Mini-Open-Air unter Corona-Bedingungen

Neukirch. Am kommenden Montag geht's für Matteo Schwarzbach nach Berlin. Der Sohlander wird dort sein Abi machen und gleichzeitig eine Ausbildung zum Hotelfachmann absolvieren.
Vorher wird im Neukircher Valtental aber noch einmal groß gefeiert. Das erste Festival "WeGoApart with Art" an diesem Donnerstag und Freitag ist eine Art Abschied und Verpflichtung zugleich, der Oberlausitz nicht den Rücken zu kehren, sondern die Verbindungen aufrecht zu halten und wieder zu kommen. Wenn's gut läuft, im nächsten Jahr zur zweiten Auflage des Festivals. Und im besten Fall, um nach ein paar Jahren in der schönen weiten Welt in der alten Heimat beruflich und privat Wurzeln zu schlagen.
Bühne für junge Bands aus der Region
Dieses Anliegen teilt Matteo mit den beiden Neukirchern Sebastian Richter und Johannes Paul Richter. Jeder von ihnen ist 17 Jahre jung. Alle drei hören gern Musik, spielen Gitarre und - wenn sich die Gelegenheit bietet - auch in einer Band. Sebastian will nach seinem Freiwilligen Sozialen Jahr ebenfalls nach Berlin, um in der Gastronomie-, später vielleicht auch der Veranstaltungsbranche einzusteigen. Johannes Paul wird nächstes Jahr sein Abi am Wilthener Kant-Gymnasium machen.
Nicht nur die Musik schweißt die Drei zusammen, sondern seit Ende vergangenen Jahres auch ein ehrgeiziges Projekt: das Open Air "WeGoApart with Art", das vor allem jungen Bands aus der Region, aber auch aus Dresden eine Bühne geben will. Ziel sei es, Menschen zusammenzuführen, junge Künstler zu fördern und Spaß zu teilen, sagen die Organisatoren.
Als im November 2019 die Idee entstand, war an Corona noch nicht zu denken. Doch die drei jungen Leute nahmen auch diese Hürde. Sie sprachen mit der Gemeinde Neukirch, erarbeiteten ein Hygienekonzept und reichten es beim Gesundheitsamt ein. Bis zu 400 Gäste dürfen mitfeiern auf der weitläufigen Wiese nahe des Neukircher Georgenbades, wo sonst immer das Motorradtreffen stattfindet.
Nicht jeder hatte es den jungen Leuten anfangs zugetraut
Seit Mittwoch wird aufgebaut: die Bühne, der Backstage-Bereich, die Imbissstände, an denen nur vegetarische und vegane Speisen verkauft werden. Wer will, darf zelten.
Nicht jeder habe es ihnen zugetraut, ein solches Festival auszurichten, berichten die Jugendlichen. Als sie anfangs bei den Ämtern vorsprachen, hatten sie den Eindruck, dass sie nicht sofort ernst genommen wurden.
Doch das sollte sich schnell ändern. Auf Nachfragen konnten sie präzise antworten, und man merkte schnell: Hinter der Idee steht ein Konzept.
Möglich ist das nur dank vieler Helfer. "Unsere Eltern stehen hinter uns. Sonst würde es gar nicht funktionieren", berichtet Matteo Schwarzbach. Sein Vater besorgte die Bühne und die Technik. Der Vater von Johannes Paul Richter sorgt als Elektromeister für den Strom. Freunde helfen beim Aufbau und während der Veranstaltung. 25 bis 30 Helfer werden im Einsatz sein.
Restkarten für spontane Besucher
Der Neukircher Jugendverein Valtenbergwichtel, die Initiative "Hoch vom Sofa!" der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (CDU) unterstützen das Festival.
Dank der sozialen Medien und der guten Vernetzung der drei Organisatoren waren die Karten innerhalb kurzer Zeit so gut wie ausverkauft. "Groß werben mussten wir nicht", sagen sie. Es gibt noch Restkarten, so dass es sich lohnt, auch spontan ins Valtental zu kommen.
Das Festival beginnt am Donnerstag 19 Uhr (Einlass ab 15 Uhr) und am Freitag um 15 Uhr zeitgleich mit dem Einlass. Gespielt werden Pop, Funk, Rock, Hip Hop, Electronic ... Gebucht sind die Bands Steaming Animals, Nostro, Girlwoman, Joelemi Fly, Albertin Dahous, Lucie Vuittong, Lélé Limited, DerReehle und RichtigFertig. Kurzporträts der Bands findet man auf Facebook. Der Eintritt für beide Tage kostet 24 Euro, für einen Tag 15 Euro.
Neben dem Spaß will das Festival die Botschaft aussenden, dass es sich auch auf dem Land gut leben lässt. "Freiraum gibt es genug, nur gestalten muss man ihn", schreiben die drei Organisatoren in einer Pressemitteilung. Sie freuen sich, dass das Open-Air auch unter den jetzigen Bedingungen stattfinden darf. Vielleicht wird es ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender. Eins haben sie schon erreicht: "Unsere Freundschaft ist in den vergangenen Monaten noch fester geworden."
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