Nicht überall wo fair drauf steht, ist auch fair drin

Mal steht das Zeichen von Fairtrade auf der Schokoladentafel, mal schmückt das Logo „Faire Milch“ die Packung, mal wird der Teppich mit dem „Care&Fair“-Etikett versehen: Mehrere Hundert verschiedene faire Siegel und Soziallabel finden Konsumenten auf Produkten, deren Hersteller damit werben, fair und ökologisch sauber zu produzieren.
Dass immer mehr Anbieter auf den fairen Zug aufspringen, hat einen einfachen Grund: Was mit der Garantie „ohne Kinderarbeit“ und einem Fair-Stempel ausgelobt werden kann, verkauft sich gut.
Der ethisch korrekte Handel beschert den Unternehmen Umsätze in Milliardenhöhe. Und so sind in den zurückliegenden Jahren neue Gütesiegel, Logos und Marken entstanden, die versuchen, über die Einhaltung von sozialen und ökologischen Kriterien mit dem Fairtrade-Standard und den Standards anerkannter Importeure zu konkurrieren. Manche schaffen das, viele aber auch nicht.
Etliche Produktzeichen stehen für Standards, die weitaus schwammiger definiert sind. Manche Anbieter, etwa mit dem Siegel von Utz oder dem grünen Frosch der Rainforest Alliance, achten eher auf Umweltschutz als auf angemessene Löhne oder das Verbot von Kinderarbeit. Oder sie bleiben vage. Das ist möglich, weil der Begriff „fair“ – anders als „bio“ durch die Ökoverordnung – nicht geschützt ist.

Auch die Wirtschaft hat unzählige Gütezeichen geschaffen, die Nachhaltigkeit versprechen, aber bei Weitem nicht immer halten. Das zeigt der Wegweiser durch das Label-Labyrinth der Christlichen Initiative Romero. CIR hat bei mehr als hundert Labeln geschaut, wie sozial und ökologisch glaubwürdig diese sind. „Manche Label versprechen nur Selbstverständliches, also die Einhaltung gesetzlicher Regeln, loben dies aber großspurig aus“, kritisiert Projektleiterin Sandra Dusch Silva. Von unabhängigen Dritten überprüft und für Verbraucher transparent dokumentiert würden die brancheneigenen Zertifikate nur selten.
Dieser Label-Dschungel verunsichert Verbraucher. Es gibt aber seriöse Siegelinitiativen, Anbieter, Zertifizierungen und Marken, die beim Einkauf Orientierung bieten. Sie zahlen den Arbeitern und Kleinbauern höhere Löhne und für die Ernten in der Regel einen Preis, der über dem lokalen Marktwert, oftmals sogar über dem Weltmarktpreis liegt. Und sie lassen sich von externen Prüfern kontrollieren. Das ist wichtig. Denn wer Bananen mit einem fairen Siegel kauft, möchte sicher sein, dass der Bauer in Peru wirklich einen höheren Preis für seine Früchte bekommen hat.
Für die Einhaltung solcher Kriterien stehen etwa die Zertifizierungen Fair for Life (www.fairforlife.org) und Naturland Fair (www.naturland.de) sowie das SPP-Siegel (www.spp.coop) und die vom Forum Fairer Handel anerkannten Fairhandelsimporteure (siehe unten). Letztgenannte verkaufen ihre Produkte überwiegend über Weltläden, Naturkostgeschäfte und Onlineshops, Gepa auch über klassische Supermärkte und Biomärkte.
Am bekanntesten ist jedoch das Fairtrade-Zeichen. Der Löwenanteil der fairen Produkte trägt dieses blau-grüne Siegel. Konsumenten finden es vor allem auf fair gehandelten Lebensmitteln im konventionellen Supermarkt und Discounter; bei Aldi und Lidl etwa unter den Eigenmarken „Fair“ und „Fairglobe“.
Anerkannte faire Anbieter-Siegel
Nach Angaben des Forums Fairer Handel wird bereits mehr als jedes zweite fair erzeugte Produkt über die konventionelle Schiene verkauft. Dass Lidl, Rewe & Co. Fairtrade-Produkte verkaufen, widerspreche dem Grundgedanken des Fairen Handels, sagt Claudia Greifenhahn, Betreiberin des Weltladens und Aha-Cafés in Dresden. Sie rät, darauf zu achten, wer das gesiegelte Produkt anbietet: „Mag sein, dass der faire Kaffee im Supermarkt fair erzeugt wurde“, sagt sie. „Aber solange Supermarktketten nur ein Alibi-Sortiment von wenigen Produkten ins Regal stellen und beim überwiegenden Rest weiterhin die Preise drücken und auf Ausbeutung setzen, ist das reine Unternehmenskosmetik.“
Bereits erschienen:
Teil 1: Wie funktioniert eigentlich der Faire Handel in Sachsen?