Niedlich, aber nicht willkommen

Großenhain. Die Natur „brummt“ im Zabeltitzer Barockpark. Bäume, Sträucher und Blumen entfalten sich in ihrer Blütenpracht. Enten, Gänse, Schwäne tummeln sich zufrieden. Neuerdings können Parkbesucher mit etwas Glück neue „Bewohner“ bestaunen. Am Flaschenteich haben sich Nutrias sesshaft gemacht.
Spaziergänger reagierten höchst erstaunt und entzückt, als sie beim Parkrundgang zwei der possierlichen Tierchen bei der Nahrungsaufnahme entdeckten. Die beiden offensichtlichen Jung-Nutrias zeigten sich dabei überhaupt nicht scheu, ließen Fotografen bis auf etwa einen Meter an sich heran.
Ralf Richter hat sogar ein Video aufgenommen. Am Sonntag vor Ostern war der Dresdner mit Zeithainer Wurzeln mal wieder in Zabeltitz unterwegs. „Ich habe drei Nutrias gesehen“, so Richter. Er ist mit den Tieren bestens vertraut, beobachtet am Carolateich im Großen Garten der Landeshauptstadt regelmäßig die dortige Ansiedlung. „Ich denke mal, dass wir eine Veränderung in der Natur haben“, sagt Ralf Richter. Dass Nutrias neue Räume erobern, „gehört für mich dazu“.
Wie die kleine Familie nun nach Zabeltitz gekommen ist, dazu gibt es lediglich Vermutungen. „Wahrscheinlich über die Fließgewässer Elligast oder die Röder“, glaubt Alf Terpe. Der Zabeltitzer ist ehrenamtlicher Naturschützer und überrascht von der Information über die „Neuankömmlinge“. Bis Ostern hatte er die Nutrias am Flaschenteich auch selbst noch nicht gesehen.
Jetzt fühlt er sich jedoch auf den Plan gerufen. Denn Alf Terpe sieht die Nutria-Ansiedlung eher skeptisch. Die Tiere könnten möglicherweise die Uferbereiche an den Teichen unterhöhlen, so seine Befürchtung. Die Erfahrungen mit Nutrias in Deutschland, deren Bestände sich zwischen 2006 und 2016 verdoppelt haben, geben ihm recht.
Denn Nutrias richten erhebliche Schäden an Wasserbauanlagen an, dabei unterhöhlen sie Deichanlagen und Uferbereiche. Auch haben Nutrias bereits Uferröhrichte durch Fraß beschädigt, wodurch Lebensräume seltener Arten eingeschränkt wurden. Die vom Nutria geschaffenen Hohlräume seien sehr groß, die dadurch entstehenden Einstürze im Erdreich können auch den Spaziergängerverkehr gefährden.
Alf Terpe will nun die Tiere erst einmal ausfindig machen. Die beschriebene Zutraulichkeit lässt ihn hoffen, die Nutrias einfangen zu können, um sie dann an anderer, weniger frequentierter Stelle wieder auszusetzen. Entsprechende Berechtigungen dafür hat Terpe. Erfahrungen gibt es in der Region kaum. Vergangenes Jahr wurde mal ein Nutria in Walda gesichtet, der allerdings genauso schnell verschwand, wie er gekommen war.
Eine Gefahr durch die Nutrias für andere Tierarten im Zabeltitzer Barockpark, etwa für die schwarzen Schwäne, sieht der Naturschützer jedoch nicht. „Nutrias sind reine Pflanzenfresser“, so Alf Terpe. Diesbezüglich gibt es rund um Zabeltitz andere „Störenfriede“ – wie Füchse und auch Waschbären.