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Orchesterklänge aus der Orgel

Kann man Orchesterwerke auf einer Orgel interpretieren, sie erlebbar machen? Wieland Meinhold bewies es am Sonntag in der Christuskirche Bischofswerda. „Es war schön und kurzweilig“, meinte ein Besucher am Konzert ende.

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Von Crista Vogel

Kann man Orchesterwerke auf einer Orgel interpretieren, sie erlebbar machen? Wieland Meinhold bewies es am Sonntag in der Christuskirche Bischofswerda. „Es war schön und kurzweilig“, meinte ein Besucher am Konzert ende. Mit Orgelbearbeitungen von Orchesterwerken des 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart unterhielt der 1961 in Halle geborene, an der Weimarer Hochschule für Kirchenmusik ausgebildete Wieland Meinhold die Gäste. Er war Meisterschüler für Cembalo bei Prof. Hans Pischner und Ruth Zechlin in Berlin, konzertierte in 35 Staaten aller Erdteile und erhielt 2001 seine Berufung zum Universitätsorganisten im thüringischen Erfurt.

Großes Spektrum

Feinsinnig heiter floss eingangs eine eher knappe Orgeltranskription von Johann Gottfried Walther über ein Torelli-Concerto ins blau-weiß gehaltene Gotteshaus, bevor der Organist einführende Bemerkungen zu den Stücken machte. Seine Eigenkomposition „Homage â Sebastian“, drei Orgelmetamorphosen über das „Kyrie“ aus Bachs Orgelmesse folgte. Fahles Orgelmelos verwandelte sich in dramatisches Aufbegehren, fiel scharf ins Kirchenschiff.

Opernausschnitte aus der „Zauberflöte“, aus „Hänsel und Gretel“ oder „Die Meistersinger von Nürnberg“ boten stimmungsreiche Vielfalt: Chorisch-meditative Mozartschönheit versöhnte ebenso, wie der verklärt himmlische „Abendsegen“ aus Humperdincks Oper. Wagners Festmusik dagegen ließ dank strahlend virtuos gestalteter Leitmotivik zauberhaft romantische Musikbilder bis zu Walthers Preislied aufblühen und alle Orgelregister samt Interpreten beben. Das war Hör- und Seherlebnis für Emporenbesucher.

„Das große Tor von Kiew“ aus Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ wuchs mächtig auf. Virtuose Orgelkaskaden glänzten und leuchteten gewaltig.

Die „Finlandia“-Tondichtung von Jean Sibelius (1865 bis 1957) gab sich in Kurzfassung hymnisch und mit romantischen Anklängen. Bis ins Heute reichten die Beiträge. „Tango primavera portenta“ von Astor Piazzolla (1921 bis 1992) bewies die Konzertfähigkeit des farbenreichen Tanzes.

Wenig Publikum

Ohrwurmfeeling in „Pomp and Circumstance“ nach Edward Elgar (1857 bis 1934) beendete mit Wohlfühlstimmung, hohem Bekanntheitsgrad und virtuosen Finessen die Konzertstunde in der Christuskirche. Sie tat sogar der Orgel gut und ließ die wenigen Gäste herzlich applaudieren.