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Nieder Neundorf wird 600 Jahre alt

Aus Anlass des 600-jährigen Gründungsjubiläums der Gemeinde Nieder Neundorf hat der Ortschronist Otto Bräuer als Geschenk eine Kurzchronik der Ortsgeschichte erarbeitet und mit reichhaltigem Bildmaterial versehen.

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Von Wolfgang Wendler

Aus Anlass des 600-jährigen Gründungsjubiläums der Gemeinde Nieder Neundorf hat der Ortschronist Otto Bräuer als Geschenk eine Kurzchronik der Ortsgeschichte erarbeitet und mit reichhaltigem Bildmaterial versehen. Für die vielen Stunden fleißiger Arbeit dankte ihm Ortsvorsteher Klaus-Dieter Kliemt mit herzlichen Worten auf der Festsitzung am Freitag.

Mit der Führung der Heimastube von 1976 bis 1995 hat sich Otto Bräuer weitere Verdienste erworben. In Fortsetzung des „Raritätenkabinetts“, angelegt vom verdienstvollen Bruno Friedland, hat er in dieser Zeit rund 500 Gegenstände registriert.

Die Heimatstube befindet sich jetzt im Bürgerhaus, das 1998 bis 2000 aus der ehemaligen Schule entstanden ist und 2003 eingeweiht wurde. Auch für diese Leistung sprach ihm der Rothenburger Bürgermeister Hans-Dietmar Dohrmann den herzlichen Dank aus.

In der Chronik ist die Gemeinde 1403 als „Neuendorf bei Rothenburg“ erstmals erwähnt, an der Heerstraße von Görlitz aus liegend. 1512 hieß der Besitzer des Rittergutes Otto von Nostitz. Er ließ 1513 ein Schloss erbauen. Die Schulgeschichte ist ebenfalls sehr interessant. 1648 gab es freiwilligen Schulunterricht in Privaträumen, jedoch ist aus einem Schöppenbuch von 1512 zu ersehen, dass es schon Lehrer gegeben haben muss. Von Brandschatzungen blieb der Ort ebenfalls nicht verschont. Bereits 1681 ist erwähnt, dass ein größerer Teil des Ortes niedergebrannt ist. Auch der Dreißigjährige Krieg hinterließ seine Spuren, und die letzten Wunden stammen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Diese Wunden sind mittlerweile verheilt, und nach den Worten von Bürgermeister Dohrmann ist 2003 Nieder Neundorf zu einem attraktiven, lebenswerten Ort geworden, der die Lebensqualitäten seiner Bürger mit Trink- und Abwasseranschluss und ein erfülltes Schwarzdeckenprogramm erhöht hat. Obwohl die Gemeinde 1996 seine Eigenständigkeit verloren hat, hat sich die Einwohnerzahl bei 350 eingepegelt.

Die aktive Vereinstätigkeit des Dorfkulturvereins (seit 1996), der Freiwilligen Feuerwehr, des Hundezüchtervereins (1996) und des Bauernvereins (1984) trägt mit zum Wohlfühlen bei. Auch Handwerk und Gewerbe haben mit acht Betrieben ihren Anteil daran: Sie liegen in der Traditionslinie seit 1837, denn bereits damals gab es zwei Gaststätten, einen Bierbrauern, zwei Müller, Schmied, Stellmacher, Fleischer und je drei Schuhmacher und Schneider.

1873 hatte Carl Bruno Fünfstück mit der Produktion von Holzschliff und später mit Handlederpappe für Arbeit gesorgt. Nach Überwindung der Kriegsschäden 1945 wurde die Produktion bis 1972 fortgesetzt. 1972 pachtete die LPG Gebäude und richtete eine Kartoffelschälanlage ein. 25 Frauen schälten täglich drei Tonnen Rohware.

1991 kaufte die Firma Marktfrisch die Gebäude, außer der Wehranlage und dem Turbinenhaus. Diese beiden Anlagen baute nach dem Erwerb die Firma Rettenmayer zu einem Kraftwerk aus und vereinte die Anlage mit der Celltechnik in Lodenau.

Die Feierlichkeiten wurden mit dem Bieranstich beendet, dabei fand der Gerstensaft jedoch nur auf großen Umwegen den Weg in die Gläser oder ging ganz verloren. Das tat der Feststimmung aber keinen Abbruch.