Von Ines Scholze-Luft
Bettensteuer, Übernachtungssteuer, Beherbergungssteuer – die Abgabe hat viele Namen. Doch eines ist ihr unter jeder Bezeichnung sicher: Umstritten ist sie bei den Hoteliers der Landeshauptstadt ebenso wie bei den Besuchern. Aber ob die deshalb gleich scharenweise ins Dresdner Umland ausweichen, um der zusätzlichen Zahlung zu entgehen?
Die SZ schaute sich deshalb in der Lößnitzstadt um. Jan Burghardt, Direktor des Radisson Blu Park Hotels, kann für beide Städte mitreden. Denn er leitet auch das Dresdner Haus der GCH Hotel Group, das Wyndham Garden Dresden, das wie das Radebeuler Radisson Blu zum Unternehmen gehört. Und weiß daher sehr genau, dass der Arbeitsaufwand für die seit Juli geltende Steuer erheblich ist. Die Berechnung sei kompliziert. Denn es lasse sich nichts automatisch buchen, müsse alles per Hand eingegeben werden, sei also personalintensiv.
Warten auf die Statistik
Ob sich durch die Steuer Vorteile fürs Umland ergeben, weil die Touristen dann lieber dort und nicht direkt in Dresden übernachten, kann Jan Burghardt nicht sagen. Dafür sei es noch zu früh. Erst die Statistik-Zahlen zur Entwicklung der Übernachtungen in beiden Städten könnten Aufschluss geben – in ein paar Monaten. Sowieso sei es schwierig, für das einzelne Haus zu sagen, ob ein Rückgang oder Zuwachs bei den Buchungen eine Folge der Bettensteuer ist oder nicht. Persönlich habe er es jedenfalls noch nicht erlebt, dass jemand in Radebeul bucht, weil es hinter der Stadtgrenze diese Steuer gibt.
Wenn sich eine solche Abgabe wie die Beherbergungssteuer nicht verhindern lässt, dann sollte das eingenommene Geld schon für die Hotellerie, für Tourismus und entsprechendes Marketing eingesetzt werden, sagt der Hotelchef. Unabhängig von der Bettensteuer ist er mit der Entwicklung in seinen Häusern ganz zufrieden. Immerhin bietet allein die Anlage in Radebeul-Ost mit den beiden Hotels Radisson Blu und Grand City insgesamt 574 Zimmer.
Allerdings ist noch unklar, wie es mit der Dresdner Bettensteuer weitergeht. Von einer Klage ist die Rede, die der Verband der Hoteliers und Gastronomen dagegen vorbereitet. Doch mindestens bis zum Entscheid darüber müssen alle Dresden-Besucher diese Steuer an die Stadt zahlen, die dort privat übernachten – ob in Hotel, Gasthof, Pension, Ferienunterkunft, auf Wohnmobilstellplätzen mit Sanitäreinrichtung und Campingplätzen. Eine Familie aus Rheinland-Pfalz, nach eigenem Bekenntnis regelmäßige Dresden-Besucher, äußerte in einem SZ-Leserbrief, dass sie ihre Aufenthalte hier überdenken werde. Für eine Woche waren 57 Euro Beherbergungssteuer pro Person fällig.
Doch ob sie deshalb nach Radebeul ausweichen? Antje Kirsch ist seit 1. August die Gastgeberin, also Hotelchefin, in der Villa Sorgenfrei. Sie hat noch nicht bemerkt, dass Gäste bewusst in Radebeul buchen, um der Abgabe zu entgehen, spricht aber von einer guten Buchungslage im Hotel auf dem Augustusweg.
„Eine Katastrophe“
Jörg Seidel vom Hotel Stadt Radebeul nennt die Abgabe an sich eine Katastrophe. Er findet es unmöglich, dass eine solche Belastung gerade jetzt festgesetzt wird, wo die Unternehmen schon mit Mindestlohn und Energieumlage zu kämpfen haben. Zwar habe er noch nicht festgestellt, dass Gäste aus Dresden wegen der Steuer in die Lößnitz kommen.
Doch wenn eine solche Zahlung hier Schule machen würde, wäre der Bonus gegenüber Dresden weg. Dort seien die Leute trotz Steuer nahe am Zentrum und hätten nicht erst eine relativ teuere Anfahrt per Bahn. „Wir brauchen keine Bettensteuer in Radebeul“, so Seidel. Wobei in der Stadt von Tourismus sowieso kaum etwas zu spüren sei. In dem Sinne, dass Gäste ein, zwei Wochen bleiben. Höchstens mal zwei Nächte zum Wein- oder zum Karl-May-Fest. Oder übers Wochenende für eine Familienfeier. Ansonsten kämen fast nur Geschäftsleute. Zu fragen wäre, was die Besucher nach Radebeul locken sollte. Wo doch die Tourist-Info am Wochenende zu hat und oft nur der Anrufbeantworter rangehe.
Auch den Betreibern kleinerer Radebeuler Unterkünfte ist die Bettensteuer ein Begriff. Von einem Gast aber wurde das Thema noch nicht angesprochen, sagt Hannelore Schallon von der gleichnamigen Pension auf der Karl-May-Straße. Abgesehen davon ist sie mit der Auslastung ihrer drei Zimmer relativ zufrieden. Handwerker und Touristen kommen, bei Familienfeiern wird in der Pension übernachtet. Schulanfang und Weinfest oder die Suche nach einem Platz zum Entspannen auf der Elberadtour sind oft Buchungsgründe.
Sehr gute Nachfrage
Gut gebucht sind auch die beiden rollstuhlgerechten Zweibettzimmer bei Regine Mende in der Pension Britta auf dem Buchholzweg. Von einem gleichbleibend guten Zustrom spricht Jürgen Mende. Die Gäste hier wollen einfach ihre Ruhe haben in der idyllischen Umgebung. Aus Dresden habe sich noch niemand gemeldet und über die Bettensteuer beschwert.
Und selbst wenn es die Steuer auch in Radebeul gäbe, würde sie in der Dresdner Fassung bei Britta nicht greifen. Denn wer in Gästezimmern oder Ferienwohnungen im Stadtgebiet insgesamt weniger als fünf Plätze bereitstellt, muss keine solche Steuer zahlen.