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Niegerodaer erntet Chinagras

Was manche als Zierpflanze im Garten haben, wuchs bei Familie Wiedemann auf dem Feld. Jetzt wurde es erstmalig gehäckselt.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Manche sagen Elefantengras dazu, andere Chinaschilf. Gemeint ist Miskantus, ein bambusähnliches Gewächs aus Japan, das nicht nur zur Zierde da ist. Mieskantus gilt mittlerweile als begehrter nachwachsender Rohstoff für Biomassekraftwerke. Das hat auch eine Familie in Niegeroda erkannt. Wilfried Wiedemann und sein Sohn Martin sind Nebenerwerbs-Landwirte. Auf ihren 20 Hektar großen Äckern bei Niegeroda bauten sie bisher Getreide an. Doch dann kam die Idee mit dem Chinagras. „Mit der Firma Herbasch aus dem Bautzener Raum haben wir einen Vertrag über 20 Jahre abgeschlossen“, sagt Martin Wiedemann. Der 22-Jährige war der treibende Keil bei diesem Versuch, Vater Wilfried soll anfangs skeptisch gewesen sein.

Doch Martin studiert mittlerweile berufsbegleitend Technik der erneuerbaren Energien. Von der Bautzener Firma bekamen Wiedemanns die Samen, sogenannte Rhizome. Dann wuchs der Miskantus zwei Jahre. „Eigentlich ist die erste Ernte nach drei Jahren möglich“, erklärt Martin. Doch viele Stängel haben schon eine Höhe von über drei Metern. Und so wurde jetzt im Frühling erstmalig gehäckselt.

„Wir sammeln Erfahrungen“

Zwei Traktoren und Anhänger haben die Niegerodaer selbst, den Häcksler mussten sie sich als Lohnunternehmen bestellen. Es ist die Firma Dömling aus Stroga. An einem Nachmittag sollen die Schläge von sechs bzw. sieben Hektar abgeerntet sein. „Das ist quasi erst eine halbe Ernte, nächstes Jahr rechnen wir mit mehr Ertrag“, sagt Martin Wiedemann, bevor er selbst in die Zugmaschine steigt. 70 bis 80 Euro bringt die Tonne Häckselgras. Pro Anhänger haben die Wiedemanns etwa vier Tonnen geerntet. Abzüglich der Kosten für das Lohnunternehmen wird für die Bauern nicht viel übrigbleiben. Noch nicht. „Wir fangen ja gerade erst an und sammeln Erfahrungen “, bleibt Wilfried Wiedemann locker.

Die Ernte wird nach kurzer Zwischenlagerung vom Bautzener Kooperationspartner abgeholt. Sie soll vorerst als Gartenmulch vertrieben werden. Für kommendes Jahr, so Martin Wiedemann, ist geplant, eine Firmenheizung in Dresden damit zu bestücken. Von den Ausmaßen her sind die beiden Niegerodaer Schläge der größte Bestand an Miskantusgras in Sachsen, sagen Wiedemanns. In Friedewald soll es noch einen Anbauer für den Eigenbedarf geben.

Nach der Ernte bleibt eine Spur Gehäckseltes auf der Straße liegen. Dumm, dass die kommunale Kehrmaschine gerade vorher durchgefahren ist. Doch der Wind wird die staubtrockenen Hackschnitzel rasch verstreuen. Deshalb sind die Niederodaer guter Dinge. Der Urlaubstag hat sich gelohnt. Vater und Sohn arbeiten übrigens bei Kronospan in Lampertswalde. Junior Martin ist dort Maschinenführer.