Von Kerstin Fiedler
Ruhig steht Tobias Neumann auf dem Damm hinter dem Tauerwiesenteich bei Förstgen. Neben ihm die aufmerksame altdeutsche Schäferhündin in der Farbrichtung Fuchs. Hinter ihm 300 Schafe. Die Köpfe gesenkt, fressen sie Gras. Im hinteren Teil der Herde sind sie schon satt, schätzt der Schäfer ein. Dort wird schon wiedergekäut.
Tobias Neumann ist Schäfermeister beim Förderverein für die Natur des Biosphärenreservats. Die Schäferei ist neben der Umweltbildung eines der wichtigsten Standbeine des Vereins. Insgesamt gibt es 600Tiere in verschiedenen Herden. Wie groß die jeweils sind, hängt von der Fläche ab, auf der sie stehen. Annett Hertweck, Geschäftsführerin des Fördervereins, ist stolz auf ihre Schäfer. Neben Tobias Neumann sind das Thomas Stille und Azubi Meike Biskop. Alle drei wissen, dass die Schäferei kein Wochenende oder keine Feiertage kennt. „Da teilen wir uns ein, jeder ist mal dran“, sagt Tobias Neumann. Zu Weihnachten werden deshalb die Tiere auf eine Koppel gebracht, auf der sie über die Feiertage bleiben. Wenn kein Schnee kommt. „Wenn es nur so ein bisschen schneit, ist es nicht so schlimm“, sagt Neumann. Nur, wenn es so viel wird wie im vergangenen Jahr, dann wird es kritisch. Denn dann kommen die Tiere nicht mehr ans Futter. Doch momentan sieht es so aus, als ob jeden Tag jetzt nur ein bisschen weitergekoppelt werden muss. Was heißt, dass der Zaun um die Fläche immer nur ein Stück weitergerückt wird. Die Tiere müssen nicht von Fläche zu Fläche getrieben werden. – Plötzlich kommt Bewegung in den hinteren Teil der Herde. Tobias Neumann macht das nicht nervös. „Die Tiere merken, dass etwas anders ist: Neue Menschen, Autos, da kehren sie eben mal um“, sagt er. Wohl wissend, dass am anderen Ende des Damms ein Zaun steht, an dem die Schafe nicht weiterkommen. Der Herdentrieb wirkt. Nach kurzer Zeit kehren auch die vorderen, gerade noch neugierig dreinblickenden Moorschnucken um.
So ein wenig scheint die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium hier am ruhigen Ufer des Tauerwiesenteichs lebendig zu werden. Die Schäfer als Hirten – ja, so einbisschen fühlen sie sich auch. Aber ansonsten ist es eben Arbeit.
In Sproitz steht zum Beispiel eine andere, kleinere Herde. Da werden die fünf Böcke jetzt rausgenommen. „Damit machen wir einen Schnitt, um zu wissen, bis wann wir mit Nachwuchs rechnen können“, erklärt der Schäfermeister. Fünf Monate tragen die Schafe.
Flächen unter Naturschutz
Der Förderverein hat eine Fläche von 285Hektar, 200Hektar davon werden mit den 600Schafen beweidet. „Die meisten Flächen stehen unter Naturschutz. Wir müssen die Besonderheiten beachten und dementsprechend die Schafe dafür einteilen“, sagt Annett Hertweck. So ist die kleinste Fläche kleiner als ein halbes Fußballfeld. Die größte Fläche liegt bei Bärwalde und ist 60Hektar groß. Für jedes Teilstück gibt es einen Pflegeplan.
Per Telefon verständigen sich die Schäfer. Die Koppel für die Weihnachtszeit ist vorbereitet. Tobias Neumann geht der Herde langsam voran. Die Schäferhündin schaut zu ihm auf. Ihre Aufgabe ist es, aufzupassen, dass kein Schaf vom Weg abkommt. Manchmal muss sie die Tiere auch wieder zusammenholen. Das ist anstrengend für den Hund. Aber dafür muss er Weihnachten ja nicht so viel laufen, wenn die Schafe in ihrer Weihnachtskoppel stehen.