Dresdens OB: Fußball als Corona-Bumerang?

Dresden. Die Stadt steht vor weiteren Lockerungen in der Corona-Krise. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) kann diesen viel Positives abgewinnen, wie er nun in einem SZ-Gespräch sagte. Aber er sieht auch eine erhebliche Gefahr auf Dresden zukommen. Denn dadurch könnten laut Hilbert die Infektionszahlen wieder deutlich steigen.
"Ich freue mich, dass dieses Mal so frühzeitig informiert wird", sagt Hilbert zu den Lockerungen, die mit dem Bund vereinbart wurden und dass Sachsen diese in Teilen nicht sofort umsetzt. "Das gibt allen Beteiligten die notwendige Vorbereitungszeit", so der OB.
Über das Coronavirus informieren wir Sie laufend aktuell in unserem Newsblog.
"Ich gehe zumindest davon aus, dass vom Land die dazugehörige Verordnung am kommenden Dienstag veröffentlicht wird", fordert Hilbert. Dann sei genügend Zeit, beispielsweise für die Gastronomen, ihre Öffnungen vorzubereiten und Hygienekonzepte dafür abzustimmen. "Ich habe immer gesagt, dass ich dafür bin, die Öffnung der Gastronomie nach Himmelfahrt zu erlauben oder deutlich davor." Dies am Freitag, vor einem Wochenende und einige Tage vor Himmelfahrt zu tun, sei "klug".
Es sei auch richtig, nicht nur Ferienwohnungen, sondern auch Hotels wieder zu ermöglichen, Gäste zu empfangen. "Die Situationen sind vergleichbar. Für die Essensbereiche werden klare Regeln benötigt und die Zimmer oder Wohnungen haben jeweils eigene Toiletten, die Hygiene ist dort gut einzuhalten", meint Hilbert.
"Die Fußballfans werden vor die Stadien strömen"
Deutlich kritischer sehe er das mit den "Geisterspielen" der ersten und zweiten Bundesliga, die auch Dynamo Dresden betreffen. "Die letzten Spiele vor dem Corona-Shutdown haben sich als Hort der Infektionen erwiesen", so Hilbert. "Etwas Ähnliches befürchte ich für Dresden."
"Die DFL macht sich hier einen schlanken Fuß", kritisiert der OB weiter. Die Deutsche Fußball-Liga organisiert und vermarktet die beiden höchsten Spielklassen im Deutschen Fußball. "Sie schließt die Stadien und verlagert das Problem nach draußen", erläutert Hilbert. "Die DFL muss auch vor die Stadien schauen, das haben wir im Präsidium des Deutschen Städtetages besprochen und fordern dies ein."
Mehr zum Coronavirus:
- Corona: Was jetzt in Dresden wichtig ist (SZ+)
- Weiteres Corona-Todesopfer in Dresden (SZ+)
- So viele Patienten werden beatmet (SZ+)
- Erfüllt Dresden die Bedingungen für Corona-Lockerungen? (SZ+)
- Heftige Kritik an Schulöffnung in Dresden (SZ+)
- Dresden bekommt ein weiteres Autokino (SZ+)
- Neustart mit Fragezeichen für Kosmetikerin (SZ+)
"Die Fußballfans werden vor die Stadien strömen oder gemeinsam in Biergärten schauen, die kurz davor öffnen", sagt der Oberbürgermeister. "Das ist das Gefährlichste, was passieren kann."
Er werde sich dem fügen und Spiele in Dresden nicht untersagen. "Aber das Problem wird auf die Polizei und das Ordnungsamt abgewälzt", befürchtet Hilbert. Diese müssten die Hygienevorschriften des Landes umsetzen, also 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen halten, und an Versammlungen, zu denen auch das gemeinsame Fußball-Schauen gehört, dürfen maximal 50 Menschen teilnehmen. "Zumindest bis zum 18. Mai", so Hilbert. Denn ab dann dürfen sich wieder maximal 999 Menschen versammeln, wenn sie den Abstand einhalten. Dann gilt nur das Verbot für Großveranstaltungen ab 1.000 Teilnehmern bis zunächst Ende August.
"Mir käme so etwas nicht in den Sinn", stellt Hilbert klar. Er verstehe diese Ausnahme für den Profi-Fußball nicht, während in anderen Sportarten wie Handball, Volleyball und einigen mehr die Saison abgebrochen wurde.
"Ich habe Angst, dass wir uns in Dresden wieder höhere Fallzahlen 'einkaufen'. Diese Regelung für den Fußball kann für uns zum Corona-Bumerang werden." Dynamo startet am 17. Mai in Hannover wieder in den Spielbetrieb. Eine Woche später soll das Heimspiel gegen Greuther Fürth steigen. Spätestens dann wird es für Dresden relevant, wie die Biergärten und Bars rund um das Stadion vor Corona geschützt werden können.
Nachrichten und Hintergründe zum Coronavirus bekommen Sie von uns auch per E-Mail. Hier können Sie sich für unseren Newsletter zum Coronavirus anmelden.