Von Carmen Schumann
Sylvia Skoddow zieht gern über Trödelmärkte. Eines Tages erblickte sie dort eine große Blechdose mit der Aufschrift „Neukircher Zwieback“. Damit war ihre Sammel-Leidenschaft erwacht. Schließlich lebt sie mit ihrer Familie seit dem Frühjahr 2006 in Neukirch. Zusammen mit ihrem Lebenspartner baut sie seitdem die alte Schmiede im Niederdorf aus. Die Arbeit an dem alten Gemäuer hat ihr Interesse für die Geschichte des Hauses im Besonderen und für die Historie von Neukirch im Allgemeinen geweckt. Wenn das Haus erst einmal ganz fertig ist, soll es kleine Ausstellungsbereiche haben, wo die Wahl-Neukircherin ihre Sammlerstücke präsentieren will. Im oberen Flur werden die Exponate zur Geschichte der Zwieback-Herstellung ihren Platz bekommen.
Zurzeit hat Sylvia Skoddow über 35 Gegenstände zusammengetragen, die mit der Zwiebackfabrik von Max Hultsch zu tun haben. Neben mehreren großen Blechdosen aus verschiedenen Zeitepochen, die zum Großverkauf in den Geschäften verwendet wurden, sind das unter anderem Rechnungen mit der Ansicht der Zwiebackfabrik und diverse Verpackungsmaterialien.
Ein Prunkstück der Sammlung ist ein kleines unscheinbares Heftchen, der „Hultsch-Ratgeber“. In diesem Büchlein gab der Erfinder des Zwiebacks gute Ratschläge und Rezepte für Krankenspeisen, die mit Zwieback angerichtet werden können. „Leider ist das Heftchen nicht datiert, ich vermute aber, dass es aus den 30er Jahren stammt“, sagt Sylvia Skoddow.
Zwieback gibt es seit 1900
Die Sammlerin wird nicht nur auf Trödelmärkten fündig, sondern auch im Internet. Allerdings hat sie in letzter Zeit das Gefühl, der Markt sei wie leer gefegt. „Wahrscheinlich habe ich bereits alles aufgekauft, was im Angebot war“, vermutet sie. Der Trödelhändler im benachbarten Wehrsdorf weiß bereits über Sylvia Skoddows Objekte der Begierde Bescheid und hält für sie mit Ausschau. „Je weiter weg man von der Oberlausitz kommt, desto größer sind die Chancen, dass man etwas findet“, weiß die Sammlerin.
Sylvia Skoddow, die bei Vodafone in Bautzen arbeitet, war übrigens noch nie selbst in der Zwiebackfabrik, nur ihre Tochter hat mal eine Betriebsbesichtigung mit ihrer Schulklasse gehabt. Sie findet es aber wichtig, sich mit der Geschichte eines der wichtigsten Betriebe ihres Heimatortes zu beschäftigen. So weiß sie auch, dass die Zwiebackfabrik aus der bereits 1696 gegründeten Bäckerei Hultsch hervorgegangen ist. „Im Jahr 1900 wurde dann erstmals Zwieback produziert“, erzählt sie.
Auch über ihr Haus hat Sylvia Skoddow einiges herausgefunden, so zum Beispiel, dass es 1851 gebaut wurde. „Bei den Restaurierungsarbeiten fanden wir einige alte Schmiedenägel“, sagt sie. Auch zur Geschichte des Schmiedehandwerkes soll künftig in ihrem Hausflur einiges zu sehen sein. Umso mehr bedauert es die Wahl-Neukircherin, dass es ihr bislang noch nicht gelungen ist, eine alte Ansichtskarte von der Schmiede zu finden. „Überhaupt scheint es recht schwierig zu sein, Postkarten von Nieder-Neukirch aufzutreiben“, sagt die Sammlerin.