Von Heike Wendt
Wer flüchtig um die Vitrinen streicht, wird es vielleicht übersehen. Ein kleines Heftchen in A6-Größe. Führerbuch steht drauf. Wer einst als Sächsische-Schweiz-Führer interessierte Gäste durch die Berge leiten wollte, hatte Prüfungen nachzuweisen und eine Kennmarke zu beantragen. Fein säuberlich sind sämtliche Angaben im Führerbuch aufgeschrieben. „Das ist vergleichbar mit den heutigen zertifizierten Nationalparkführern“, erklärt Wolfgang Thomas.
Der Ortschronist ist seit gut drei Jahren mit der Neuausrichtung des Heimatmuseums befasst. Fachliche Unterstützung bekommt er von Manfred Hickmann, der 27 Jahre lang das Pirnaer Stadtmuseum leitete. Beim Konzept waren sich beide Männer einig: Die Elbe und der Sandstein müssen im Vordergrund stehen.
So ist die erste Etage komplett dem Thema Elbe gewidmet. Das Modell eines Segelschiffes, ein Fischernetz und ein Mühlenmodell zeugen davon, dass es einst an der Elbe anders zuging als heutzutage. Zwei Schiffsmühlen gab es in Wehlen, eine wurde im 16. Jahrhundert und die zweite Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut. Sommers lag die Mühle dort, wo heute an der Mennickestraße der kleine Park ist. „Im Winter konnte sie dort nicht liegenbleiben“, erklärt Wolfgang Thomas. Dicke Eisschollen hätten die Holzkonstruktion beschädigt. Bomätscher, auch Treidler oder Schiffszieher genannt, zogen die Mühle an den Winterplatz in den Mühlenhafen. Der lag geschützt in der Nähe der Grundbachmündung, etwa dort, wo das Café Richter ist.
Nach fast dreijährigen Umbauarbeiten wird das Museum mit neuen Ausstellungsstücken und Infotafeln schrittweise umgestaltet. Der Elbe-Bereich wird der erste sein, den die Besucher anschauen können. Innenfassade, Elektrik und Fußboden sind hier schon komplett erneuert. Das steht der unteren Etage noch bevor. Ein Teil der Arbeiten ist bereits begonnen. Solange im Erdgeschoss noch gearbeitet wird, erfolgt der Zugang zum Museum über die Außentreppe.
Finanziert hat Stadt Wehlen die Arbeiten aus dem Haushalt. Es sind keine riesigen Beträge, die angefallen sind, sagt der Bürgermeister. Bei den Bauarbeiten konnte ein Teil mit Eigenleistungen des Bauhofes erledigt werden. Zudem hatte sich Bürgermeister Klaus Tittel zu seinem 60. Geburtstag statt Geschenke Spenden für das Heimatmuseum gewünscht, die ebenfalls einflossen. Ähnlich hatte er es zu seiem 50. Geburtstag gehalten. Damals hatte das Rathaus eine neue Tür bekommen.
Im Außenbereich des Museums werden sich Pflanzenliebhaber über die neuen Schilder freuen. Auf rund 5 400 Quadratmetern sind rund 500 unterschiedliche Arten zu finden. Die Schilder sind zum großen Teil erneuert, die Pflanzennamen eingraviert und damit widerstandsfähig gegen Wettereinflüsse. Im Eingangsbereich sind zudem ein Mühlstein und ein Steinkreuz aufgestellt. Der Mühlstein war nach dem Hochwasser 2006 an der Mündung des Wilkebaches aufgetaucht. Jetzt hat er seinen Platz im Pflanzengarten bekommen. Daneben liegen Steinkugeln, die einst als Geschosse in der Steinschleuder verwendet wurden. Sie waren bei Ausgrabungen an der Burg Wehlen und am Marktplatz der Stadt gefunden worden.
Heimatmuseum im Pflanzengarten Stadt Wehlen, Pirnaer Straße 18, Mai bis Oktober täglich 8 bis 18 Uhr