Von André Kaiser
Mit der Eröffnung der privaten Albertbahn Dresden-Tharandt am 1. Juli 1855 wuchs das Bedürfnis der Weiterbeförderung nach Freiberg bzw. Chemnitz, was sich zunächst positiv auf das Postamt Tharandt auswirkte. Das betraf besonders den Weitertransport von Reisenden mit der Postkutsche, aber auch den Brief- und Frachtverkehr. Aufgrund der positiven Entwicklung wurde von v. Oehlschlägel rückwirkend, zum 1. Juli 1855, eine Gehaltserhöhung um 100 Thaler auf 400 Thaler jährlich von der Oberpostdirektion genehmigt.
Ein bedenkliches Augenleiden zwang v. Oehlschlägel jedoch Ende 1858, um Dienstentlassung zu bitten. Er schlug vor, seine Postmeister -und Posthalterstelle dem Rittergutsbesitzer Käferstein aus Tharandt zu übertragen. Am 31. Januar 1859 wurde v. Oehlschlägel, wie schon sein Vorgänger, mit einer schlechten Beurteilung und jährlichen Pension von 400 Thalern entlassen. So schrieb die Oberpostdirektion Leipzig, er habe sich von jeher den postalischen Geschäften fast ganz „entzogen“, und der Zustand der Posthalterei hätte „stets zu wünschen übrig gelassen“, so dass sein „Abgang“ im „Interesse des Dienstes nur gewünscht werden kann“. Der Verkauf der Posthalterei für nur 8 000 Thaler geschah am 1. März 1859. Im selben Jahr verkaufte v. Oehlschlägel auch die Güter in Langenau an seinen ältesten Sohn Emil Richard und das Nachbargrundstück des Posthauses in Tharandt an den Buchdruckerei-Besitzer Ludwig Wilhelm Herrmann.
Bis zu seinem Tod am 17. Oktober 1859 bewohnte er mit seiner Familie das Grundstück auf der Wilsdruffer Straße 16b in Tharandt. Am 19. Oktober 1859 wurde er neben seiner ersten Frau auf dem alten Friedhof in Tharandt beigesetzt. Die Gebeine überführte man 1873 zur Familiengrabstätte auf dem neuen Friedhof an der Wilsdruffer Straße. Das Grabmal auf dem alten Friedhof blieb jedoch bis heute erhalten.
Ab 1859 wurden die Poststraßen in Sachsen, so auch die Dresden-Freiberger Chaussee, mit königlich-sächsischen Meilensteinen ausgestattet, doch schon 1862 löste die Eisenbahn in Tharandt die Postkutschen endgültig ab. Die Stadt Tharandt erwarb 1867 die Posthalterei und benutzte das Posthaus bis Ende 1929 als Rathaus. Heute ist im Gebäude das „Ärztehaus“ untergebracht. Die Wagenschuppen dienten später der Freiwilligen Feuerwehr Tharandt, und nach dem Abriss wurde ein Stallgebäude für sie umgebaut. Das zweite Stallgebäude ist, wie das ehemalige Posthaus, noch weitgehend original erhalten. Die „Postmeistersäule“ vom Tharandter Markt wurde um 1870 zum Hausbau verwendet. Die königlich-sächsischen Meilensteine spülte 1897 das Hochwasser fort. Der letzte Meilenstein dieser Chaussee blieb in Naundorf bei Freiberg erhalten. Eine Nachbildung der kursächsischen Postsäule stand seit 1964 mit dem originalen Wappenstück von 1730 im Stadtpark von Tharandt, wurde vor einiger Zeit abgebaut und soll in den nächsten Jahren wieder auf den Marktplatz zurückkehren.
Quelle: Postinspektor Willy Schöne, Langebrück (Sa.): „Carl August von Oehlschlägel, der erste Postmeister zu Tharandt, Tharandt 1933. (Die erste beiden Teile des Beitrages waren am 20. Februar und 1./2. März erschienen.)