Von Wolf Dieter Liebschner
Die lang andauernde Trockenheit bringt die Schifffahrt auf der Elbe und damit auch den Güterumschlag in den Häfen in große Not. „Die Bilanz ist äußerst negativ“, sagte Detlef Bütow, Geschäftsführer der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe, gegenüber der SZ. Nach seinen Angaben wurden in diesem Jahr bis Ende Mai rund 660 000 Tonnen Güter umgeschlagen. Das sind 55 000 Tonnen weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Dabei ist die Bilanz zwiespältig. Die Verluste teilen sich die drei sächsischen Häfen Dresden, Riesa und Torgau. „Unsere im stauregulierten Bereich liegenden tschechischen Häfen Decin und Lovosice haben sogar um 10 000 Tonnen zugelegt. Die Schifffahrt auf der tschechischen Elbe ist von der Trockenheit überhaupt nicht betroffen.“
Das Unternehmen bemüht sich, im Ausgleich für wegbrechende Geschäfte den Kunden andere Lösungen anzubieten. „Wir organisieren beispielsweise von Haldensleben aus Lkw-Transporte mit Koks für Wacker in Freiberg. Da bleibt allerdings nicht viel Geld übrig.“ Auch andere Partner werden derzeit auf dem Landweg bedient. So wird Haldensleben täglich von etwa 100 Lkws mit Flussspat aus den Niederlanden allein für die Fluorchemie Dohna angefahren. „Das allein zeigt schon, welche Potenzen in der Binnenschifffahrt liegen“, kommentiert Bütow. Prekär ist die Situation besonders im Bereich Dresden. Hier ging die Tauchtiefe zwischenzeitlich auf 1,17 Meter zurück. Andere Flussabschnitte erreichten noch zwischen 1,20 und 1,30 Meter. „Bei weniger als 1,40 Meter wird die Schifffahrt allerdings schon unwirtschaftlich“, erklärt Bütow. Jene Schiffe, die die Elbe derzeit noch befahren, sind deshalb bereits mit reduzierter Ladung unterwegs.
Auch der Regen in der Nacht zum Freitag hat keinerlei Einfluss auf die Lage gehabt. „Oberhalb Dresdens wurden am Freitag noch 1,20 Meter gemessen, unterhalb der Stadt beträgt die Tauchtiefe stellenweise nur noch einen Meter“, sagte Reinhard Schoßig vom Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden. „Die Weiße Flotte hat damit allerdings noch keine Probleme.“
Hafenbecken werden vom Schlamm befreit
Nach Angaben Bütows ist der Schiffsverkehr auf der Elbe um etwa 20 bis 25 Prozent zurückgegangen. „Der Containerverkehr nach Hamburg kann derzeit durch flach gehende Technik gewährleistet werden. Massengütertransporte gibt es allerdings kaum noch.“
Die Ruhe in den Häfen wird derzeit zur Beseitigung von Flutfolgen genutzt. „In Dresden hat jetzt das Ausbaggern des Hafenbeckens begonnen. Die Arbeiten werden etwa vier bis sechs Wochen dauern“, sagte Bütow. In zwei Wochen starten die Bagger auch im Riesaer Hafen. In beiden Häfen hatte das Hochwasser jeweils über 30 000 Tonnen Schlamm angeschwemmt.