Bolivien-Rückkehrer startet in Niesky durch

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen. Martin Schröter ist trotz seiner erst 32 Jahre schon viel herumgekommen in der Welt. Fast hätte er in Südamerika dauerhaft Fuß gefasst. Doch nun ist der gebürtige Görlitzer, der seine Kindheit und Jugend in Niesky verbracht hat, wieder hier. In der alten Heimat soll es jetzt beruflich vorwärtsgehen. Von der Corona-Krise lässt sich der junge Mann dabei nicht hindern.
Zuerst Tischler im freiwilligen Auslandsjahr
Schröter ist gelernter Holzmechaniker, hat eine IHK-Ausbildung absolviert und war dann im Görlitzer Waggonbau als Tischler angestellt. Ein freiwilliges Auslandsjahr verschlug ihn nach Bolivien. "Ich habe dort in meinem Beruf in einem Kinderheim gearbeitet und den Jungs dort Sachen beigebracht, die sie in ihrem späteren Leben immer brauchen können", erzählt er von dieser für ihn sehr prägenden Zeit.
Gegen Ende seines Aufenthaltes wurde er in einer neuen Werkstatt eingesetzt, die sich auf das Knüpfen von Armbändern spezialisierte. "Von denen habe ich viele nach Deutschland mitgebracht, sie hier verkauft, Spenden gesammelt und Vorträge gehalten und das so eingenommene Geld dann nach Bolivien geschickt."
Mit eigener Tischlerfirma in Bolivien erfolgreich
Drei Monate hielt es Martin Schröter in Niesky aus, dann kehrte er zurück nach Südamerika. Der Antrieb war nicht nur seine Neugier, sondern auch ganz privater, persönlicher Natur. Denn während seines Freiwilligendienstes hatte er seine zukünftige Frau kennengelernt. Dies ließ ihn längerfristig am anderen Ende der Welt bleiben. "Ich war dort drei Jahre als Tischler angestellt, habe mich danach selbstständig gemacht."
Mit großem Erfolg. Nicht nur in der Bautischlerei, auch mit seinen Möbeln fand Schröter Kunden. "Natürlich sind in Bolivien die gesellschaftlichen Schichten stärker ausgeprägt als in Deutschland. Aber Interessenten, die für meine Möbel zahlen wollten und konnten, habe ich auch da gefunden." Anklang fanden vor allem ungewöhnliche Ideen wie ein Tisch, der ausgezogen immer noch rund ist oder ein Barwagen ohne Scharniere.
Erst Meisterbrief, dann die Selbstständigkeit
2016 war dann das Jahr, in dem sich vieles änderte. Martin Schröter heiratete, bekam seinen ersten Sohn und siedelte mit seiner kleinen Familie nach Deutschland über. Hier ließ er sich erneut in seinem Beruf anstellen, absolvierte parallel dazu aber ein Fernstudium und machte 2018 seinen Tischlermeister. An sein Meisterstück erinnert er sich noch ganz genau: "Das war ein begehbarer Garderobenschrank."
Für die Selbstständigkeit entschied er sich eher spontan. "Ich war 2019 mit meinem zweiten Sohn noch in der Elternzeit, habe dann aber nichts gefunden, was gepasst hätte." So nahm er ein Coaching für Unternehmensgründer wahr. "Und jetzt bin ich mit meiner eigenen Firma auf dem Markt!"
Namensgeber sind Mond und Luchs
Martin Schröter hat sich in die Nieskyer Tischlerei Siebenhaar eingemietet. In der Werkstatt, in der Herbert-Balzer-Straße, entstehen nun Kreationen mit dem unverwechselbaren Logo, das den Mond und eine Luchs-Tatze zeigt. So nennt er auch seinen Betrieb: Mond-Luchs-Tischlerei. "Ich bin von beiden Komponenten absolut fasziniert. Der Mond hat als Himmelskörper großen Einfluss auf unsere Erde. Und der Luchs ist ein sehr intelligentes Tier. Ich wollte das einfach kombinieren."
Mit Möbeln und Innenausbau auf Erfolgskurs
Seit Anfang April konzentriert sich der 32-Jährige nun auf individuelle Möbel-Herstellung und Innenausbau. Die Einschränkungen durch die Corona-Krise stören ihn nur am Rande. "Für mich war klar, dass ich das jetzt machen würde. Nun muss der Start eben unter erschwerten Bedingungen gelingen." Und das geplante Hoffest zum Auftakt wird nachgeholt.
