Von Juliane Richter
Chefarzt Dirk Hinselmann muss sich noch zurechtfinden in den neuen Räumen. Seit 1990 hat der Chirurg im städtischen Klinikum Neustadt gearbeitet. Doch in diesem Monat ist seine Abteilung für Neurochirurgie in den Gebäudekomplex des Klinikums Friedrichstadt umgezogen. Nach 23 Jahren bricht somit eine Veränderung an, von der das gesamte Team betroffen ist. Denn alle Ärzte und Schwestern wechseln von der Industrie- auf die Friedrichstraße.
Patienten, die an einer Kopfverletzung, einem Hirn- oder Rückenmarktumor leiden, werden nun allesamt in den neuen Räumen behandelt. „Die Station befindet sich vorerst im Haus M, soll dann aber in Haus N umziehen, das sich gerade noch im Bau befindet“, sagt Chefarzt Hinselmann. Für die Interimslösung musste er vorerst die Bettenzahl seiner Station von 20 auf zehn reduzieren. Im endgültigen Haus N soll dann jedoch auf 22 Betten aufgestockt werden. Auch weiteres Personal ist geplant. Im Januar soll ein neuer Chefarzt das bisher 13-köpfige Team ergänzen, weitere Einstellungen sollen folgen.
Mit dem Umzug, den das Sozialministerium in diesem Frühjahr in die Wege geleitet hat, ändern sich auch die Schwerpunkte der Abteilung. Wurden noch zu Neustädter Zeiten vor allem Wirbelsäulenerkrankungen behandelt, wird sich der Schwerpunkt nun voraussichtlich auf Schädel-Operationen verlagern. „Hier in Friedrichstadt gibt es bereits eine Abteilung für Wirbelsäulentherapie. Mit der müssen wir uns noch zusammensetzen, damit es keine Überschneidungen gibt“, sagt Hinselmann. Bisher hat sein Team pro Jahr bis zu 800 Patienten stationär behandelt, weitere 2 000 ambulante Patienten kamen hinzu. Mit der Neuausrichtung der Klinik werden sich diese Zahlen vermutlich erhöhen, schätzt er. Als Vorteil am Umzug sieht der 52-jährige Hinselmann die räumliche Nähe zur Klinik für Unfallchirurgie, die schon lange in der Friedrichstadt angesiedelt ist. Denn wenn dort ein Unfallopfer mit schweren Kopfverletzungen eingeliefert wird, sind die Neurochirurgen gefragt.
Neue OP-Methode durch die Nase
Operiert werden die Fälle im Haus C, das über einen Glasgang mit der Station in Haus M verbunden ist. Ein weiterer Glasgang auf der anderen Gebäudeseite führt später von Haus C zu Haus N. Wann dessen Sanierung abgeschlossen ist, sodass die Neurochirurgie ihren endgültigen Sitz beziehen kann, ist bisher noch unklar. Das Klinikum geht derzeit von Mitte 2016 aus. Ein weiteres Zukunftsprojekt der Klinik für Neurochirurgie ist eine engere Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-Nasen-und- Ohren-Heilkunde. „Wir wollen mit den Kollegen eine neue Operationsmethode einführen, wobei Eingriffe an der Schädelbasis im Gehirn nur noch durch die Nase durchgeführt werden“, sagt Hinselmann. Dieses Verfahren sei videogestützt und habe den Vorteil, dass nicht mehr die Schädeldecke geöffnet werden muss. Damit reduziere sich auch die Verweildauer der Patienten im Krankenhaus. Trotz der Schwere der Eingriffe, welche die Neurochirurgen vornehmen, sind die Patienten aber ohnehin überraschend kurz auf Station. Etwa eine Woche nach der OP können sie das Krankenhaus wieder verlassen.
Der Umzug der Neurochirurgen nach Friedrichstadt hat auch Auswirkungen auf die Neustädter Klinik. In den eben freigewordenen Räumen soll die unfallchirurgische Versorgung älterer Patienten ihren Platz finden.