Von Matthias Klaus
Die Bevölkerungszahl im Landkreis sinkt, der Müll bleibt. 2012 lebten fast 265 000 Menschen im Kreis Görlitz. Sie produzierten im Durchschnitt 318 Kilo Müll pro Einwohner und Jahr. Ende des vergangenen Jahres zählte das Statistische Landesamt in Kamenz nur noch 260 000 Landkreisbewohner. Sie warfen aber pro Kopf und Jahr 320 Kilo Abfall in Tonnen, Säcke und den Sperrmüll. Klar, ein relativ geringer Unterschied auf den ersten Blick, trotzdem: weniger Einwohner, mehr Müll? Vor allem eine Abfallsorte nahm zu, der Sperrmüll, andere blieben seit dem Jahr 2011 einigermaßen auf konstantem Niveau. Und manche, wie der Bioabfall, verzeichnen sogar einen Rückgang der Zahlen. Woran liegt das? Und warum finden sich in gelben Tonnen Sachen, die da nicht hineingehören? Die SZ sprach über Sperrmüll, Fehlwürfe und wilde Müllkippen im Wald mit Ronny Hirschmann. Er ist der Leiter des Regiebetriebes Abfallwirtschaft des Landkreises Görlitz.
Die Abfallmenge insgesamt ist seit 2011 im Kreis pro Einwohner und Jahr relativ konstant geblieben, trotz sinkender Einwohnerzahlen. Heißt das, wir produzieren mehr Müll als noch vor fünf Jahren?
Betrachtet man sämtliche Abfallfraktionen in Summe, so ist tatsächlich ein über Jahre konstantes Pro-Kopf-Aufkommen in Höhe von rund 320 Kilo pro Einwohner und Jahr festzustellen. Innerhalb der einzelnen Abfallfraktionen gibt es jedoch Schwankungen.
Eine Zunahme ist vor allem beim Sperrmüll zu erkennen, plus drei Kilo im Vergleich von 2015 zu 2014. Gibt es dafür eine Erklärung oder ist das Zufall?
Eine signifikante Veränderung gab es bei der im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr erfassten Menge sperriger Abfälle, dies ist richtig. Die Hauptursache sehe ich hier in der auch vor dem Landkreis Görlitz nicht Halt machenden positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Lohnsteigerungen aufgrund von Tarifabschlüssen bei gleichzeitigen kaum steigenden Lebenshaltungskosten sorgen dafür, dass mehr Geld im Portemonnaie bleibt. Gleichzeitig sind Anlagemodelle kaum noch attraktiv, also wird das Geld ausgegeben, beispielsweise in Renovierungen, Wohneinrichtungsgegenstände, Elektronik und so weiter. Dies hat dann Auswirkung auf die an den Landkreis überlassene Sperrmüllmenge.
Wie erklären Sie sich, dass in manchen gelben Tonnen Abfall landet, der dort nicht hineingehört?
Die Fehlwurfmenge im Bereich der Leichtverpackungen, also gelbe Tonne und gelber Sack, ist vor allem in größeren Wohngebieten erheblich. Die Anonymität des einzelnen Abfallerzeugers und die Größe der gestellten Behälter verleiten an diesen Standorten dazu, Restabfälle auch mal in der gelben Tonne verschwinden zu lassen. Die Fehlwurfquote in den ländlichen Gebieten des Landkreises ist deutlich geringer, wobei es hier auch erhebliche Unterschiede zwischen Behältersammlung und Sacksammlung gibt. Die Qualität des Sammelgemisches bei Sacksammlung ist mit Abstand die Beste. Ursache dafür ist, dass seitens des Entsorgers hier am leichtesten visuell Fehlwürfe zu erkennen sind.
Thema Biomüll: Der Trend geht offenbar zum eigenen Komposthaufen. Ist das ein Weg, beim Bioabfall Kosten zu sparen?
Ich möchte nicht von einem Trend zum eigenen Komposthaufen aus Gründen der Kostenersparnis sprechen. Die Biotonne erweist sich bei Betrachtung der Anmeldungen auch weiterhin als Erfolgsmodell. Sie ist die komfortable und kostengünstige Möglichkeit, seine Speise- und Grünabfälle aus dem privaten Haushalt zu entsorgen. Wer sich für die Eigenkompostierung entscheidet, muss die entsprechenden Voraussetzungen an die Grundstückgröße erfüllen und ordnungsgemäß kompostieren, was mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Es ist auch im ländlichen Raum nicht jedermanns Wunsch, Speiseabfälle auf dem Komposthaufen zu entsorgen. Im Landkreis Görlitz gibt es bereits seit den 1990er Jahren das Angebot der Biotonne, also weit vor der gesetzlichen Verpflichtung, die getrennte Sammlung von Bioabfällen bis spätestens Anfang 2015 einzuführen. Nicht zuletzt deshalb ist der Landkreis Görlitz der öffentlich-rechtliche Entsorger in Sachsen mit dem höchsten Pro-Kopf-Aufkommen aus der Sammlung der Biotonne.
Immer wieder wird Müll in Wäldern illegal abgekippt. Gibt es zu wenige offizielle Möglichkeiten im Landkreis, um zum Beispiel Asbest, alte Reifen oder Autobatterien loszuwerden?
Aus meiner Sicht muss niemand seinen Müll in den Wald kippen. Das Entsorgungsangebot des Landkreises ist sehr umfassend und vielfach kostenfrei. So gibt es im Kreis fünf Wertstoffhöfe, eine mobile Sammlung von Schadstoffen in jeder Gemeinde sowie eine Abrufsammlung von Sperrmüll bei der auch Elektroaltgeräte mitgenommen werden. Darüber hinaus bietet der Regionale Abfallverband Oberlausitz-Niederschlesien, der Ravon, die Möglichkeit, Abfälle an den Umladestellen in Reichenbach und Weißwasser sowie an der Deponie Kunnersdorf abzugeben. Hier ist es auch möglich, Asbest zu entsorgen. Den angesprochenen Altreifen entsorgen Reifenhändler oder Entsorger vor Ort. Auf dem Abfallhof der Niederschlesischen Entsorgungsgesellschaft in Niesky können Altreifen gegen Entgelt ebenfalls abgegeben und entsorgt werden.
Wie viel kostete die Entsorgung des Mülls aus Wäldern den Kreis ?
Im vergangenen Jahr veranlasste die untere Abfallbehörde Beräumungsleistungen im Wert von rund 25 000 Euro. Das entspricht in etwa dem Auftragsvolumen der letzten Jahre.