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Notreparatur an Eishalle gescheitert

Die Dresdner Eishalle bleibt eine Tropfsteinhöhle. Laut Sportstättenchef Sven Mania drang bereits am Donnerstag um Mitternacht erneut Wasser ein. „Wir hatten nachts jemanden postiert. Als immer mehr Wasser hineintropfte, rief er die anderen Bereitschaftsleute zu Hilfe“, sagt Mania.

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Von Juliane Richter

Die Dresdner Eishalle bleibt eine Tropfsteinhöhle. Laut Sportstättenchef Sven Mania drang bereits am Donnerstag um Mitternacht erneut Wasser ein. „Wir hatten nachts jemanden postiert. Als immer mehr Wasser hineintropfte, rief er die anderen Bereitschaftsleute zu Hilfe“, sagt Mania.

Die provisorischen Abdichtungsarbeiten der Dachdecker am gleichen Nachmittag erscheinen damit erfolglos. Dem widerspricht Mania: „Das ist nicht wirklich messbar.“ Dachdecker Alexander Sauer schätzt, dass er gemeinsam mit seinen Kollegen gut 350 Meter grünes Spezialband auf dem Dach verklebt hat. Damit wurden zumindest die größten der weitläufigen Risse überklebt. Die Untersuchung des Statikers am gleichen Nachmittag hatte jedoch gezeigt, dass sich das Wasser unter dem PVC-Belag fortbewegt. Bei der Probenentnahme an einer intakten Stelle war die Dämmung dennoch bis in die unterste Schicht durchnässt. „Nasser geht es nicht“, sagte Statiker Klaus-Jürgen Jentzsch.

Indes mehren sich Stimmen, die einen Pfusch am Bau bemängeln. Auch, weil die für das Dach zuständige Firma, die Dach+Abdichtung Kaiser GmbH Nerchau, schon einmal mangelhafte Arbeit beim Eishallenbau abgeliefert hatte. Mittlerweile ist die Firma insolvent.

Andreas Klengel, Geschäftsführer der Ingenieurkammer Sachsen, kritisiert vor allem die Vergabepraxis der Stadt: „Bei der öffentlichen Hand gilt als Vergabekriterium vor allem der Preis. Das billigste Angebot gewinnt. Doch gerade bei anspruchsvollen Bauwerken kann das fatale Folgen haben.“ Die Eissporthalle sei vor allem wegen der großen Temperaturdifferenz zwischen innen und außen und den damit verbundenen Feuchtigkeitsströmen ein anspruchsvolles Bauwerk. „Billigheimer drehen an zwei Schrauben – billiges Material und/oder niedrige Personalkosten. Beim Material gilt jedoch als Trend: je teurer das Material, desto besser die Qualität“, sagt Klengel.

Der ehemalige Geschäftsführer der Dach+Abdichtung Kaiser GmbH, Ondre Bierling, aber weist alle Kritik zurück. „Damals hatte die Stadt die Oberflächenbeschaffenheit des Gussasphalts unter der Arkade bemängelt. Erneuern sollten wir ihn aber nicht“, so der 49-Jährige. Über die Schäden auf dem Dach sei er nun überaus erschrocken: „Ich habe mir sofort Fotos und Videos davon angesehen. Aber eine mangelhafte Leistung erkenne ich nicht.“ Am liebsten wäre er persönlich nach Dresden gekommen, um die Schäden vor Ort zu begutachten. „Ich fühle mich in meiner Handwerkerehre getroffen. Auch, weil man als insolvente Firma sofort in eine Schublade gesteckt wird.“ Das Unternehmen habe während des Hallenbaus aus rund 30 Leuten bestanden und beim Auftrag kostendeckend gearbeitet.

Auch Sportstättenchef Sven Mania weist die Kritik zurück, dass die Stadt beim Bau der Eishalle auf eine zu günstige Firma zurückgegriffen habe. „Es ist ja überhaupt nicht geklärt, ob diese Firma Schuld hat. Wenn die Ursachenforschung das ergibt, werden wir aber natürlich auf den Insolvenzverwalter zugehen“, so Mania. Anders als die Sachbearbeiterin des Verwalters, Pia Sandrock, behauptet hat, könne die Stadt nämlich durchaus noch Ansprüche geltend machen. Sollte die insolvente Firma Schuld haben, dürfte ein weiteres juristisches Verfahren anstehen.

Weiterer Ärger droht auch von anderer Seite. FDP-Stadträtin Barbara Lässig kritisiert, dass das Hallendach im vergangenen Winter mit einer Schneefräse beräumt wurde. „Das könnte natürlich ein Grund für die Schäden sein“, so Lässig. Auch das dementiert Mania scharf: „Die Fräse stand fest an einer Stelle, ist aber permanent weggerutscht und wurde nach kurzer Zeit wieder vom Dach gehoben.“

Um die Eissporthalle samt integrierter Trainings- und Ballsporthalle gab es schon während des Baus dauerhaften Ärger. Zunächst wurde der Architekt gewechselt, dann verzögerte sich die Fertigstellung mehrfach bis zum August 2007. Und unter dem Strich war die Halle sieben Millionen Euro teurer als einst geplant: Sie kostete insgesamt rund 30 Millionen Euro. Laut Stadt besteht bisher keine Einsturzgefahr – weil das Wasser zu 90 Prozent in die Halle fließt.