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Nur Bischofswerda verschenkt Lehrbücher

Erstklässler bekommen Fibel und Mathebuch gratis von der Stadt. Ein Beispiel, das Schule machen sollte.

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Von Ingolf Reinsch

Für die rund 100 Bischofswerdaer Schulanfänger dieses Jahres begann gestern die zweite Unterrichtswoche. Fibel und Mathebuch sind nach den ersten Schultagen noch fast neu. Das wird in den nächsten Wochen nicht so bleiben. Weil die Kinder in den Büchern nicht nur lesen, sondern mit ihnen auch arbeiten und in sie hineinschreiben, sollte jeder Erstklässler sein eigenes Buch haben. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Schulamtleiterin Beate Müller: „Wir könnten die Klassensätze auch leihweise austeilen und die Kinder auf Folien schreiben lassen, so dass die Bücher im nächsten Jahr wieder genutzt werden können. Doch in der ersten Klasse ist das schwer, weil die Feinmotorik doch noch nicht so ausgeprägt ist.“

Damit jedes Kind, unabhängig vom Einkommen der Eltern, sein eigenes Buch hat, schenkt die Stadt Bischofswerda seit dem vergangenen Schuljahr allen Abc-Schützen der drei Grundschulen sowie den in Bischofswerda wohnenden Schülern der Schule zur Lernförderung und der Klassen für Erziehungshilfe Fibel und Mathebuch. Beides würde die Eltern zusammen 33,20Euro kosten. Für die Stadt belaufen sich die jährlichen Aufwendungen auf rund 3000 Euro.

Dieses Bücher-Geschenk ist bislang einzigartig im Raum Bischofswerda. „Es hilft wirtschaften“, sagt eine Mutter von zwei Kindern. „Gerade die Schul-Erstausstattung – vom Schulranzen bis zum Farbkasten – läppert sich auf über 200 Euro zusammen.“ In Bischofswerdas Nachbargemeinden müssen nach einer SZ-Umfrage die Eltern von Erstklässlern selbst die Schulbücher bezahlen. Die Gemeinden begründen dies mit finanziellen Zwängen. „In Härtefällen, wo es die soziale Lage der Eltern nicht erlaubt, die Schulbücher zu bezahlen, springt auch mal die Gemeinde ein. Aber das ist die Ausnahme“, sagt Sabine Clemens, Hauptamtsleiterin in Großharthau. Ab der zweiten Klasse finanzieren die Gemeinden in der Regel komplette Klassensätze, die leihweise ausgegeben und am Ende des Schuljahres wieder eingesammelt werden.