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Ohne Stress bei MTS im Stadttheater

Kabarett. Die Band feierte in der Lessingstadt ihr 33-jähriges Jubiläum.

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Von Magdalena Rasch

Als „makaber, taktlos aber sauber“ beschreiben sich die Jungs von MTS, oder besser die nun etwas gediegenen älteren Herren, wie es Thomas Schmitt, der Hauptsänger, -texter und Moderator der 1973 gegründeten Ostberliner Band am Sonnabendabend im Kamenzer Stadttheater gern selbst zugibt. Das Publikum solle ihnen doch verzeihen, dass sie sich mit zunehmendem Alter für jede einzelne Zugabe nicht mehr „herausklatschen“ lassen und lieber die Wege sparen wollen.

Bei der Zugabe waren die Zuschauer dann auch nicht enttäuscht. Vereinzelt konnte manch ein MTS-Liebhaber sogar die Texte der bekanntesten Lieder, wie „Ein Pferd wie du und ich“, mitsingen. Anfangs war das durch die Generationen gemischte Publikum zwar noch nicht ganz aufgetaut, aber die dann erzeugte Stimmung im Saal stand und fiel mit Schmitt, der im Dialog mit seinen beiden Schlagzeug- und Gitarrekumpanen, Mike Schafmeier und Herbert Treichel, geschickt Lieder mit kabarettistischen Inhalten zu verbinden verstand.

Witzig und amüsant

Ansonsten war das 33-jährige Bühnenjubiläumsprogramm – logischerweise mit „3und3zig“ tituliert – geprägt vom aktuellen Album, ältere Songs würden erst nach Wunsch gespielt, wobei Schmitt einschränkend bemerkte, „der Abend verkürze sich ungemein, wenn ihr Stücke aussucht, die auch von uns sind.“ Von verkürzt konnte allerdings bei diesem über zwei Stunden andauernden Kabarettabend keine Rede sein. Die Frage, als was sich MTS selbst sieht, ob als Kabarett, moderne Komödianten, Liedermacher oder Bänkelliedsänger, war schlicht mit dem Begriff „Liedkabarett“ beantwortet. Auch MTS, deren Bezeichnung sich von Jahr zu Jahr mit Wörtern wie „Mut, Tatendrang und Schönheit“ erweitern ließ, erfuhr im Musikgeschäft Höhen und Tiefen, wie auch andere Ostbands nach der Wende, bis 1993 das neue Programm zum 20-jährigen Bühnenjubiläum Erfolg verhieß und es noch Zuhörer gab, die die original Amigamusik hören wollten, mit der sie aufgewachsen waren.

Die schon lange im „Ostshowbiz“ tätigen Herren schienen kaum weniger frisch zu wirken. Wie üblich beim Kabarett kamen auch Anspielungen auf politische Hintergründe nicht zu kurz, allerdings nicht auf abgenutzte „Ostalgiebasis“, sondern auf aktuelle Bezüge, wie das von Herbert Treichel gar „anspruchsvoll“, komponierte Lied („Kommt ’ne Frau zum Arzt“) über das ach-so kostenintensive Gesundheitswesen. Die Situation des Kabaretts heutzutage ist allerdings nicht einfacher als es zu DDR-Zeiten war, so Schmitt. Früher durfte man kaum etwas kritisieren, heute ist - ja meist mit Haudraufhumor – alles möglich, was nicht immer zum Vorteil sein muss. Trotz manch profaner Banalitäten, war die Publikumsreaktion meistens dort von belustigter Art, wenn mit Wortspielen anhand eingedeutschter Anglizismen und mit Kurzgedichten um sich geworfen wurde. Aphorismen und kurze Gedichte, wie der Wassersportvers „Es ladet der See zum Bade. Zugefroren. Schade.“, sagen alles in flüchtigster Form aus und wirken dadurch eben doch oft noch am amüsantesten. In Kamenz waren Thomas, Herbert und Mike bereits einmal kurz nach der Wende aufgetreten. Als abschließende Bemerkung, sagte Schmitt, es solle nicht mehr so viel Zeit zum nächsten Auftritt verstreichen, da sie die Jüngsten nun auch nicht mehr sind.