Von Antje Steglich
Der Schlamm zieht sich durch alle Häuser und Gärten, teilweise steht noch das Elbewasser in den Wohnräumen, als Steffi Röbelt vor einem Jahr ihre Arbeit im Zeithainer Hochwassergebiet aufnimmt. Eigentlich leitet die 52-Jährige die Treffpunkte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Riesa-Merzdorf und Zeithain. Jetzt, als der Elbepegel in Riesa endlich wieder unter die Acht-Meter-Marke fällt, soll sie den Opfern der Juniflut 2013 helfen, eine erste finanzielle Unterstützung zu bekommen – und damit einen ersten Hoffnungsblick nach der verheerenden Katastrophe.


Mit den Formularen für die Haushaltsbeihilfe – maximal 1 500 Euro – und einer ehrenamtlichen ASB-Mitarbeiterin zieht sie durch die vielen kleinen Elbdörfer, von Kreinitz über Lorenzkirch bis nach Gohlis, Röderau-Bobersen und Moritz. Die ersten Adressen von Flutopfern liefern die Senioren ihrer Treffpunkte, „doch eigentlich sind wir von Haus zu Haus gezogen, und haben einfach an jede Tür geklopft“, erinnert sich Steffi Röbelt. „Doch auf das, was mich dahinter erwartet, war ich nicht gefasst.“ In den Häusern selbst befindet sich kaum noch ein Möbelstück, geschweige denn Fußböden oder Putz an den Wänden. Viele der Leute leben im Garten. Provisorisch wird mit Gas gekocht und in Eimern aufgewaschen. „Es war erschütternd, vor allem wenn Kinder dabei waren“, so Steffi Röbelt. Kein Wunder, dass die Frauen oft erst einmal nur zuhören und trösten müssen. Und oft geht es auch erst mal eher um das Verleihen von Trocknern und Co. als um das Bürokratische. „Die Leute waren für den Papierkram ja noch gar nicht frei vom Kopf her, brauchten auf der anderen Seite aber verzweifelt das Geld.“ Umso dankbarer sind die Flutopfer, dass die Formulare gleich vor Ort zusammen mit den Frauen ausgefüllt und danach schnell durch den ASB mittels des nach 2002 entwickelten Spendenmanagementsystemes Phoenix bearbeitet werden. In vielen Fällen ist das Geld keine zwei Wochen später auf dem Konto. Allein für die Haushaltsbeihilfe sind es am Ende um die 50 Anträge, die Steffi Röbelt aus dem Flutgebiet mitbringt.
Darüber hinaus gibt es für die Hochwasseropfer auch die Soforthilfe für Privatpersonen – 400 Euro pro Erwachsenen, die von den Kommunen ausgezahlt werden. Die Anträge für bis zu 1 000 Euro Soforthilfe für Wohnhaus-Besitzer nehmen zwar ebenfalls die Kommunen entgegen, reichen sie allerdings an die Sächsische Aufbaubank (SAB) weiter. Die SAB ist auch Ansprechpartner für mögliche Steuererlässe und die Förderanträge für Mittel aus dem Fluthilfefonds von Bund und Land. Sozialvereine wie die Diakonie zahlen außerdem Härtefallbeihilfen aus. Und nicht zuletzt gibt es Aktionen wie Lichtblick der Stiftung der DD+V-Mediengruppe, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört.
„Wir mussten uns selbst erst einmal über die ganzen Anträge kundig machen“, erinnert sich Steffi Röbelt. Vor allem die Anträge für die Wiederaufbauhilfe der SAB bedeuten einen enormen Aufwand und werden oft von den älteren Flutopfern allein gar nicht bewältigt. Sogar noch Anfang dieses Jahres ist die ASB-Mitarbeiterin deshalb unterwegs, um beim Ausfüllen der Formulare zu helfen. Erst in den letzten Monaten ist es ruhiger geworden und ihr erster Hochwasser-Einsatz damit offiziell beendet. „Bis zuletzt haben uns alle sehr dankbar und glücklich empfangen“, schaut Steffi Röbelt auf die Zeit zurück, „noch heute bekommen wir Dankesanrufe. Die Leute waren einfach froh, dass ihnen jemand genau gesagt hat, dort bekommt ihr Geld und das und das braucht Ihr für den Antrag.“