SZ +
Merken

Olbersdorfer Paar feiert Diamantene Hochzeit

Bei einer Unfallbehandlung lernen sich Waltraud und Heinz Mönch kennen. Das ist nun 60 Jahre her.

Teilen
Folgen

Von Rolf Hill

Fast wie ein frisch verliebtes Paar strahlen sich Waltraut und Heinz Mönch an – nach immerhin 60 Ehejahren, oder genau deshalb. „Es waren schwere, aber vor allem schöne Zeiten“, sagen sie einstimmig. Nun, am Tag ihrer Diamantenen Hochzeit, ist eine gute Gelegenheit zurückzublicken.

„Es war so etwas wie Glück im Unglück, dass wir uns überhaupt begegnet sind“, erzählt der 87-jährige Jubilar. Nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft im Dezember 1949 fand er einen Arbeitsplatz als Einrichter im Olbersdorfer Funkwerk. 1951 kam es zu einem Betriebsunfall. Ein Bohrer brach ab, Splitter spritzten ihm ins Auge. Er suchte die Augenklinik von Dr. Sommer auf der Zittauer Neustadt auf. Da sah er die Waltraud. Nach zarten Kontakten und Rendezvous habe man sich schließlich soweit zusammengerauft, dass er sie aus der Klinik holen und in das heimische Olbersdorf entführen konnte, sagt er mit verschmitztem Lächeln. Während er – geboren in Neustadt – mit seinen Eltern schon seit 1939 hier wohnte, hatte Waltraut das Los der Vertriebenen zu ertragen.

„Meine Geburtsort liegt in Pommern“, berichtet die 83-Jährige. „Meine Eltern hatten dort einen Hof und betrieben Landwirtschaft, bis wir 1945 weggejagt wurden.“ Das Schlimmste für sie ist nach all den Jahren noch immer die Trennung der Familie. Den Vater sah sie danach nie wieder. Auch ihre damals neun und 13 Jahre alten Brüder wurden weitertransportiert. Durch glückliche Umstände fand man sich aber doch wieder. 1947 mussten sie dann endgültig Polen verlassen, landeten zuerst in Oderwitz und fanden schließlich Aufnahme in Mittelherwigsdorf.

Das „Zusammenraufen“ kann übrigens nicht sehr lange gedauert haben: Bereits nach zwei Jahren, am 23. Mai 1953, gaben sie sich das Ja-Wort. 1957 und 1960 wurden die beiden Söhne geboren. Inzwischen gehören zur Familie drei Enkel und ein Urenkel. Die längste Zeit ihres gemeinsamen Lebens wohnten Waltraut und Heinz Mönch in der ehemaligen Kummermühle, der heutigen Ernst-May-Straße 47. Dort war auch eine Zweigstelle des Oybiner Modellbaus ansässig, in dem Waltraut bis zur Rente Eisenbahnwaggons dekorierte. Ein völlig neuer Abschnitt begann 2009 mit dem Umzug in die Betreute Wohngemeinschaft „Goldener Herbst“ an der Olbersdorfer Südstraße.

Zuerst hätten sie ja immer gesagt: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr“, räumen beide ein. Und dort waren ja die guten Nachbarn, Freunde und Bekannte. Doch all das haben sie inzwischen hier längst wiedergefunden. Hinzu kommen die gute Betreuung und verschiedenste Dienstleistungen sowie der fantastische Ausblick vom Fenster über den See zu Töpfer, Hochwald und Lausche. Langeweile kennen sie auch jetzt im fortgeschrittenen Alter nicht. Beide lieben das Reisen, wenn sie auch inzwischen auf große Urlaubsziele wie Kanada, Kuba, Mittelasien und Tunesien verzichten. Während Waltraut sich um den Haushalt kümmert, sitzt Heinz gern am Computer, um seine vielen Fotos zu bearbeiten oder wieder eine neue Glückwunschkarte zum Geburtstag eines Mitbewohners zu entwerfen. Und dann ist da noch der Chor, dem er angehört. Der bringt jedem Geburtstagskind auf Wunsch ein Ständchen. Aber zu den schönsten Momenten gehören nach wie vor die gemeinsamen Spaziergänge am See.

Was sie sich für die Zukunft wünschen? Da sind sie sich einig: „Noch möglichst viele Jahre, in denen man gemeinsam gut laufen und klar denken kann!“