Von Frank Seibel
Freundlich hebt sich das orangefarbene Hemd gegen das Grau des Tages ab. Freundlich und ein bisschen verschmitzt schaut auch das Gesicht über dem offenen Kragen. Unter dem Schreibtisch stecken Beine in Jeans und Füße in hellen Sportschuhen. Über einer Stuhllehne hängt eine gefütterte Lederjacke.
Es ist ein ungewohntes Bild, das Matthias Schmidt da abgibt. Immerhin sitzt er in einem großen Büro in der Zittauer Außenstelle des Landratsamtes auf dem Stuhl eines Amtsleiters – und es ist sein Stuhl. „Natürlich gibt es auch Anlässe, bei denen ich Anzug und Schlips trage“, sagt der 44-Jährige. Aber an ganz normalen Arbeitstagen zieht er sich so an, wie er sich selbst am wohlsten fühlt. „Die Leute, die zu mir kommen, sollen nicht das Gefühl haben, dass ihnen ein distanzierter Schnösel gegenübersitzt.“
„Ich will als normaler Mensch auftreten.“ Denn die Leute, die zu ihm kommen, sind in der Regel keine Schlipsträger. Es sind Menschen in einer Notlage. Matthias Schmidt leitet das Sozialamt des Kreises Görlitz. Wie viele der 290000 Bürger im Landkreis seine Kunden sind, weiß er nicht. Aber es sind viele. Allein 2000 Sozialhilfe-Empfänger, davon 300 Rentner, deren Rente nicht zum Leben reicht.
Neu ist eine Aufgabe, für die bislang die Landesdirektion in Dresden zuständig war: Wer einen neuen Schwerbehindertenausweis braucht, ist jetzt beim Landratsamt richtig. Obwohl Matthias Schmidt äußerlich nicht wie ein Amtsleiter auftritt, sieht sich der gebürtige Zittauer doch ganz als Verwaltungsmenschen. Nach seinem vierjährigen Ökonomiestudium an der Zittauer Hochschule hat er schon 1991 in der Sozialverwaltung angefangen. Seit 1996 ist er Amtsleiter und war im Kreis Löbau-Zittau auch für die Schulen zuständig.
„Ich mag Verwaltungsarbeit“, sagt er schmunzelnd. „Ich weiß, dass das viele für trocken halten. Aber ich habe hier täglich mit Menschen zu tun – und jeder Tag ist anders.“ Das liegt zum einen daran, dass sich die Gesetze und Vorschriften ständig wandeln. Zum anderen gehören spontane Besucher zum Alltag. „Wenn sich jemand mit einer Beschwerde an mein Büro wendet, versuche ich, sofort persönlich mit ihm zu sprechen.“ Und obwohl er und seine 63 Mitarbeiter tagtäglich mit Not und Schicksalsschlägen zu tun haben, lässt sich Matthias Schmidt den Optimismus nicht nehmen. „Es gibt bei allen Dingen mehr positive Seiten als negative“, sagt er und unterstreicht das gerne mit farbigen Hemden.
Das Geld der Allgemeinheit
Natürlich weiß Matthias Schmidt, dass nicht alle Kunden glücklich und zufrieden sein Amt verlassen. „Das ist einfach so, wenn es um Geld geht.“ 95 Prozent der Leute, akzeptierten es aber, dass die Verwaltung genau prüfen muss, wer Anspruch auf finanzielle Hilfe hat und wer nicht. „Wir vergeben ja hier das Geld der Allgemeinheit.“ Man muss nur, betont er, vernünftig mit den Leuten reden.
Kontakt: Hochwaldstraße 29 in Zittau; Postanschrift: Sozialamt, Landkreis Görlitz, Landratsamt, Postfach 30 01 52, 02806 Görlitz.
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