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„Ohne motivierte Mitarbeiter ist man ein armer Tropf“

Als „größtes Glück“ in seinem langen Berufsleben empfindet Chefarzt Dr. Wolfgang Reuner (64) die neue Klinik für Anästhesie- und Intensivtherapie im Klinikum Bautzen-Bischofswerda. „Wesentliche Wünsche und Vorschläge sind berücksichtigt worden“, erinnert sich Reuner an den Planungsprozess.

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Von Heiko Engel

Als „größtes Glück“ in seinem langen Berufsleben empfindet Chefarzt Dr. Wolfgang Reuner (64) die neue Klinik für Anästhesie- und Intensivtherapie im Klinikum Bautzen-Bischofswerda. „Wesentliche Wünsche und Vorschläge sind berücksichtigt worden“, erinnert sich Reuner an den Planungsprozess. Herausgekommen sei etwas „Extrafeines“: So stehen die Betten beispielsweise unter „Deckenpendeln“. Auf diesen Metallarmen sind Metzgete und Infusionen montiert, kein Apparat muss mehr auf dem Fußboden abgestellt werden. Dann der neue geräumige „Aufwachraum“ für frisch Operierte. Schwestern beobachten dort die Patienten, bevor sie ins Krankenzimmer gebracht werden.

Als Reuner am 1. Mai 1972 im damaligen Bautzener Kreiskrankenhaus ankam, gab es weder Deckenpendel noch einen Aufwachraum, und im Korridor kamen keine zwei Betten aneinander vorbei. Vor seinem Wechsel war der Mediziner zwei Jahre lang Oberarzt am Görlitzer Krankenhaus gewesen. Dort hatte er 1957 seine Ausbildung begonnen. Heute wird der Chefarzt in den Ruhestand verabschiedet.

In Bautzen steckte die Abteilung für Anästhesie- und Intensivtherapie noch in den Kinderschuhen, als Reuner eintraf. Sie war erst Ende der 60er Jahre gegründet worden. „Eine große Tat“, blickt der Facharzt zurück. Denn zum Standard gehörte eine solche Abteilung im Krankenhaus-Alltag noch längst nicht. Auch computergesteuerte Messgeräte für Puls, Atmung oder Blutdruck kamen höchstens in den kühnsten Träumen vor. Der Arzt musste beobachten: Wurde der Kranke „blau“, konnte etwas nicht stimmen. Beim Operieren kam das Narkosegas auch nicht aus einer Leitung in der Wand, sondern aus einer zehn Liter-Gasflasche im OP-Saal. Dauerte die Operation lange, wurde mitunter eine zweite gebraucht. „Da waren Kunstgriffe nötig, so dass der Patient nicht aufwacht“, sagt Reuner. Aber so war das eben. „Wir haben die Patienten ordentlich versorgt“, trotz aller Einschränkungen.

Mit immer modernerer Technik wuchsen nicht nur die Möglichkeiten der Ärzte. Auch die Patienten wurden älter. „Durch neu entwickelte Narkosemethoden werden Operationen besser überstanden.“ Verändert haben sich außerdem die Krankheitsbilder. In den 70er Jahren hatte es Reuner oft mit geplatzten Magengeschwüren zu tun. Die sind mittlerweile selten, weil es inzwischen spezielle Medikamente gibt. Heute sind es gerade Durchblutungsstörungen oder vermehrt Krebs, weswegen Menschen operiert werden. Kommen die Kranken dann in Reuners Abteilung, muss er mit seinen Ärzten und Schwestern die lebenswichtigen Funktionen aufrecht erhalten. „Ein aufwändiger Prozess.“

Moderne Technik und großzügige Räume sind zwar wichtig. Entscheidend ist aber auch das Engagement der Mitarbeiter. „Es kommt auf Ärzte und Schwestern an, die nicht auf die Uhr sehen.“ Reuner wurde nicht enttäuscht, hatte immer „motiviertes und qualifiziertes“ Personal. „Ohne motivierte Mitarbeiter ist man ein armer Tropf.“