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Niesky errichtet neue Brücken für Dresden

Sollte der Stahl- und Brückenbau Niesky eines Tages eine Betriebshymne brauchen, kommt dafür nur ein Schlager von Milva in Frage: „Hurra, wir leben noch“, heißt es darin, „was mussten wir nicht alles...

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Von Tilo Berger

Sollte der Stahl- und Brückenbau Niesky eines Tages eine Betriebshymne brauchen, kommt dafür nur ein Schlager von Milva in Frage: „Hurra, wir leben noch“, heißt es darin, „was mussten wir nicht alles übersteh’n...“

Mehrmals wechselten die Besitzer, nach jedem Neubeginn zählte der Betrieb weniger Mitarbeiter. Seit dem 1. Juli des Vorjahres heißt das Unternehmen Stahl- und Brückenbau Niesky GmbH. Der neue Name hebt den Brückenbau stärker als Schwerpunkt hervor, erklärt Geschäftsführer Horst Schumann. Die erste in Niesky gebaute Stahlbrücke ist mittlerweile allerdings 130 Jahre alt. Sie entstand 1872 für die ungarische Eisenbahn. 1931 bauten die Lausitzer am Dresdener Schlachthof die erste voll verschweißte Brücke Europas. Seit fünf Jahren überspannt eine Brücke aus Niesky die Elbe in Magdeburg. Erst seit wenigen Monaten rollen in Lübeck Züge über eine Brücke aus der Lausitz.

Die Hochwasserkatastrophe im August ließ die Nieskyer vorübergehend in drei statt in zwei Schichten arbeiten: Dresden brauchte vier Behelfsbrücken über die Weißeritz, um von der Flut mitgerissene Bauwerke zu ersetzen. Stahlkonstruktionen aus Niesky stecken unter anderem in den Braunkohlekraftwerken Schwarze Pumpe und Boxberg, im ICE-Fernbahnhof Frankfurt (Main) sowie in der Kabinenbahn auf dem Flughafen Düsseldorf. „Wir sind gut ausgelastet“, sagt Schumann mit Blick in die Auftragsbücher. Erstmals nach einem Eigentümerwechsel wuchs die Belegschaft wieder auf jetzt 93 Mitarbeiter, die nach einem Haustarif bezahlt werden. Etwa 120 sollen es werden, entsprechende Aufträge vorausgesetzt. „Die Signale sollten auf Neueinstellungen stehen“, findet Andre Koglin von der IG Metall.

In den letzten zwölf Monaten baute das Unternehmen wieder eine Ingenieurabteilung und den Vertrieb auf, all das hatten die früheren Eigentümer Schritt für Schritt abgeschafft. Das Rumpfgeschäftsjahr 2001 schloss der Stahl- und Brückenbau Niesky mit leicht negativen Zahlen ab. Am Ende des laufenden Jahres soll unter dem Strich kein Minuszeichen mehr stehen.