Von Wolfgang Zimmermann
Jetzt müsst ihr aber ernsthafte Gesichter machen“, bedeutet Regisseur Marc Thomas den etwa zwanzig Mädchen und Jungen, die auf ein Unfallopfer herunterschauen. Das wird vorerst noch durch eine Aktentasche dargestellt. Der erste Tag eines aufregenden Wochenendes für etwa vierzig Schüler und Gymnasiasten der Radebeuler Mittelschule Kötzschenbroda und des Vitzthum-Gymnasium Dresden hat gerade erst begonnen. Und alles, was hier passierte, war erst gestern Abend zu Ende. Dann nämlich, als die letzte Klappe für den Radebeuler Teil des Films „Sanitätsdienst in Sachsen“ gefallen war. Bisher sind schon Aufnahmen bei ganz praktischen Ereignissen wie dem Kirchentag oder während der „Bunten Republik Neustadt“ gedreht worden. Knut Randau ist Bereichsleiter beim Landesvorstand des Vereins „Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.“ Er ist während der gesamten zwei Drehtage in Radebeul vor Ort präsent und er ist Mitinitiator des Projektes „Schulsanitätsdienst in Sachsen“. Integriert in das Projekt sind vorerst fünf Gymnasien – darunter „St. Afra“ in Meißen oder das „Augustum“ in Görlitz und eben die Mittelschule Kötzschenbroda in Radebeul.
Unterstützung durch die Lehrer
Dass die Auswahl für den geeignetsten Ort zum Filmdreh ausgerechnet auf Radebeul fiel, kann Knut Randau exakt begründen. „Die Unterstützung der Schulleitung und der Lehrer hier ist absolut Spitze“ erklärt er. Und fügt hinzu „Wo gibt es das denn noch, dass der Schulleiter den Sonntag opfert, um uns und der Produktionsfirma hier im Schulgebäude alles zugänglich zu machen.“ Und setzt scherzhaft hinzu: „Und das alles, obwohl er selbst nicht vor der Kamera stehen wird.“
Bei den Schülern ist das schon was anderes. „Es haben sich viel mehr gemeldet, als wir brauchen können“ erzählt Thomas Pfitzke, einer der beiden Geschäftsführer der „Artificial Illusions Film“ Dresden – einer aus dem Dresden-Fernsehen hervorgegangenen jungen Filmproduktionsfirma, die sich dem speziellen Bereich der Werbefilme und von Firmen-Imagefilmen verschrieben hat.
Regisseur Marc Thomas ist sein Geschäftspartner und er hat an diesen beiden Tagen in Radebeul so etwas wie die künstlerische Hauptverantwortung. Es hat beim Film zwar jeder seine Aufgabe – die Assistenten, die Maskenbildnerin, der Kameramann – jedoch die etwa vierzig jungen Statisten zu dirigieren, grenzt an Schwerstarbeit. Die aber zeigen endlos Geduld, was im Alltag gewiss nicht zu ihren Stammtugenden zählt. So sind dann Nicole, Bianca, Claudia, Oliver, Elisa, Patrick, Sarah, Robert, Holger und die anderen zu wahren Musterschülern avanciert, die so von ihren Eltern sicher kaum wiedererkannt worden wären.
Am Sonntag wird eine Ausbildungsstunde zum Sanitäter in der Aula der Schule gedreht. Fabian, ein Gymnasiast aus dem Vitzthum- Gymnasium und dort Mitglied einer Theatergruppe, spielt den Leiter einer Gruppe zukünftiger Sanitäter. Auf Grund seiner Theatererfahrung hat er eine Sprechrolle bekommen.
Filmarbeit besteht zu 80 Prozent aus Warten – und angesichts dieser Tatsache ist es schon merkwürdig, mit welcher Engelsgeduld das Jugendliche hinnehmen.
In einer Szene spielen alle mit und es erscheint außerdem das Unfallopfer. Das heißt im bürgerlichen Leben Maren Ihle, ist 19 Jahre jung, und gehörte 1999 zu den ersten in der Kötzschenbrodaer Schule, die an einer Schulsanitäterausbildung teilnahmen. Sie ist heute selbst Ausbilder.
Alles wirkt wunderbar echt
Als Unfallopfer hat sie eine Platzwunde am Knie, die in der Ausbildung sachkundig behandelt wird. In Wahrheit ist das natürlich eine geschminkte Wunde und Maren Ihle hat deshalb auch keinerlei Schmerzen. Aber es wirkt auf dem Monitor eben alles wunderbar echt. So wie es sein soll.
„Die Schule wird eine Kopie des Films als Videokassette bekommen und wir werden dann die Eltern zu einer Präsentation einladen“ erzählt Schulleiter Beirich gerade. Wird aber schon wieder gerufen, weil das Unfallopfer zu tief sitzt. Ein Unterbau wird gebraucht. Vier Schüler rennen zur Turnhalle hinüber und holen zwei Teile eines Turnkastens. Ohne auch nur ein Zeichen des Unmuts, eifrig und eilfertig bei der Sache. „Ach wenn doch an jedem Schultag die Kamera dabei wäre“ denkt angesichts solcher Beflissenheit bestimmt so mancher Lehrer.
Dann ist der Feierabend erreicht; großes Lob vom Filmteam an die Schüler. „Gute Disziplin, professionelle Arbeit“ – solche Worte gehen wie Öl runter und mancher kokettiert schon mit einer Filmberühmtheit vom Schlage eines Brad Pitt.