Plötzlich ist der Spielplatz weg

Janet Langbrand und ihre Nachbarn sind entsetzt. Dass der Spielplatz hinter ihrem Haus in der Olbersdorfer Lauschestraße abgebaut wurde, können sie nicht verstehen. "Es ist für uns absolut nicht nachvollziehbar, wen der Spielplatz mit der schönen Rutsche und die umstehenden Bäume gestört hat", schreibt sie an die SZ. Im Sommer sei es nachmittags ein schönes, schattiges Plätzchen für Muttis mit ihren Kleinen gewesen. Und auch Omas saßen gern dort im Schatten, wenn die Enkel im Sandkasten spielten.
Hier konnten die Kleinsten ungestört vor größeren tobenden Kindern spielen, findet Janet Langbrand. Mit ihren eigenen Kindern ist sie hier auch oft gewesen, inzwischen sind ihre Kinder nicht mehr im Sandkastenalter. "Ich kann aber die Enttäuschung der anderen Muttis verstehen", sagt die Olbersdorferin. Die alte, sehr beliebte Drehscheibe musste nach ihren Worten schon weichen und kam nie wieder zurück an ihren alten Platz. Die Wohnungsgenossenschaft (Wogeno) Zittau als Eigentümer der Fläche bestätigt, dass der Spielplatz sukzessive zurückgebaut wurde.
Investieren oder abbauen
Am Zustand kann es nicht gelegen haben, glaubt Janet Langbrand. Die Rutsche war nach ihrer Darstellung top erhalten und die Anlage insgesamt auch immer gepflegt. Dem widerspricht aber Bernd Stieler, Technischer Vorstand der Wogeno. Bei den monatlichen Wartungen der Anlage seien Schäden festgestellt worden. Der Großvermieter habe deshalb vor der Frage gestanden, ob er in die Reparatur oder den Ersatz der Spielgeräte investiert oder sie aus Altersgründen abbaut. Man habe sich für den Abbau entschieden. Auch aus einem weiteren Grund: Bei den Wartungen seien kaum Spuren einer Benutzung festgestellt worden. Das passe zur eigenen Mieterstruktur. Über 90 Prozent der Wogeno-Mieter im Olbersdorfer Neubaugebiet haben laut Stieler keine kleineren Kinder mehr. Das Alter liege eher bei 50plus.

Dass der Spielplatz kaum genutzt werde, sieht Janet Langbrand anders. Hier haben noch in den letzten Tagen viele Kinder gespielt, berichtet sie. Und das nicht nur von den direkten Anwohnern. Gespielt haben hier ebenso Urlauberkinder aus den Ferienwohnungen, die es im Wohngebiet gibt, weiß die Olbersdorferin. Und ausgerechnet jetzt mitten im Sommer wurde den Kleinsten ihre geliebte Rutsche und Sandkasten genommen, meint die Olbersdorferin. "Das hätte man, wenn schon, auch im Herbst noch machen können, oder?"
Sie fragt sich, wie der Abbau des Spielplatzes mit dem Ziel vereinbar ist, für junge Familien ein attraktives Umfeld zu schaffen. Kinderfreundlich sei diese Art von Rückbau jedenfalls nicht, findet Janet Langbrand. Sie ärgert auch, dass im Vorfeld nicht darüber informiert wurde, dass der Platz weichen soll. "Sicher hätten sich da viele Anwohner zusammengetan und für den Erhalt etwas gespendet", glaubt Janet Langbrand. "In jedem Fall hätte man hier noch nach einer anderen Lösung suchen können."
Wogeno erneuert andere Spielplätze
Die Wogeno sieht sich aber nicht in der Verpflichtung, für andere Mieter des Wohngebietes einen Spielplatz vorzuhalten. Denn wenn Fremden etwas passiert, müsse die Wohnungsgenossenschaft haften. Zudem verursache die Spielfläche Kosten, sei es in der Verwaltung oder durch die regelmäßige Wartung. Bernd Stieler und Wogeno-Vorstandsvorsitzender Michael Martin wollen sich nicht als Spielplatz-"Vernichter" darstellen lassen. Die Wogeno investierte nach ihren Worten auch in Spielplätze - nur eben an anderer Stelle, wie zum Beispiel an der Randstraße im Zittauer Westen.
Dass nicht auch in Olbersdorf investiert wurde, sei der Tatsache geschuldet, dass es nur wenige Hundert Meter von der Spielfläche an der Lauschestraße einen weiteren Spielplatz am Heizhaus gebe. Janet Langbrand hält diesen aber keineswegs für eine Alternative. Und erklärt warum: "Der Heizhausspielplatz hat nur ein Klettergerüst, keine Sandecke mehr. Dieser ist eher für Kinder ab der Grundschule geeignet." Auch schattige Sitzplätze sucht man hier vergebens. Stieler verweist darauf, dass an der Lauschestraße noch ein weiterer Spielplatz der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) Olbersdorf existiert. "Es ist also nicht so, dass es keine Möglichkeiten zum Spielen mehr gibt", sagt er.
Hinter dem Haus gibt es jetzt nur noch einen dreckigen Erdhaufen mit Wiese und Wäscheplatz, beschreibt Janet Langbrand den Zustand, nachdem der Abbau des Spielplatzes abgeschlossen war. "Es war einfach auch eine wirklich optisch ansprechende Hinterhofgestaltung, als die, die nun zurückgelassen wurde." Auf der Fläche werde Gras eingesät, erklärt Stieler. Bezüglich der Sitzbänke kündigt er Ersatz an. Am kleinen Weg zwischen den Wohnhäusern soll eine Bank aufgestellt werden. Sie stehe nur wenige Meter von der alten Spielfläche entfernt.