Von Romy Kühr
Anke Broda ist die Erleichterung deutlich anzusehen, der Umbau ist endlich geschafft. Gleichzeitig freut sich die blonde Frau mit der auffälligen Brille schon auf die Arbeit der nächsten Tage: Endlich kann sie wieder ihre Patienten behandeln – und zwar in neuen, größeren Räumen. Gerade ist ihre Physiotherapie-Praxis im Obergeschoss der Alten Mühle fertig geworden. Gestern feierte sie mit einem Tag der offenen Tür Eröffnung und hat zahlreiche Neugierige begrüßt, ab heute wird hier praktiziert. „Die Leute sind sehr froh, dass die Praxis im Ort bleibt“, hat sie in den Gesprächen festgestellt. Denn das war gar nicht so einfach. Bisher arbeitete die Physiotherapeutin an der Dürrhennersdorfer Straße. Aus diesen Räumen musste sie raus, auch weil sie ihre Praxis erweitern wollte. Mit drei Therapeuten in nur zwei Behandlungszimmern ließ es sich auf Dauer nicht gut arbeiten.
Neue Geschäftsräume in der passenden Größe in Friedersdorf zu finden, war derweil gar nicht so leicht, schildert die 39-Jährige. „Es gibt nicht viele Möglichkeiten“, sagt Anke Broda. „Ich wollte aber unbedingt in Friedersdorf bleiben, hier habe ich meinen Kundenstamm.“ So hat sie sich den Rund-um-Markt an der Bundesstraße 96 angesehen. Die Gebäude des ehemaligen Einkaufsmarktes stehen seit Jahren zum großen Teil leer. Doch dort zu mieten, war der jungen Frau zu heikel. „Die Eigentumsverhältnisse sind unklar.“ Eine weitere Alternative, das ehemalige Bahnwärterhaus, erwies sich als ungeeignet für eine Praxis. Umso mehr freut sich die Physiotherapeutin, dass die Stadt ihr nun die Räume in der Alten Mühle vermietet.
Denn das Haus hatte eigentlich schon eine andere Nutzung. Im Erdgeschoss des historischen Gebäudes ist nach wie vor die Heimatstube untergebracht, ein Festraum, der von Vereinen genutzt wird, aber auch für private Feiern gemietet werden kann. Oben lagerten bisher Museumsstücke aus dem Reiterhaus, die in der ständigen Ausstellung zurzeit nicht gebraucht werden. Die hat die Stadt ausgeräumt. „Sie lagern jetzt auf dem Dachboden im Rathaus“, erklärt Bürgermeister Matthias Lehmann (CDU). Er will den Umzug der Ausstellungsstücke nutzen, um sie Besuchern zugänglich zu machen. Bisher war das nämlich nicht möglich, die Sammlung schlummerte in Kartons. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir hier im Rathaus eine kleine Ausstellung damit gestalten“, so Bürgermeister Lehmann.
Nach dem Auszug der Museums-Exponate musste in der Alten Mühle komplett umgebaut werden für die neue Physiotherapie-Praxis. „Das war ein einziger, großer, leerer Raum“, erzählt Anke Broda. Zwischenwände mussten eingezogen werden, um mehrere Therapie- und Turnräume zu schaffen. Ein Bad und eine Küche wurden eingebaut, die Elektrik teilweise komplett erneuert. Dabei achtete die Physiotherapeutin vor allem darauf, dass der historische Charakter des Hauses erhalten bleibt. Denn die Alte Mühle steht unter Denkmalschutz und ist schon über 160 Jahre alt. Das Gebäude an der Steinstraße war früher eine Wassermühle. Ursprünglich gab es hier eine Bäckerei mit eigener Mühle. Jetzt sind die alten Balken sichtbar geblieben, die neuen Trockenbauwände und die Rezeption im Fachwerkstil gestaltet. „Mir war es wichtig, dass sich der Charakter des Hauses auch in der neuen Praxis widerspiegelt.“
Ganz abgeschlossen sind die Bauarbeiten in der Alten Mühle allerdings immer noch nicht. Demnächst soll ein Treppenlift eingebaut werden, damit auch Gehbehinderte und ältere Patienten die Praxis im ersten Stock bequem erreichen können. „Dann ist alles perfekt“, strahlt Anke Broda. Mit ihrer neuen Praxis im Ortszentrum ist sie glücklich. Wenn sich alles weiterhin so gut entwickelt, möchte sie sogar noch mehr Mitarbeiter beschäftigen. Genug Platz hat sie ja jetzt.