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Öffnung ja, aber sehr langsam

Tschechien lockert, die Menschen machen aber nur bedingt mit.

Von Steffen Neumann
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Bisher ist auf Caféterrassen und Biergärten wenig los.
Bisher ist auf Caféterrassen und Biergärten wenig los. © Petr Špánek

Seit Montag dürfen in Tschechien nun auch wieder Gaststätten Gäste empfangen. Allerdings bisher nur auf der Terrasse, wenn sie denn eine haben. Doch bis jetzt wird das Angebot nur zaghaft genutzt. „Das kann natürlich auch am kalten Wetter liegen. Aber ich denke, die Menschen sind noch zu vorsichtig. Sie sind noch im Corona-Modus. Ein Weg, der nicht unbedingt erledigt werden muss, fällt weg“, schätzt Vlastimil Pažourek die Situation in Děčín (Tetschen) ein. Dazu kommt die unsichere berufliche Zukunft. „Die Leute neigen zum Sparen.“ Zu den wenigen Läden, wo Schlange gestanden wird, zählen seiner Beobachtung nach die Friseure. Ihn selbst hat bisher das Wetter vom kühlen Blonden im Biergarten abgehalten.

Dass mit dem nächsten Öffnungsschritt jetzt der große Andrang losbricht, kann er auch nicht im Gebietsmuseum der Elbestadt bestätigen, wo er Direktor ist. „Wir haben seit Dienstag regulär geöffnet. Aber zu uns kommen nur vereinzelt Besucher“, sagt Pažourek. Das habe den Vorteil, dass man im Museum absolut sicher vor Ansteckungen sei, weil man einfach niemand trifft, den man anstecken könnte. „Diese Zurückhaltung der Menschen wird uns noch lange begleiten“, mutmaßt er.

Dabei hatte die tschechische Regierung aufgrund der geringen Ansteckungszahlen den Ausstieg aus den strengen Maßnahmen zuletzt beschleunigt. Seit Montag dürfen nicht nur Biergärten und Caféterrassen, Friseure und Museen öffnen, sondern auch alle Einkaufszentren und größeren Märkte, Kosmetiker und Fußpflege, Solarien, Massagesalons und die Außenanlagen von Schlössern und Burgen. Auch Sportveranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind wieder erlaubt. Die höchste tschechische Fußballliga darf am 23. Mai wieder starten.

Doch Michal Vaverka öffnet die Terrasse seines Restaurants Větruše (früher Ferdinandshöhe) mit dem hinreißenden Blick auf Ústí nad Labem (Aussig) und das Elbtal trotzdem nicht. „Dafür müsste ich das Personal aus der Kurzarbeit zurückholen“, sagt er. Vaverka wartet nun auf den letzten Öffnungsschritt am 25. Mai, wenn Restaurants endlich wieder in den Innenräumen bedienen dürfen. Da die Větruše zugleich Hotel ist, profitiert sie dann auch von der Öffnung dieser Einrichtung. Wie es da weitergeht, wagt er aber noch nicht, zu prognostizieren. „Im Moment haben wir einige Dienstreisende, das dürfen wir ja. Und das Restaurant hält sich mit Lieferdiensten einigermaßen über Wasser“, sagt er. Aber gerade das Hotel macht ihm noch Sorgen.

Bald ohne Mundschutz

Von einem Ansturm tschechischer Gäste, die ihren Urlaub nun in der Heimat verbringen müssen, spürt er nichts. „Ústí ist nicht das ausgesuchte Reiseziel für den Sommerurlaub. Wir sind nicht Südböhmen, das Riesengebirge oder Südmähren“, sagt Vaverka. Normalerweise verbringen die Gäste bei ihm einige Tage, längere Aufenthalte sind die Ausnahme. Ihm fehlen die deutschen Gäste und die Veranstaltungensbuchungen. Vor allem für Hochzeiten ist das Hotel im Jugendstil beliebt. Vaverka hofft, vielleicht in der zweiten oder dritten Runde der tschechischen Urlaubssucher dranzukommen. Doch lieber wäre ihm eine baldige Öffnung der Grenze zu Deutschland. Von dort stehen viele Bestellungen für den Sommer in den Büchern, die noch nicht storniert wurden. Doch von einer Öffnung der Grenze zu Deutschland will die tschechische Regierung nichts wissen. Bisher ist nur von der Slowakei und Österreich die Rede, wohin ab Mitte Juni wieder gereist werden darf. Vorher fällt in Tschechien erst mal die Maskenpflicht, die dann nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften gilt. Sowohl Vaverka als auch Pažourek hoffen, dass das wieder ein Stück dafür sorgt, die Tschechen aus ihren Wohnungen zu locken.

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