente geben würde. Eisold verwies zudem darauf, dass ein zweiter Architekt namens Richter zum anfänglich gleichen Ergebnis von 100000 Euro gekommen wäre. „Außerdem ging es damals um eine Schätzung, jetzt reden wir von einer Berechnung.“ Er bat darum, die erzielte Umsetzung des Bürgerentscheides nicht bei jedem Problem in Frage zu stellen. Die Fördermittel stünden außerdem schon bereit – ein vorzeitiger Baubeginn in den nächsten Wochen sei genehmigt.
Die PDS und Bürgerlistenvertreter wollten das nicht so gelten lassen. Detlef Jahn warf gar den Begriff „Betrug“ in den Raum. Jürgen Kötzing erboste sich darüber, dass man nun eine abgespeckte Variante durchzuboxen versuche. „Das wird doch nur wieder ein Kaninchenstall.“ Gert Tauchmann betonte die Unfähigkeit von Architektin Petzold. „Wer nach einem Jahr noch den Hinweis braucht, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist meiner Meinung nach vollkommen unfähig für das Vorhaben.“
Thomas Redmer (CDU) fühlte sich vom Begriff „Karnickelstall“ provoziert. „Wir bauen nach gesetzlichen Richtlinien für eine Kita. Somit wird es doch kein Stall.“ Frank Dressler (CDU) betonte, dass es auch Architekt Richter am Ende nicht hätte anders machen können.
Israel warf ein, dass die Rechtssprechung bis 20 Prozent Abweichung toleriere. „Hier liegen wir bei über 100 Prozent.“ Kötzing wies darauf hin, dass nicht einmal ein Raum für die Erzieherinnen vorgesehen sei. „Wenn bei der alten Schule die Kosten explodieren, wird es akzeptiert. Beim Schloss durfte das alles nicht sein“, kritisierte Detlef Jahn die CDU scharf, die eine Kita im Schloss – jedoch begründet – ausgeschlossen hatte. „Die Abwägung zwischen Schloss und Schule erfolgte auf Grundlage der Zahlen damals“, ergänzte Lothar Israel. Jetzt lägen neue Zahlen vor – und so lange niemand das Schloss wirklich durchrechne, sei alles andere nur eine fadenscheinige Behauptung der CDU.
Abgespeckte Version kommt
Der Gemeinderat stimmte schließlich über den Bürgerlisten- Antrag ab. Mit sieben Gegenstimmen bei sechs Zustimmungen wurde er abgelehnt. Bürgerlisten-Sprecher Steffen Jakob war übrigens wegen Urlaubs nicht anwesend.
Mit sechs Gegenstimmen setzte die CDU-Mehrheit daraufhin einen Beschluss durch, die Kita in der alten Schule abgespeckt in den Räumen des alten Ortsamtes einzurichten. Die Ärztin kann so im Gebäude gehalten werden. Der Ausbau erfolgt nun für rund 115000 Euro für 18Kinder. Ein weiterer Ausbau sei bei Bedarf möglich, hieß es.
Im Herbst 2004 war die Kita im Schloss Seifersdorf wegen Sicherheitsproblemen geschlossen worden. Die Awo als Träger nahm die Kinder in der Kita Lomnitz auf. Im September 2005 hatten sich die Einwohner von Wachau per Bürgerentscheid mehrheitlich dafür entschieden, in jedem Ortsteil – also auch in Seifersdorf – eine Kita zu haben.