SZ +
Merken

Organspende darf kein Tabu-Thema sein

über die Notwendigkeit, sich zu entscheiden

Teilen
Folgen

Jana Ulbrich

Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand eines Tages auf eine Organspende angewiesen sein könnte, ist um ein vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit, einen Hirntod zu erleiden und so zum potenziellen Organspender zu werden. Jeder von uns sollte sich darüber klar sein. Und jedem sollte auch klar sein, was eine Organspende überhaupt ist. Viele wissen viel und hören viel. In Schlagzeilen steht das Wort „Skandal“, und schon sinkt die Spendenbereitschaft in Deutschland um 12,8 Prozent.

Das ist eine verheerende Entwicklung für die Betroffenen, vor allem für diejenigen, die wissen, dass sie sterben werden ohne ein Spenderorgan.

Organspende darf deswegen – gerade jetzt – kein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft sein. Wir müssen darüber reden – in der Schule, am Familientisch. Eine sachliche und umfassende Aufklärung über dieses ethisch sehr sensible Thema ist wichtig – durch die Krankenkassen, die Krankenhäuser, den Hausarzt. Und ganz wichtig ist es, dass jeder für sich selbst eine Entscheidung trifft, dass er sie möglichst schriftlich dokumentiert – und dass darüber auch die nahen Angehörigen Bescheid wissen.

Dann nämlich würde es schon heute etwa ein Drittel mehr Spenderorgane geben. Denn immer noch wird von den Angehörigen jede dritte mögliche Organspende abgelehnt – nur weil sie sich am Ende nicht sicher sind, wie der Verstorbene in dieser Sache für sich selbst entschieden hätte.