Von Mareike Huisinga
Spartanisch ist die Einrichtung von Michael Jäpel. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Couchgarnitur und wenige Schränke. Seit gut zwei Monaten lebt der 38-Jährige im betreuten Wohnheim des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB)“ in Pirna. Unwohl fühlt sich Michael Jäpel hier nicht, aber vorher war es eben doch anders und besser. Vorher war vor dem 9. August, dem Tag, an dem er einen Schlaganfall erlitt und seit dem er halbseitig gelähmt ist.
„Das ist wie ein Bruch in meinem Leben, der mich total rausgerissen hat.“ Denn in seiner Wohnung im sechsten Stock konnte er natürlich nicht bleiben. Michel Jäpel benötigt Hilfe. Allein um nach draußen zu gehen, braucht er jemanden, der seinen Rollstuhl schiebt.
Aber auch finanziell ist der Hartz-IV-Empfänger auf Unterstützung angewiesen. Deshalb hat er jetzt über den ASB einen Antrag bei der „Aktion Lichtblick“ gestellt. „Was fehlt, ist vor allem ein Bett“, sagt Michael Jäpel und zeigt auf die Metallliege, die in der Ecke steht. „Es ist nur ein Notbehelf, zu weich und zu niedrig.“
Beim Aufstehen hatte er neulich versucht, sich an dem Rollstuhl hochzuziehen, der aber wegrutschte, dass es fast zum Unfall kam. Außerdem benötigt Jäpel eine Spüle – momentan wäscht seine Mutter in einer gelben Plastikschüssel das Geschirr ab –, einen Herd, eine Waschmaschine sowie zusätzliche Schränke. Beim Sozialen Möbeldienst hat er auch angerufen, um allerdings zu erfahren, dass ein Bett rund 70 Euro kostet, Anlieferung noch nicht im Preis inbegriffen.
„Das ist für mich nicht erschwinglich.“ Denn Michael Jäpel erhält monatlich 347 Euro von der Agentur für Arbeit. Davon gehen noch 70 Euro für die Miete drauf, 35 Euro für den ASB, 40 Euro sind Stromkosten. Bleiben unterm Strich rund 200 Euro, wovon allerdings auch einige Medikamente gezahlt werden müssen, denn Michael Jäpel ist Diabetiker. „Große Sprünge sind da nicht drin, eigentlich gar keine“, sagt der junge Mann leise und schaut auf seine Tasse Kaffee.
Ohne die Hilfe seiner Mutter würde es überhaupt nicht gehen. Jeden Tag besucht sie ihren Sohn, um zu kochen und den Haushalt zu ordnen. Auch Weihnachten feierte er mit seiner Familie, nämlich zusammen mit Bruder und Schwester bei der Mutter, die unweit vom ASB-Heim wohnt.
Allerdings ohne Geschenke. Dafür reichte das Geld nicht. Was vielleicht auch nicht das Wichtigste für Michael Jäpel ist: „Unsere Familie hält zusammen, das ist entscheidend.“ Bei diesen Worten wischt sich der Mann mit der linken Hand verstohlen die Augen.
Nach einer Lehre im Bereich Phonotechnik arbeitete Jäpel in verschiedenen Berufsfeldern, unter anderem als Tierhelfer, Installateur und Fenstermonteur.
Seit 1997 ist er arbeitslos. Sämtliche Bewerbungen waren erfolglos, und dann kam im Spätsommer noch der Schlaganfall dazu. Dennoch steckt Michael Jäpel den Kopf nicht in den Sand, sondern hat Pläne für die Zukunft: „Zunächst muss ich gesund werden, dann will ich mir eine Arbeit suchen und irgendwann mit meiner Freundin in eine Wohnung ziehen. Mein Ziel ist, selbstständig zu leben, ohne auf Hilfe anderer angewiesen zu sein.“