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Noro-Welle ist jetzt auch im Landkreis angekommen

Viermal so viele Fälle wie vor einem Jahr wurden gemeldet. Die Praxender Ärzte sind voll.

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Von Ulrike Körber& Peter Anderson

Beim Amtsarzt des Landkreises Riesa-Großenhain häufen sich die Meldungen wegen Noroviren. 81 Fälle registrierte Detlef Hammitzsch seit Oktober. Das sind etwa viermal so viele wie im Vergleichzeitraum 2006. Wobei Hammitzsch einen sprunghaften Anstieg im Dezember feststellte. Allein in jenem Monat wurden über 40 Fälle in seiner Behörde registriert – sechsmal mehr als ein Jahr zuvor (sieben Fälle). Der Januar entwickelt sich ähnlich.

Für Hammitzsch ist das zwar kein Grund zur Panik – in anderen Landkreisen liegen die Fallzahlen wesentlich höher. Allerdings weiß er, dass er in seiner Amtsstube nur von der Spitze des Eisberges erfährt. Die Zahl derer, die an dem gefährlichen Virus erkrankt sind, aber nicht gemeldet werden, sei extrem größer.

Die Wartezimmer der Ärzte im Landkreis sind jedenfalls voll. Bei der Großenhainer Kinderärztin Rosemarie Kandzia geben sich die Patienten die Klinke in die Hand. Auch wenn sie die Fälle nicht genau beziffern kann, bestätigt sie die allgemeine Tendenz. In den Wintermonaten seien die Erkrankungen enorm angestiegen. Der Grund: „Da kann ich nur mutmaßen. Ich nehme an, die Viren sind bösartiger geworden, so dass die Ansteckungsgefahr steigt“, sagt die Kinderärztin. Während im Landkreis Riesa-Großenhain die Noro-Welle scheinbar erst ankommt, ebbt sie im benachbarten Meißen derzeit wieder ab. Dort verzeichnete man im Dezember mit 107 Fällen ein Hoch. Dieses halbierte sich in den ersten Januarwochen. Diese fallende Tendenz halte laut Gesundheitsamt an. Petra Albrecht, die Leiterin des Gesundheitsamtes, sagte, dass im Vergleich zu den Vorjahren durchaus ein Anstieg der gemeldeten Noro-Erkrankungen bemerkbar sei. Ein Teil dieser Steigerung sei allerdings auf eine erhöhte Sensibilität bei der Ärzteschaft zurückzuführen. Regionale Unterschiede in der Melde-Disziplin könnten auch teilweise die breiten Schwankungen in der Statistik erklären. So weisen die Zahlenreihen der Landesuntersuchungsanstalt für die erste Januar-Woche 152 Fälle für Löbau-Zittau aus, während es im Kreis Niederschlesien-Oberlausitz lediglich drei Fälle gewesen sein sollen.

Falk Kühn, leitender Chefarzt in der Elblandklinik Meißen, mahnte gestern weiter Wachsamkeit an. Besonders in Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Kindergärten, wo sich der Virus schnell verbreiten könne. Die Lehrer in den Schulen sind inzwischen belehrt worden, so Katrin Reis, die Sprecherin der Regionalstelle Dresden der Bildungsagentur. Aber erst wenn die Zahl der erkrankten Schüler so groß ist, dass ganze Klassen oder Schulen zeitweilig schließen müssten, werde es brenzlich, so die Sprecherin.