Von Frank Oehl
Der Zusammenschluss der beiden Sparkassen Westlausitz und Pirna-Freital ist nun auch spitzenpersonell, also auf der Führungsetage vollzogen worden. Freilich mit einem überraschenden Ergebnis. Alle Vorstandsposten werden allein durch die Elbtaler besetzt. Einer am Dienstag verbreiteten Presseerklärung des Verwaltungsrates – der eigentlich erst in Gründung ist – ist zu entnehmen, dass Joachim Hoof weiterhin als Vorstandschef agiert, während seine bisherigen Mitstreiter Heribert Groh und Harald Tölle weiter hinter ihm stehen. Von Bernard Würfel, Johann Pucher und Bernd Asselmann – den Fusionsarchitekten auf der Westlausitz-Seite – ist jedenfalls keine Rede mehr. Wie SZ aus sicherer Quelle erfuhr, haben alle drei ihre Büros seit Dienstag verlassen. Als Konsequenz aus der „nicht zufrieden stellenden Entwicklung“ der ehemaligen Sparkasse Westlausitz.
Offenbar ist es jetzt nach einer Prüfung durch den Ostsächsischen Sparkassen- und Giroverband zu einer Art Offenbarungseid gekommen. Die für den Übergang in die sächsische Finanzgruppe notwendige Neubewertung auch der fusionierten Teile hatte für die ehemalige Sparkasse Westlausitz einen erheblichen „negativen Ertragswert“ für 2003 prognostiziert. Überraschend, weil aus dem Kamenzer Arkadenhof bis zuletzt eher positive Töne zu hören waren: Gemeinsam mit Pirna-Freital gehöre man zu jenen, die die Strukturprobleme konsequent angefasst haben, also mit am besten aufgestellt seien. An der verschlafenen Schließung von Filialen dürfte es dann ja auch nicht gelegen haben. Eher am verfehlten Kreditgeschäft, wie schon seit längerem hinter vorgehaltener Hand in Kamenz gemunkelt wurde. Auch bei den Wertpapieren hat der alte Vorstand offenbar glücklos agiert.
Was nun? Die Kamenzer Landrätin Petra Kockert (CDU), zeigte sich auf SZ-Nachfrage enttäuscht von der aktuellen Entwicklung. „Wir können wohl nur froh sein, dass wir mittlerweile in Freital-Pirna aufgegangen sind.“ Weitere Auswirkungen auf das Filialnetz seien in der Westlausitz nicht zu erwarten, allerdings sei noch unklar, wie sich die jetzt gezeigte wirtschaftliche Schwäche auf der Fläche des Landkreises Kamenz und der kreisfreien Stadt auswirken werde. Zum Beispiel bei der Vereins- und Projektförderung über die beiden Stiftungen für Jugend/Sport sowie Kultur. Erstere sollte im zweiten Halbjahr gegründet werden – und als Vorsitzender war Bernard Würfel im Gespräch. Ist diese Personalie nun auch überholt?
Von offizieller Vorstandsseite war nichts weiter Erhellendes zu hören. Allerdings verwies ein Pressesprecher in Pirna auf die Bilanzpressekonferenz am 10. Juni. Der Pirnaer Landrat Michael Geisler (CDU), der auch als Chef des Verwaltungsrats fungiert, beruhigte gegenüber SZ die Gemüter: „Wir stehen zur Fusion.“ Die Eckwerte im Gesamthaus seien respektabel. Die Einlagen der Kundschaft seien sicher. Die Stiftungen sollen im gesamten Gebiet wirksam werden.