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Nostalgiescheune öffnet zum Weihnachtsmarkt erstmals ihre Tore

Kunnersdorf. Aus einem Lagerraum haben Bürger im Schöpstal eine kleine Heimatstube gemacht. Am Sonnabend kann siebesichtigt werden.

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Von Anja Hecking

Willi Schwabe hätte seine Freude an der Schulscheune am Kunnersdorfer Kirchplatz. All die alten Möbelstücke, Hausrat und nützliche Gerätschaften aus Hof und Garten könnten so manche mehr oder weniger filmreife Geschichte aus dem Schöpstal erzählen.

Das sollen sie auch. „Wenn ein Enkelkind seine Großeltern am Sonnabend an die Hand nimmt und angesichts der vielen ausgedienten Sachen fragt, was Oma und Opa denn mal mit Butterfass, Wäschemangel oder Spinnrad angestellt haben, dann wäre das toll“, malt sich Bürgermeister Bernd Kalkbrenner das Geschehen aus.

Armer Poet auf der Tenne

In anderthalb Jahren ist aus der Scheune am Kirchplatz, in der sich zuletzt allerlei Unrat und Abgestelltes stapelten, eine liebevoll eingerichtete „Rumpelkammer“ geworden. Dabei haben die Beschäftigten der Arge in der Gemeinde, die Mitarbeiter vom Bauhof und viele Bürger aus dem Schöpstal mitgeholfen.

Das Gebäude nahe der Friedhofsmauer ist seit 2004 im Besitz der Kommune. Nach dem Entkernen wurde manch Stein neu gesetzt und Platz geschaffen.

Auf der Tenne zum Beispiel liegt „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg im Bett – wie auf dem Gemälde mit Nachthemd, Zipfelmütze und Regenschirm. In seiner Gesellschaft machen es sich zwei andere lebensgroße Strohpuppen bequem. Frau und Mann sitzen am Tisch. Gleich am Eingang hat sich die schon bald wichtigste Person einen Platz in der ersten Reihe ergattert. Als Neubürger im Schöpstal thront der Weihnachtsmann hier auf einem hölzernen Wagen. Durch die große Glastür ist der Bärtige gut zu sehen, und es fällt viel Licht in die Scheune. Willi Schwabe müsste die Kerze in seiner Stalllaterne hier nicht unbedingt anzünden.

Zu den Requisiten, die die Schöpstaler von ihren Dachböden und aus Kellern hervorgeholt haben, gehört auch eine alte Brille, die mal einem ehemaligen Bürgermeister von Kunnersdorf zu einem besseren Durchblick verholfen hanen soll. Besonders viele Utensilien hat Helga Randig aus Liebstein für die kleine Heimatstube beigesteuert.

Schmuckstück am Kirchplatz

Im Kunnersdorfer Schloss wurden die nun ausgestellten Sachen schon einige Zeit vorher gesammelt, zum Teil repariert und aufgearbeitet. Die Gemeinde hatte einen Aufruf im „Heimatkurier“ veröffentlicht und die Bürger um Hilfe gebeten.

Auch in diesen Tagen schaut so mancher vorbei und fragt, ob noch dies und jenes zu gebrauchen sei. So wird in der Nostalgie-Scheune bestimmt auch künftig immer wieder etwas Neues zu entdecken sein. „Das ist auf jeden Fall eine ausbaufähige Geschichte“, sagt der Bürgermeister.

Doch nun liegt ein greifbarer Termin vor den Schöpstalern und ihren Gästen. Am Sonnabend findet auf dem Kirchplatz der Weihnachtsmarkt statt. Der Kunnersdorfer Feuerwehr-Verein hat dafür wieder einiges mit seinen Helfern vorbereitet. Dass sich die Schulscheune neben dem Elektromeister, der Kirche, dem Pfarrgebäude und dem Gasthaus wieder so herausgeputzt hat, freut die Kunnersdorfer natürlich ganz besonders. So fristet das historische Gebäude nicht mehr nur so vor sich hin, sondern hält mit seinem neuen Inventar viele neue Geschichten bereit.