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Oldie-Parade vor Schlosskulisse

Schönfeld war Station bei der Rallye Elbflorenz – 150 historische Vehikel drehten am Samstagmorgen hier ihre Runde.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Schönfeld. Die Neorenaissance-Fassade von Schloss Schönfeld gab am Samstagmorgen den perfekten Hintergrund für Schnappschüsse von diversen Automobil-Oldtimern ab. „Viel besser als am Straßenrand“, sagt Heidi Kirstein. „Hier fahren sie erst mal ein Kringel, und man hat Zeit, sich die Besten auszusuchen.“

Bürgermeister Hans-Joachim Weigel (l.) und Sonja Sattke im Barockkostüm neben dem Mercedes von Jürgen Weigel (Beifahrer) mit Steffen Weigt am Steuer.
Bürgermeister Hans-Joachim Weigel (l.) und Sonja Sattke im Barockkostüm neben dem Mercedes von Jürgen Weigel (Beifahrer) mit Steffen Weigt am Steuer. © Anne Hübschmann

Die Neuseußlitzerin setzt auf der Starterliste akribisch ein Kreuz hinter jeden bereits durchgefahrenen Oldtimer, während ihr Mann Dietmar mit der Kamera zugange ist. „Sind das nicht herrliche Autos“, schwärmen die Kirsteins. „Diese Qualität, diese Langlebigkeit – und dazu noch die fantastische Kulisse!“

Zum dritten Mal bereits ging die Rallye Elbflorenz der Sächsischen Zeitung über die Bühne – diesmal von Dresden aus in Richtung Norden – zum Lausitzring und wieder zurück. 150 Oldies nahmen die 265 Kilometer lange Strecke in Angriff. Unterwegs gab es jede Menge Wertungsprüfungen zu absolvieren. Im Schönfelder Schlosshof bekamen die Teilnehmer bei einem kurzen Stopp allerdings nur einen Kontroll-Stempel aufgedrückt.

Viele Schaulustige an der Strecke

Währenddessen versuchte Bürgermeister Hans-Joachim Weigel, die attraktivsten Fahrzeuge auf sein Tablet zu bannen. „Wir waren 2011 ja schon Gastgeber für die Sachsen Classic“, erinnert er sich. „Damals gab es einen längeren Halt mit einer richtigen Oldtimerschau im Schlossgarten.“

Aber auch der Kurzaufenthalt zog am Sonnabend jede Menge Schaulustige an. Die erfreuten sich nicht nur an den historischen Karossen, sondern auch an den Motoren- und Signalhornklängen, die die historischen Gefährte so von sich gaben. Der 100 Jahre alte Dodge von Matthias Broda war schon eine halbe Stunde vor den anderen Rallyeteilnehmern auf die Strecke gegangen und machte mit seiner quäkenden Hupe auf sich aufmerksam. Die Besatzung hatte sich zeitgemäß kostümiert und streute über ein Megafon launige Sprüche in die Menge.

Der Melkus RS 100 von Hans-Jürgen Lahn stellte mit seinem satten Auspuffröhren jeden Porsche in den Schatten. Und selbst Trabi-Knattern wurde in Schönfeld ausgiebig beklatscht. Kein Wunder stammte doch Frank Mühle, der Fahrer des 600er-Kombis mit der Startnummer 62, aus dem benachbarten Lampertswalde.

Der Großenhainer Dieter Puls hatte sogar seinen eigenen Oldie mitgebracht. Das kultige Rollermobil Isetta von BMW wurde auf dem Schönfelder Schlosshof ausgiebig bestaunt und auch ein bisschen belächelt. Lässt es sich doch wie ein Kühlschrank öffnen – das Lenkrad schwenkt mit der Fronttür nach vorn. Kaum zu glauben, dass das zweisitzige Vehikel in den 1950er Jahren ein absolutes Erfolgsmodell war. Der gute Absatz half dem bayerischen Fahrzeughersteller damals sogar aus einer Finanzkrise.

Warum Puls nicht selbst bei der Rallye mitfährt? „Die Strecke ist für die Isetta einfach zu lang“, lächelt der Großenhainer. „Mehr als 70 Kilometer mache ich damit nicht.“ Natürlich habe er schon an diversen Ausfahrten teilgenommen, und überall sei der 85 Kilometer pro Stunde schnelle Kabinenroller Publikumsliebling. „Absolut straßentauglich und zuverlässig“, sagt der Großenhainer. Da brauche selbst der TÜV nicht so genau hinzugucken.

Exoten unter den Oldie-Fans

Mit dem Wildenhainer Jürgen Weigel war bei der Rallye Elbflorenz ein erfahrener Lokalmatador am Start. Gemeinsam mit Co-Pilot Steffen Weigt absolvierte der passionierte Oldtimer-Sammler die Strecke in einem Mercedes SL 190 Cabrio, Baujahr 1956. „Neun Wertungsprüfungen, drei Runden auf dem Lausitzring und dazu die lange Fahrstrecke – das grenzte schon an Stress“, sagt er. Als Entschädigung dafür habe die Tour durch eine wunderschöne Landschaft geführt, einschließlich der Kulisse der Schlösser Schönfeld, Großkmehlen und Lindenau. „In Lindenau war wahrscheinlich die gesamte Bevölkerung auf den Beinen“, schwärmt Weigel, der bereits zum dritten Mal an der Rallye Elbflorenz teilnahm.

Mit seinem Rucksack und der Isomatte auf dem Rücken ist Wolfgang Bienert der Exot unter den Oldie-Fans auf dem Schlosshof. „So ein Ereignis darf man sich nicht entgehen lassen“, sagt der Jakobs-Weg-Pilgerer, der in der Schönfelder Herberge übernachtet hat. Der 72-Jährige ist auf dem Weg nach Hessen; am Abend will er es bis Skassa geschafft haben. „Eigentlich sollte ich längst unterwegs sein“, seufzt Bienert. Am Ende bleibt er, bis auch der letzte Elbflorenz-Oldie den Schlosshof passiert hat.