Von Jan Lange
Ein bisschen Wehmut klingt aus seinen Worten heraus, wenn Jan-Andreas Dukino von den Anfängen des Herrenwalder Schützenvereins erzählt. In der Euphorie der Wendezeit hatte sich der Verein gegründet – so wie viele andere. „Damals bestand ein riesiger Nachholbedarf“, berichtet der 67-Jährige, der mehr als zehn Jahre den Sportschützenkreis Oberlausitz/Niederschlesien geleitet hat. Um den Nachholbedarf zu decken, sei genügend Geld vorhanden gewesen. Auch für den Bau von Schützenhäusern. Ein paar Tausend Mark spielten in den ersten Jahren nach der Wende keine Rolle. Seine ehrenamtliche Arbeit im Sportschützenkreis sei dadurch enorm erleichtert worden, sagt der Waltersdorfer. „Die Wende- und Gründerzeit war die schönste und intensivste Schützenzeit“, findet er rückblickend.
Als er 1993 das 1. Treffen Sächsischer Schützenvereine organisierte und Geld gebraucht wurde, sprach er auch in der Staatskanzlei in Dresden vor. „Nach dem Gespräch, das zehn Minuten gedauert hatte, waren wir noch gar nicht richtig zu Hause angekommen, da waren bereits 55 000 Mark auf dem Konto der Gemeinde Waltersdorf eingegangen“, berichtet Jan-Andreas Dukino. Heute sei dies undenkbar. Das Geld sprudelt längst nicht mehr so – dies bekommen auch die Schützenvereine zu spüren.
Der Grund, dass er jetzt nicht mehr für den Vorsitz des Sportschützenkreises Oberlausitz/Niederschlesien kandidiert hat, war dies aber nicht. „Es muss auch mal gut sein“, begründet Jan-Andreas Dukino seinen Rückzug nach mehr als zehn Jahren. Er wolle nicht an einem Amt kleben. Deshalb hatte er schon vor zwei Jahren seinen Rückzug angekündigt. Seine Nachfolge als Kreisschützenmeister hat der Löbauer Sportschütze Stefan Holthaus angetreten.
Auf die Löbauer Schützen ist Jan-Andreas Dukino besonders stolz. Haben sie doch eine Menge Landesmeister, Deutsche Meister, Europa- und Weltmeister sowie Olympiateilnehmer aus ihren Reihen hervorgebracht. Einen von Ihnen, Christian Reitz, hatte Dukino bei den Olympischen Spielen 2012 in London live erlebt. „Das war eine tolle Stadt und eine klasse Organisation“, schwärmt der Waltersdorfer auch Monate später noch.
Unvergessen sind für Jan-Andreas Dukino auch die zwei Schützentreffen in Waltersdorf 1993 und 2007 geblieben. Beide Veranstaltungen hatte er selbst mit organisiert. Und nicht nur das: Die Idee, dass sich die sächsischen Schützenvereine an einem Ort treffen, stammt sogar von ihm. Zum Dank fand 14 Jahre nach dem 1. Schützentreffen auch das 10. Treffen wieder bei den Dukinos „vor der Haustür“ statt.
Aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem neuen Vorstand ist Jan-Andreas Dukino und seine ebenfalls schützenbegeisterte Ehefrau Margit inzwischen aus dem Herrenwalder Schützenverein ausgetreten. Dafür half er gleich in Hirschfelde, einen neuen Schützenverein ins Leben zu rufen. „Hier gibt es eine ganze Reihe Jäger, die Mitglied werden wollen“, erklärt er. Im kommenden Jahr will er das Amt des Vereinsvorsitzenden auch in Hirschfelde in jüngere Hände übergeben.
Jan-Andreas Dukino wird nach seinem Abschied als Kreisschützenmeister also so schnell nicht langweilig werden. Und Vizepräsident des Sächsischen Schützenbundes bleibt er vorerst auch. Sogar eine weitere Wahlperiode kann sich der Waltersdorfer vorstellen.
Selbst ohne Schützenverein gibt es für den Waltersdorfer genug zu tun. Ein großes Grundstück wartet zum Beispiel darauf, gehegt und gepflegt zu werden. Alle zwei Wochen betreut er zudem den Kreisjagdschießstand in Eichgraben.