Von Grit Moch
Stephan Fritz kann die eigene Vorfreude kaum verbergen. „Nur für eine Nacht“, erzählt der Pfarrer, „wird sich die Unterkirche so zeigen, wie sie erst zur Weihe im Jahr 2005 wieder zu erleben sein wird.“ Er sei selbst unheimlich gespannt auf diesen Einblick, den es nur in der „Nacht der Kirchen“ geben wird.
Immerhin wird dann sichtbar, woran seit zwei Jahren auf Papier und mit Modellen gearbeitet wurde. Dort, wo derzeit Konzerte über die Bühne gehen, soll ein „Raum der Stille“ entstehen. Dort, wo sich hinter bislang verschlossenen Türen Grabkammern befanden, sind Andachtskapellen entstanden. Neue Bestattungen wird es keine geben. Der Berliner Bildhauer Michael Schoenholtz gestaltete die Gewölbe in künstlerischer Form.
Der Gang in die Tiefe, unter die Oberfläche, soll dabei ein symbolischer sein. Immer wiederkehrendes Motiv ist das griechische Kreuz, geprägt durch vier gleichlange Arme. Es gab der Kirche den Grundriss. Jetzt schwebt es, in Soester Grünstein geschlagen, über dem Altarbecken im Mittelpunkt der Unterkirche. Jetzt taucht es in den Eisentoren auf. Ist in den vier Kapellen zu entdecken.
Steine erzählen
von der Herkunft
„Jede Kammer hat eine Bestimmung, jede hat einen Namen“, berichtet Pfarrer Fritz. Mehr als 250-jährige Sandsteinplatten hängen an den Wänden der „Kapelle der Grabsteine“. Risse überziehen ihre Oberfläche, gebrochen sind die Ornamente. Fritz: „Die Steine erzählen von der Vorgeschichte der Frauenkirche, von unserer Herkunft.“ Davon, dass der Tod zum Leben gehört. Nebenan, in der „Kapelle der zehn Gebote“, baute Schoenholtz eine Stele aus zehn Quadern. Sie symbolisiert die Einheit der Gebote, ihren Zusammenhang, ihre Zerbrechlichkeit.
Steinbänke laden zum Innehalten. Ein aus der Mauer gesprengtes Kreuz zeigt die „Kapelle der Erinnerung“. Jenes Kreuz findet sich im Boden, zwischen zwei Pfeilerstümpfen wieder. Die Spuren der Zerstörung sind hier am deutlichsten spürbar. Zwei aufstrebende Skulpturen geben der vierten, der einzig erhaltenen Grabkammer ihren Namen: „Kapelle der Hoffnung“.
Noch nicht gezeigt werden kann die größte, die Chorkapelle. Für sie arbeitet Michael Schoenholtz an einer Installation, die zwei Kreuze zeigt, ein aufgebautes und ein zerstörtes. Beide stehen gleichberechtigt nebeneinander, denn ein Kippen der Situation sei immer wieder möglich. Sie wird „Kapelle der Entscheidung“ heißen.
Am Sonnabend werden die Besucher die neu gestalteten Gewölbe betreten können. Fritz freut sich auf neugierige Gäste. Darauf, dass er einen Ausblick geben kann. Denn gut zwei Jahre wird die Unterkirche dann wieder zum Konzertsaal, die Kapellen öffnen einzig zu besonderen Anlässen. Nur eins grämt den Pfarrer: „Dass ich mich in dieser Nacht nicht selbst aufs Rad schwingen und von Kirche zu Kirche fahren kann.“
Offene Unterkirche: Sonnabend von 13 bis 15 Uhr sowie von 18 bis 0.30 Uhr