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Nicht nur die Jugend rast

Rasen, drängeln, Rennen fahren; der Trend junger Leute, mit ihrem Auto mal so richtig die Sau rauszulassen, nimmt zu. Auch im Landkreis finden sich genug blumengeschmückte Holzkreuze am Straßenrand. Doch gegenüber anderen Kreisen treten im NOL-Kreis die jungen Kraftfahrer bis etwa 25 Jahre nicht besonders als Raser in Erscheinung.

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Von Franziska Philippund Claus Wöhle

Tatsache ist: Auch im Niederschlesischen Oberlausitzkreis ist das zu schnelle Fahren eine der Hauptunfallursachen. Etwa ein Fünftel aller Verkehrsunfälle mit Personen- und Sachschaden sind dieser Ursache zuzuordnen.

Doch nun kommt der kleine Unterschied zu anderen Regionen: „An Geschwindigkeitsüberschreitungen beziehungsweise reinen Rasereien sind die 18- bis 25-Jährigen im NOL-Kreis kaum mehr beteiligt als Ältere“, sagt Uwe Horbaschk, Sprecher der Polizeidirektion (PD) Görlitz. „Die Altersgruppe 26 bis 50 Jahre ist hier eigentlich am häufigsten beteiligt an Unfällen, die als Ursache zu schnelles Fahren haben, Frauen am Steuer übrigens nicht ausgeschlossen“, sagt Horbaschk weiter. Die Tendenz werde auch von Geschwindigkeitskontrollen bestätigt: Wenn gerast werde, dann quer „durch“ alle Altersgruppen. „Der Landkreis ist kein Jugend-Raser-Kreis.“ Nur: Verkehrsunfälle mit Jugendlichen, bei denen überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit die Ursache waren, sind meist spektakulärer, da sie sich oftmals in den Nachtstunden nach der Disko abspielen und die Folgen größer sind.

Dennoch: Risikovolles Fahren trotz mangelnder Fahrpraxis, die gute technische Ausstattung der Fahrzeuge mit starken Motoren, vielleicht Angeben vor den Freunden führten im 1. Quartal dieses Jahres unter anderem dazu, dass 29,8 Prozent der bei Unfällen getöteten und verletzten Personen der Altersgruppe bis 25 Jahre zuzuordnen sind. Damit liegen die Zahlen in etwa gleich zu denen der Jahre 2001 und 2002.

Vier Bereiche hat die PD Görlitz im Landkreis ausgemacht, die besonders „raserträchtig“ sind. Da ist zuerst die S 121 zwischen Geheege und Horka. Hier hat schon mancher in den engen Kurven sein Können überschätzt.

Gern gerast, aber eben von allen Altersgruppen, wird auf der B 115 zwischen Rietschen und Krauschwitz („Lange Linie“). Auch der Bereich der Autobahn-Anschlussstelle Kodersdorf ist eine Gefahrenecke. Die zugelassenen 70 km/h machen einen Sinn, denn die Anschlussstelle ist ungünstig angelegt – ein Beweis dafür, wie Probleme entstehen können, wenn beim Straßenbau an der falschen Stelle gespart und nur die Minimalvariante gebaut wird.

Schließlich ist die S 111 zwischen Friedersdorf und Reichenbach ein Abschnitt, auf dem mit Vorliebe viel zu schnell gefahren wird.

Mit illegalen Autorennen hingegen gebe es im Landkreis keine Probleme, sagt Uwe Horbaschk. Mit dem Ausbau der Seer Kreuzung bei Niesky vor ein paar Jahren war im Zusammenhang mit gesperrten Straßenabschnitten einmal so etwas wie eine „Renn-Szene“ aufgetaucht, doch die Polizei habe durch regelmäßige Kontrollen dafür gesorgt, dass den Abenteurern dann die Lust verging.

Wie denken nun junge Leute selbst über das Thema „Drauf auf’s Gas“? Die 18-jährige Katja Schlenz, Schülerin des Nieskyer Schleiermacher-Gymnasiums, geht davon aus, dass man als Fahranfänger auf keinen Fall rasen sollte. Man müsse sich erst mit der Zeit an sein Auto gewöhnen und könne dann die Fahrgeschwindigkeiten steigern.

Sie selbst halte sich an die Verkehrsregeln. 100 km/h auf der Landstraße seien genug. „Außerdem taugt mein Auto, ein alter Ford Fiesta, gar nicht zum Rasen.“

Ursachen für das Rasen junger Leute sieht die Schülerin in Zeitmangel, drängelnden Hintermännern, nervigen Beifahrern, Stress und Emotionen, die der Fahrer nicht im Griff habe.