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"Öffnet endlich die Spielplätze!"

Der Kamenzer Kinderschutzbund hat in der Corona-Zwangspause die Anlagen in der Stadt auf Vordermann gebracht - und nun eine klare Forderung.

Von Ina Förster
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Eddie (8) durfte ausnahmsweise zum Fototermin am Montag mit auf den Krabatspielplatz. Marita Lehmann, Chefin des Kamenzer Kinderschutzbundes, fordert im Namen vieler Eltern und Mitstreiter: Öffnet die Spielplätze wieder!
Eddie (8) durfte ausnahmsweise zum Fototermin am Montag mit auf den Krabatspielplatz. Marita Lehmann, Chefin des Kamenzer Kinderschutzbundes, fordert im Namen vieler Eltern und Mitstreiter: Öffnet die Spielplätze wieder! © Matthias Schumann

Kamenz. 20 Grad, blauer Himmel, schönster Sonnenschein. Auf dem Krabatspielplatz in Kamenz blühen die Bäume. Frischer Sand  wurde in den letzten Tagen geliefert, die mannshohe Hecke verschnitten. Auch zwei neue geschnitzte Sitz-Schweine stehen parat. Jens Opitz und Holzkünstler Frank Hohlfeld haben sie aufgebaut. Doch es ist niemand da, der sich darauf setzen könnte. Oder der im Sand buddelt. Das rot-weiße Absperrband hält die Nutzer fern: Kinder, Eltern, Großeltern.

Marita Lehmann, die Chefin des Kamenzer Kinderschutzbundes, steht traurig inmitten der blühenden Pracht. Vor Kurzem wurde der lang ersehnte Wasserlauf installiert. Der Probelauf war erfolgversprechend. Auch der Kriechtunnel darunter ist fertig geworden. Nur das Gras muss noch ein bisschen anwachsen. "Alles könnte so toll sein, wenn Corona nicht wäre", sagt Marita Lehmann. Seit mittlerweile 36 Tagen sind bundesweit sämtliche Spielplätze geschlossen. Ein schwerer Einschnitt. 

"Natürlich müssen wir die Gesetzeslage anerkennen. Aber fast täglich sprechen mich Eltern an, wann das Ganze endlich ein Ende hat", sagt Marita Lehmann. "Die Argumente werden immer dünner. Die Kinder brauchen Bewegung an frischer Luft, und müssen auch die Möglichkeit haben, miteinander zu spielen", sagt sie.  

Auch zwei neue aus Holz geschnitzte Sitz-Schweine stehen auf dem Krabatspielplatz parat.
Auch zwei neue aus Holz geschnitzte Sitz-Schweine stehen auf dem Krabatspielplatz parat. © Privat / Lehmann

Kinder brauchen andere Kinder!

Das Herz der Erzieherin blutet, wenn sie an die vielen Verbote der  letzten sechs Wochen denkt. "Kinder sind die absoluten Verlierer der Krise. Fachleute befürchten, dass die Spätfolgen immens sein werden. Das Ganze hat ja meistens erst in ein paar Jahren Auswirkungen in der Entwicklung", weiß sie. "Angst regiert, gerade bei Kindern, die noch nicht alles verstehen, denen aber täglich gesagt wird: Ihr dürft eure Freunde nicht treffen! Ihr dürft eure Omas und Opas nicht sehen! Das macht Angst. Und aus Angst erwächst ganz oft Wut. Und Wut äußerst sich in Aggressionen. Was hier fabriziert wird, ist unverständlich", sagt Marita Lehmann.

Dieser Tage schreibt sie an einem öffentlichen Brief an die Kinder der Stadt Kamenz - und sich ihre Gedanken von der Seele. "Die ersten 14 Tage der Kontaktsperre war alles ein bisschen wie Urlaub. Ich fand es  sehr schön, wie die Familien zusammenrückten. Eltern sich wieder mehr Zeit für ihre Kinder nahmen", sagt Marita Lehmann. Viele Mütter würden es als Segen empfinden, dass sie plötzlich so intensiv an der Entwicklung ihres Nachwuchses teilnehmen können. Doch die Stimmung kippe seit ein paar Wochen deutlich. 

Im Skaterpark laufen aktuell viele Reparaturen. Die Mitarbeiter des Kamenzer Kinderschutzbundes sind mit Freude bei der Arbeit.
Im Skaterpark laufen aktuell viele Reparaturen. Die Mitarbeiter des Kamenzer Kinderschutzbundes sind mit Freude bei der Arbeit. © Matthias Schumann

Ein Grund sind auch die geschlossenen Spielplätze.  "Die Isolation der Kinder tut nicht gut. Da Kitas und Schulen geschlossen sind, finden sie nirgendwo mehr Punkte, miteinander zu spielen, sich aneinander zu reiben. Es ist an der Zeit, die Plätze zu öffnen", findet Marita Lehmann. Man könne sich in den Kamenzer Anlagen - auf dem Krabatspielplatz, im Skaterpark und auf dem Lessingplatz - mit Sicherheit in angemessenem Abstand zueinander bewegen. "Die Regierung traut den Menschen einfach zu wenig Umsicht und Fürsorge füreinander zu", sagt die Kamenzer Kinderschutzbund-Chefin. Das sei schade.

Neue Spielgeräte, Bänke und drei Lkw-Ladungen Sand

Was meint die Stadtverwaltung dazu? „Kamenz ist eine kinderfreundliche Stadt, und es ist völlig verständlich, dass bei wunderbarem Sonnenschein die Frage im Raum steht, wann die öffentlichen Spielplätze wieder freigegeben werden. Derzeit ist jedoch noch unklar, wann dies geschehen kann. Wir haben in Lückersdorf, Deutschbaselitz und am Lessingplatz investiert und Spielgeräte beschafft. Ich drücke die Daumen, dass die Infektionszahlen weiter zurückgehen", so Oberbürgermeister Roland Dantz. "Wir können dies beeinflussen, indem wir die Mund-Nase-Maske verwenden. Denn offensichtlich ist, dass diese Maßnahmen neben anderen greifen. Ich wäre sehr froh – wie viele andere – wenn das Ganze bald nicht mehr so heiß gegessen wird", sagt er.

Im Skaterpark wartet jetzt eine solche neue Relaxliege auf Nutzer. Weitere Sitzmöglichkeiten für die Jugend werden aktuell aufgebaut.
Im Skaterpark wartet jetzt eine solche neue Relaxliege auf Nutzer. Weitere Sitzmöglichkeiten für die Jugend werden aktuell aufgebaut. © Matthias Schumann

Derweil wurden im Skaterpark drei Lkw-Ladungen Sand für das Beachvolleyballfeld angeliefert,  die neuen Netze sollen aufgehangen werden. Der Wasserspielplatz wird fit gemacht, und es gibt eine neue Relax-Liege, die auf Nutzer wartet. Auch weitere "Jugendbänke" rollen an.

"Noch immer haben wir auch das Kindertagsfest nicht ganz aufgegeben. Wenn es am 1. Juni nicht klappt, dann am 20. September zum Weltkindertag", sagt Marita Lehmann. Wichtig wäre es aber, die Spielplätze zu öffnen: "Je eher, desto besser!"

Drei Lkw-Ladungen Sand wurden kürzlich aufs Beachvolleyballfeld im Skaterpark aufgebracht. Alle Spielplätze und Freizeitanlagen der Stadt Kamenz wurden trotz Corona weiterhin gepflegt und aufgewertet.
Drei Lkw-Ladungen Sand wurden kürzlich aufs Beachvolleyballfeld im Skaterpark aufgebracht. Alle Spielplätze und Freizeitanlagen der Stadt Kamenz wurden trotz Corona weiterhin gepflegt und aufgewertet. © Privat / Lehmann

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